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Mühlentour durchs Schwarzwassertal

Wildromantisch zeigt sich die Nedaschützer Skala. Von Bischofswerda aus ist sie sehr gut zu erreichen.

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Von Jörg Nadolny

Hier möchte ich mit der ganzen Klasse meinen nächsten Geburtstag feiern. Und da brauchen alle nur Schlumperklamotten mitzubringen!“, rief meine zwölfjährige Enkeltochter aus der Großstadt begeistert aus, als wir durch die Nedaschützer Skala wanderten. Der Wandervorschlag richtet sich deshalb auch an Eltern mit kleineren Kindern. Ich empfehle, die etwa acht Kilometer lange Tour im Hof der Mühlenschänke Spittwitz an der B6 zu beginnen – ganz konkret am dort aufgestellten Handwagen.

Pläne für eine Talsperre

Zunächst benutzt man einen Pfad am rechten Schwarzwasserufer bis zur alten Rätzemühle, in der heute noch Roggenmehl und Schrot hergestellt werden. (Die neue Rätzemühle liegt rechts.) Während der gesamten Tour haben wir das Schwarzwasser immer in Sichtweite. In Spittwitz überqueren wir die Straße Leutwitz – B6 und folgen dem Wegweiser mit rotem Kreis in die Spittwitzer Skala. Skala, ein sorbisches Wort, bezeichnet ein Durchbruchstal. Die einsturzgefährdeten Gebäude dort waren einst die Dreibäckermühle, 1844 von drei Bischofswerdaer Bäckern erbaut. Wenig später gehen wir über eine schön restaurierte Brücke von 1757 durch Wiesen, vorüber an der Häusergruppe „Skala“, zu der die im Verfallen begriffene Skalmühle, auch Köhlermühle, gehört.

Beim Blick auf den gewundenen Schwarzwasserlauf kommen Erinnerungen an die Schulzeit: Wie war das mit Gleithang und Prallhang und der ständigen Flusslaufänderung? Nach dem Überqueren einer hölzernen Brücke halten wir uns sofort links und erreichen bald das Landschaftsschutzgebiet „Nedaschützer Skala“. Auf fast 400 Meter Länge durchbricht das Schwarzwasser, einem Gebirgsbach ähnlich, ein etwa 30 Meter hohes Felshindernis. Reste eines Gebäudes sind zu erkennen, in dem einst ein „Reißwolf“, mit Wasserkraft angetrieben, Lumpen für die Textilindustrie aufbereitete. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts soll es eine Papiermühle gewesen sein. Zwei verschlossene Tunnelöffnungen erkennen wir links und rechts in den Felsen. Zwischen 1965 und 1970 sollte hier eine Talsperre errichtet werden, der linke Tunnel diente der geologischen Erkundung, der rechte sollte der Talsperren-Überlauf werden. Dann öffnet sich das Tal, wir erreichen das durch Fischwirtschaft und Schloss bekannte Dorf Nedaschütz. Seine Einwohner sind gerne zu einem Gespräch über denGartenzaun bereit. Wir benutzen am Ortseingang – hier befand sich bis 1927 eine Ölmühle – den Pfad links, gelangen zur ehemaligen Mühle und gehen auf der Straße, die Fischteiche bleiben rechts, bis zum Dorfausgang. Dort halten wir uns rechts und erreichen das Barockschloss Nedaschütz. Um seinen Erhalt bemüht sich der Schlossverein, der auch die Gaststätte betreibt. Eine Einkehr ist empfehlenswert. Der Schlossbau geht laut einer Information in der Speisenkarte auf die Gräfin Flemming zurück, deren Gatte Diplomat und Minister unter August dem Starken war. Für das erste Stück des Rückweges nutzen wir den Weg über die Felsen, der etwa 100 Meter nach dem Schloss links aufwärts führt. Von den Klippen kann man in das Durchbruchstal schauen. Der kleine Umweg endet wieder im Schwarzwassertal. Zurück geht es auf dem selben Weg, den wir gekommen sind. Den Weg schafft man in etwa zwei Stunden, aber man sollte etwas mehr Zeit einplanen. Es gibt in dieser harmonischen Landschaft viele Gründe, ab und zu einmal zu verweilen.