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Mutprobe Körtingweg in Lückendorf

Die Lückendorfer ärgert, dass die Schäden an dem Wanderweg nicht behoben werden. Doch Zittau hat dafür kein Geld.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

An dieser Stelle heißt es aufpassen, und zwar richtig. Auf der einen Seite ragt eine Felswand empor, an der ein Seil als Handlauf angebracht ist. Auf der anderen Seite geht es steil bergab. In der Mitte können Wagemutige entlangwandern, auf zwei circa 30 Zentimeter breiten Querungshilfen. Die gefährliche Passage im Zittauer Gebirge, in der Nähe von Lückendorf, ist aber kein Geheimtipp für Adrenalinsüchtige – vielmehr gehört das Wegstück zu den beliebtesten und bekanntesten Wanderwegen im Zittauer Gebirge: dem Körtingweg.

Der 150 Jahre alte, nach einem Leipziger Unternehmer und Förderer Lückendorfs benannte Weg führt vom Kammloch am Hochwald an dem Gebirgsort vorbei in Richtung Lückendorfer Forsthaus. Er ist landschaftlich sehr reizvoll und erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit. Hier führen der Oberlausitzer Bergweg und auch der Skiwanderweg Zittauer Gebirge entlang. Zumindest bei letztgenanntem Weg, dem Skiwanderweg, muss man aber sagen: führte.

Denn der Skiwanderweg ist auf diesem Teil längst verlegt worden, auf den Fußweg in der Ortslage in Lückendorf. Bei den Lückendorfern ist der Körtingweg aber nicht vergessen: „Der Weg ist schon seit fünf Jahren in diesem schlimmen Zustand. Das ist unverantwortlich, der Weg müsste eigentlich gesperrt werden“, sagt der Lückendorfer Günter Arnold. „Wieso ist die Stadt Zittau als Eigentümer der Waldflächen nicht in der Lage, den Weg ordentlich herzurichten?“, fragt er sich wie viele andere Lückendorfer auch.

Der Grund für die immensen Schäden – immerhin sorgt die Rutschung auf einer Gesamtlänge von etwa 50 Metern für Behinderungen – ist das Hochwasser im August 2010. Die Starkniederschläge, die für Hochwasser entlang von Mandau und Neiße gesorgt hatten, ließen am Körtingweg den Waldboden abrutschen. Sandiger Untergrund an dieser Stelle hat das Abrutschen des Bodens begünstigt.

Beim Forstbetrieb der Stadt Zittau kennt man das Problem: „Ein genauer Zeitpunkt, wann es zu dem Schaden kam, ist nicht mehr festzustellen,“ sagt Angela Bültemeier, Leiterin des Zittauer Eigenbetriebs Forstwirtschaft. „Erosionen dieser Art entstehen im Laufe der Zeit.“ Günter Arnold und andere Lückendorfer Einwohner können das nachvollziehen. Was sie dagegen nicht verstehen, ist, warum an den abgerutschten Stellen so lange Zeit nur auf die Querungshilfen gesetzt wurde. „Hier könnte eine ordentliche Holzbrücke hingebaut werden, die den Weg wieder sicherer machen würde“, sagt Günter Arnold. „In den Alpen gibt es solche Brücken auch, und da geht es.“

Dass der Weg in seiner jetzigen Form für Wanderer und Spaziergänger gefährlich ist, weiß man auch beim Forstamt der Stadt Zittau. Dort weiß man aber auch um die Kosten einer Wiederherstellung des zerstörten Abschnitts des Körtingweges. „Intensive Bemühungen über drei Jahre hinweg haben zu der Erkenntnis geführt, dass die Wiederherstellung des Weges in seiner ursprünglichen Form nicht förderfähig ist und die Kosten im sechsstelligen Bereich vom Forstbetrieb nicht zu tragen sind“, teilte der Forstbetrieb bereits 2013 in seiner „Waldpost“ mit.

Daran hat sich seitdem nichts geändert: „Es wird auch in Zukunft keine wesentlich anderen Baumaßnahmen am Körtingweg geben, als die Absicherung seiner Nutzbarkeit als Wanderweg“, sagt Angela Bültemeier heute. Getan werden soll auf den betroffenen Wegstücken trotzdem etwas: Die Ausspülung werde in den kommenden drei Wochen bearbeitet, teilt die Stadt Zittau mit. Dabei sollen der Weg in den Hang verlegt und eine Querungshilfe eingebaut werden. Die Kosten dafür belaufen sich laut Stadt zwischen 1 500 und 2000 Euro.