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Moralisch anrüchig, aber erlaubt

Das Wintermärchen geht weiter. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat das Halbfinale der Weltmeisterschaft verpasst, kann aber ihr Ziel immer noch erreichen. Katerstimmung nach der Niederlage gegen Katar wäre unnötig und fatal.

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Das Wintermärchen geht weiter. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat das Halbfinale der Weltmeisterschaft verpasst, kann aber ihr Ziel immer noch erreichen. Katerstimmung nach der Niederlage gegen Katar wäre unnötig und fatal. Es geht immer noch um die Chance, sich für die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Rio de Janeiro zu qualifizieren. Dabei sein ist nicht alles, aber nach der verpassten Teilnahme 2012 ungemein wichtig: für die DHB-Auswahl sowieso, aber auch für die Sportart.

Wer das Spiel nicht sehen konnte – und das konnten leider wieder die wenigsten beim Bezahlsender Sky –, winkt vielleicht ab: Ausgerechnet gegen Katar! Vor zwei Jahren nur WM-20., der bisher größte Erfolg wurde mit Platz 16 vor zwölf Jahren erzielt. Das klingt schlimmer, als wäre die Fußball-Nationalelf bei der WM in Brasilien tatsächlich an Algerien gescheitert. Aber so einfach ist die Sportwelt eben nicht mehr. Die Kleinen holen auf, Exoten drängen ins Rampenlicht – mit allen Mitteln, auch wenn die im Falle Katar moralisch anrüchig sind.

Das deutsche Team hat nicht gegen die Gastgeber verloren, sondern gegen eine hoch bezahlte Weltauswahl aus Bosnien, Montenegro, Spanien, Frankreich, Kuba, Ägypten und Tunesien. Außer einem fürstlichen Grundgehalt von monatlich 30 000 Euro sollen sie für jeden WM-Sieg 100 000 Euro einstreichen; pro Nase natürlich. Erfolg lässt sich also kaufen.

Darüber mag man schimpfen, aber: Wer es sich leisten kann… Verboten ist es jedenfalls nicht. Das Problem sind also die Regeln des Weltverbandes, die eine solche Einbürgerungskampagne zulassen. Im Fußball ist das unmöglich, auch wenn der Südafrikaner Sean Dundee im Eilverfahren einen deutschen Pass bekam, um auf der Ersatzbank zu sitzen. Der Brasilianer Paolo Rink, dessen Urgroßvater aus Heidelberg stammte, lief sogar 13-mal für Schwarz-Rot-Gold auf.

Beide hatten jedoch nie ein A-Länderspiel für ihre Heimatländer bestritten. Einige der neuen Katarer aber standen schon für starke Handball-Nationen auf der Platte. Ihre Abgezocktheit hat der jungen deutschen Truppe gestern in den entscheidenden Situationen gefehlt. Schade, aber – wie schon geschrieben – es geht weiter. Die Richtung stimmt.