Von Tina Soltysiak
Steina.
Laut heult der Motor auf. Der Drehzahlmesser zeigt fast 7 000 Umdrehungen pro Minute an. Und trotzdem fährt Thomas Piva noch im ersten Gang. Den Beifahrer drückt es bei der rasanten Fahrt über die Dorfstraße in Steina in die Sitze, im Bauch kribbelt es. Piva schaltet, brettert weiter und bremst dann abrupt, um zu wenden. Nicht minder schnell führt die Fahrt zurück zum Ausgangspunkt – dem Festplatz am Gemeindehaus.
Thomas Piva ist Mitglied im Döbelner Verein Pisten-Raudis. Seine Eltern wohnen in Steina. Dort ist am Sonnabend zum mittlerweile siebten Mal Sommerfest gefeiert worden. Erstmals sind die Jungs und Mädels der Pisten-Raudis dabei. „Weil die Straße abgesperrt ist, können wir überhaupt zum ersten Mal anbieten, dass die Leute bei uns mitfahren können“, erzählt Marielle Ruder. Sie hat ihr Auto zur Verfügung gestellt. Es ist ein sogenanntes Acker-Race-Auto. Mit dem fährt sie Rennen auf einem Feld – daher die Bezeichnung. Für den Straßenverkehr zugelassen ist es nicht. Aber es ist das einzige der drei Autos, die die Geschwindigkeitsliebhaber beim Dorffest präsentieren, das noch einen Beifahrersitz hat. In dem gelben Stockcar, das auf dem Foto zu sehen ist, dient ein Lichtschalter zum Starten des Motors.
Das Angebot der Pisten-Raudis ist bereits am Vormittag sehr gefragt. Als einer der Ersten hat sich Gerd Schneider mit in Marielles außergewöhnliches Gefährt gesetzt. „Ich fahre selbst seit über 50 Jahren Auto. Die Sicherheit, die Marielle beim Fahren an den Tag gelegt hat, war schon faszinierend“, sagt er. Der 72-Jährige findet es sehr anerkennenswert, dass es zu einem Dorffest solch ein Angebot gibt. Ihm hat die Fahrt Freude bereitet.
Dasselbe gilt für Kiara Uhlich. „Das war Autofahren in schnell und laut“, so das Urteil der Neunjährigen. Sie hat bei der rasanten Fahrt Kopfhörer getragen. „Die haben wir extra mitgebracht, weil es im Auto doch ganz schön laut wird“, sagt Marielle Ruder. Sie ist seit drei Jahren dabei. „Ich habe ein Acker-Race-Auto und ein Stockcar“, erzählt sie. Zum Rennsport ist sie über ihren Freund Thomas Piva gekommen. „Ich habe ein altes Auto von ihm bekommen. Das Fahren ist echt cool“, erzählt sie.
Den Verein gibt es seit einem Jahr. Die beiden vorher separaten Gruppen in Gersdorf und Döbeln haben sich zusammengeschlossen. „Wir haben bei Rennen sowieso immer zusammengestanden und uns ausgeholfen, mit Werkzeug zum Beispiel“, erzählt Ivo Römer aus Döbeln. Gern hätten sie ein Trainingsgelände. „Aber wenn uns jemand sein Feld zur Verfügung stellt, muss er es danach abmelden und darf eine Zeit lang nichts anbauen“, so Römer. Nicht nur deshalb sind sie richtig froh, dass sie zum Sommerfest in Steina ihr Können wenigstens auf der schmalen Dorfstraße demonstrieren können.
Ortsvorsteherin Carin Lau findet das auch klasse. Schließlich hat so eine Aktion kein anderes Dorffest zu bieten. Mit der Resonanz ist sie bereits am frühen Nachmittag zufrieden. „Wir haben um 12 Uhr angefangen. Da ist in den ersten zwei Stunden gut gegessen worden, und es sind schon recht viele Leute da“, sagt sie. Gegen Abend sind wohl noch einige dazugekommen. „Die Steinaer Tanzgruppe tritt auf. Es gibt ein Programm mit Sketchen. Da verkleiden sich Männer als Frauen. Das Dorffest ist immer schön, vor allem das große Feuerwerk zum Schluss“, erzählt Marielle Ruder.