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Mittagessen wird teurer

Mehrere Görlitzer Anbieter haben die Preise angehoben. Ein Grund ist, dass sie ab Januar Mindestlohn zahlen müssen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ines Eifler

Tam Le Hoang-Ngujen stellt das Gas auf große Flamme, gießt etwas Öl in den Wok, wartet fünf Sekunden und fügt dann Chili, Zwiebeln und Bambussprossen hinzu. Bis zum Abend wird das Feuer nicht mehr ausgehen. „Als wir hier 2009 anfingen, stand noch 250 Euro auf unserer monatlichen Gasrechnung“, erzählt der Inhaber des Asia-Imbiss’ auf dem Görlitzer Postplatz. „Mittlerweile liegen wir bei fast 400 Euro.“ Und nicht nur die Gaspreise sind in den fünf Jahren immens gestiegen, sondern genauso alle anderen Betriebskosten. Wasser, Strom und auch die Lebensmittel.

Deshalb ist das vietnamesische Ehepaar Tam und Thi Thao Le Hoang-Nguyen jetzt einen großen Schritt gegangen. Um 50 Cent pro Gericht haben sie die Preise erhöht, zum ersten Mal, seit sie den Imbiss übernommen haben. Mit „Gebratenen Nudeln für 4 Euro“ werben sie auf dem Aufsteller vor ihrem Geschäft. „Würden wir die Preise nicht anheben, könnten wir nicht überleben“, sagt Thi Thao Le Hoang-Nguyen. Außerdem seien sie in einer der besten Lagen der Stadt, wo die Miete höher sei als anderswo. Dass auch das Essen entsprechend kostet, verstehe nicht jeder. Einige Stammkunden seien früher zweimal in der Woche zum Essen gekommen, jetzt nur noch einmal. Manche blieben auch ganz weg. Aber der Großteil komme weiter und habe Verständnis.

So erleben es auch andere, die seit Kurzem mehr Geld fürs Mittagessen verlangen. Edwin Schneider bietet sein Drei-Gang-Menü im Wichernhaus seit voriger Woche für 4,50 statt vorher vier Euro an und begründet das hauptsächlich mit der Vorbereitung auf den Mindestlohn, der auf die Gastronomie ab Januar zukommt. Außerdem habe er die Preise schon lange nicht mehr seinen Kosten angepasst und hole das jetzt nach. Vor fünf Jahren zahlte sein Gast noch 3,70 Euro fürs Menü, danach erhöhte Schneider den Preis schrittweise. Dass sich Kunden beschweren, habe er noch nicht erlebt, sagt er. Aber ob er seine Preise bis ins nächste Jahr halten kann, hänge von denen seiner Zulieferer ab.

Das Löffelstübchen in der Theaterpassage begründet seine Preiserhöhung um zehn bis 20 Cent ebenfalls mit dem Mindestlohn. Die kleine Suppenportion kostet jetzt 1,80 Euro, die große Portion 2,80 Euro, das teuerste Gericht 3,60 Euro. Inhaberin Bianca Leonhardt sagt, ihre Lieferanten hätten die Preise jetzt schon erhöht, und auch sie selbst bereite sich darauf vor, den von der Bundesregierung beschlossenen Lohn von 8,50 Euro zu zahlen. „Wenn ich auch noch von etwas leben will, muss ich die Preise anpassen.“ Zur Information ihrer Kunden hat Bianca Leonhardt ein Schild aufgehängt, auf dem sie ihre Entscheidung begründet. „Manche haben daraufhin gesagt, sie würden sogar noch mehr für das Essen zahlen, wenn es sein müsse. Hauptsache, es schmecke.“

Für andere Essenanbieter, die ihre Preise erhöht haben, ist der Mindestlohn zwar nebensächlich, weil sie keine Angestellten haben. Aber auch sie reagieren auf die steigenden Kosten. Asiatisches Essen ist nicht nur am Postplatz teurer, sondern auch auf dem Wochenmarkt: Der Imbiss-Betreiber Vu Mai nimmt seit einigen Wochen 20 bis 50 Cent mehr für ein Essen. „Ich bin seit 1995 hier und habe seitdem noch nie die Preise erhöht“, sagt er. Aber jetzt könne er sie nicht mehr halten. Le Anh Tuan am Stand daneben verlangt bereits seit Dezember 20 bis 30 Cent mehr für seine Gerichte. Damals hatten auch die Görlitzer Dönerläden ihre Preise angehoben. Seit Januar kostet das gefüllte Fladenbrot überall 4 Euro. Der Grund hieß: steigende Betriebskosten.

Noch unbeeindruckt sind etwa die Fleischerei Homilius am Demianiplatz oder die Löffelbar in der Berliner Straße. Hier kosten die Mittagessen stabil zwischen 2,50 und fünf Euro. Doch auch hier werden die Preise ab Januar steigen müssen. „So etwa um zehn Cent“, schätzt Gabriela Horschig von der Löffelbar ein. „Um 20 Cent“, sagt Jens Homilius. „Wir hoffen, dass die Kunden das akzeptieren. Anders können wir es nicht schaffen.“Auf ein Wort