Von Miriam Steimer
Dresden. Der 84-jährige Bruno Pol versteht die Welt nicht mehr. Seit über zwanzig Jahren zeltet er im Strandbad Wostra. Er gehört zu den Nackt-Campern, die aus dem Bad vertrieben werden sollen. Im Juni hielten sie ganz unerwartet eine Kündigung in der Hand: Die Stadtverwaltung verlängert die Standgenehmigung nicht.
Die 77-jährige Christina Pol findet das ungerecht und sagt: „Jahrelang schon kriegen die ihr Geld und nie gab es Ärger.“ 7000 Euro zahlen die 16 Nackt-Camper pro Jahr. Jetzt spekulieren sie, warum das Sportstätten- und Bäderamt auf diesen Betrag verzichten kann. Das Angebot, auf den nahe gelegenen Campingplatz umzuziehen, bezeichnet die FFK-Gemeinde als lächerlich. Dort könnten sie ihre Freie Körper Kultur nicht ausleben. „Die wissen ganz genau, dass wir dort nicht hingehen. Das Angebot wurde uns schon öfter gemacht“, sagt die 69-jährige Monika Schramm, die ebenfalls zu den Nackt-Campern gehört.
Die Stimmung in der FKK-Gemeinde ist schlecht: Eine Kündigung ohne plausiblen Grund finden die Camper nicht in Ordnung. Auch auf die eingereichten Widersprüche und den Vorschlag, auf eigene Verantwortung zu bleiben, reagierte niemand.
Die Kündigung kommt vom städtischen Bäderbetrieb. Abteilungsleiter Andreas Schütz sagt: „Die Nackt-Camper sind ein Relikt aus DDR-Zeiten. Wir sind gerade dabei, ein neues Bäderkonzept zu erarbeiten. Da wird klar: Rein rechtlich ist es unmöglich, dass in einem öffentlichen Bad gezeltet wird. Dafür gibt es keine juristische Grundlage.“
Umziehen wollen die Camper aber auf keinen Fall. Beim letzten Hochwasser waren die sieben Campingwagen und das Zelt unter Wasser, deshalb kann man sie nicht mehr versetzen. Monika Schramm sagt: „In unserem Alter bauen wir nichts Neues mehr auf. Müssen wir weg, verschrotten wir alles.“