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Muskauer Sorben-Kultur wird wiederbelebt

In Bad Muskau wollen Engagierte die Domowina-Ortsgruppe neugründen. Erste Hürden sind bereits genommen.

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Von Andreas Kirschke

Sorbische Sprache, Kultur und Tradition sollen Bad Muskau wieder stärker prägen. „Noch in diesem Frühjahr wollen wir die Domowina-Ortsgruppe wiederbeleben. Mindestens vier Gründungsmitglieder brauchen wir“, unterstreichen Carola Geppert und Gabriele Schönfelder, Initiatoren des Gründungsaufrufs.

Im Bad Muskauer Rathaus haben sich im September 2011 Interessierte im Rahmen eines Forums vom Projekt Lausitz der Bürgerwerkstatt getroffen – unter anderen Brigitte Haraszin in der wendischen Tracht. Jetzt sind die Initiatoren einen Schritt weiter: Mit Br
Im Bad Muskauer Rathaus haben sich im September 2011 Interessierte im Rahmen eines Forums vom Projekt Lausitz der Bürgerwerkstatt getroffen – unter anderen Brigitte Haraszin in der wendischen Tracht. Jetzt sind die Initiatoren einen Schritt weiter: Mit Br

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es eine Ortsgruppe in der Stadt. Aus Altersgründen und weil viele jüngere Mitglieder wegzogen, löste sie sich damals auf. „Die Satzung der Ortsgruppe besteht aber noch. Sobald sie sich wiedergründet, wollen wir sie aktiv unterstützen“, versichert Heidemarie Richter vom Regionalverband der Domowina für das Territorium Weißwasser/Niesky. „Das reicht von Fragen zur Geschichte, Sprache, Tradition, Brauchtum bis hin zur Muskauer Tracht.“

Seitens der Stadt liegt bereits seit 2002 die „Satzung über die Förderung der sorbischen Sprache und Kultur“ vor. Darin bekennt sich der Stadtrat klar zur zweisprachigen Beschriftung, zur Förderung der sorbischen Sprache und zur Unterstützung der Kulturgruppen und Vereine bei der Pflege sorbischer Bräuche. 2011 gab es in Bad Muskau das deutsch-polnische Projekt „Geschichte erlebbar machen – unsere gemeinsamen sorbischen Wurzeln“. Gefördert wurde es durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) und die Euroregion Spree-Neiße-Bober. Von deutscher Seite engagierte sich hier der Verein Forum & Projekt Lausitz e. V. Von polnischer Seite brachten sich Vereine, Schulen, Tourismusverband, Parkführer und Archäologen ein. „Wir wollten die historischen Spuren entdecken und sichtbar machen. Sorben leben auf beiden Seiten der Neiße“, unterstrich schon damals Brigitte Haraszin, Mitgründerin des Vereins Forum & Projekt Lausitz e. V.

Die künftige Domowina-Ortsgruppe soll an das Projekt anknüpfen. „Die damals entstandene Broschüre ,Auf Spurensuche nach sorbisch-wendischen Wurzeln im Kirchspiel Muskau‘ ist eine gute Grundlage. Es gilt jetzt, sie zu ergänzen und zu überarbeiten. Dabei wollen wir mit dem Sorbischen Institut und mit der Domowina zusammenarbeiten“, sagt Carola Geppert. Zusammenarbeiten soll die Ortsgruppe auch mit dem Nepila-Hof Rohne, dem Handwerker-Museum Sagar, dem Muskauer evangelischen Pfarrer Andreas Schumann, Bürgermeister Andreas Bänder, ebenso mit dem Freundeskreis Historica Bad Muskau, dem Förderverein Fürst-Pückler-Region und der Stiftung Fürst-Pückler-Park.

„Einige Ältere sind an uns herangetreten. Sie wollen gern wieder sorbisch sprechen“, so Carola Geppert. Die Ortsgruppe, so das Ziel, sollte deshalb einen Sorbisch-Kurs organisieren. Dieser könnte auch Wissen zur Muskauer sorbischen Tracht, zur Muskauer sorbischen Sprache, Traditionen und Bräuche vermitteln. Die Ortsgruppe sollte auch dazu beitragen, dass wieder Vogelhochzeiten im Kindergarten und in der Grundschule gefeiert werden. „Wir wollen auch Kontakt mit den Chören in der Stadt aufnehmen“, haben sich die beiden Initiatorinnen vorgenommen.

Bad Muskau, so zeigt sich, hat viele sorbische Spuren. Hier gab es bis 1945 die sorbische Andreas-Kirche. Aus Bad Muskau stammen Sagen wie die „Weissagenden Eichen“ und Volkslieder wie „Chy? nehdy w holi Mužakec“. Hier gab es auch eine eigene sorbische Tracht. Dazu gehörten schwarze Schuhe, schwarzer Rock, Schürze, weiße Bluse, schwarzer Mieder, buntes Tuch, Polka-Jacke und Spitzenhaube. Typisch war die große weiße Haube mit Spitzenkranz.

2010 nähten Frauen der Bürgerwerkstatt Bad Muskau eine Tracht für Erwachsene und eine für Kinder nach alten Vorlagen. Im gleichen Jahr zeigten die Frauen die Tracht erstmals bei einer öffentlichen Nachtführung durch den Muskauer Park. An all diese Initiativen soll die künftige Domowina-Ortsgruppe anknüpfen. „Außer für die historische Aufarbeitung wollen wir uns auch für die Zukunft engagieren“, sagt Carola Geppert.

Interessierte zur Wiedergründung der Domowina-

Ortsgruppe können sich melden bei Carola Geppert und Gabriele Schönfelder. Kontakt: 01 62 3425112.

[email protected]