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Nahverkehr im Speckgürtel

Der VVO will die Strecke Dresden-Königsbrück attraktiver machen und ist nun einen Schritt weiter.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Königsbrück. Es ist ein gewohntes Bild. Die Städtebahn aus Dresden hält am Bahnhof in Königsbrück. Pendler steigen aus und setzen sich in ihr Auto, Schüler springen in den nächsten Bus und Königsbrücker schlendern hinunter in die Stadt. Die Bahn gehört zu Königsbrück wie das denkmalgeschützte Viadukt. Es könnte aber auch anders kommen. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) will die Verbindung zwischen Dresden und Königsbrück attraktiver machen und prüft dabei auch eine Variante, die ganz ohne Zug auskommt.

Zwei Möglichkeiten stehen nach einem längeren Auswahlprozess noch zur Debatte. Die erste Variante sieht vor, dass die Straßenbahn künftig bis Ottendorf-Okrilla fährt und Pendler mit Bussen weiter nach Laußnitz und Königsbrück fahren. Eine weitere Variante schlägt vor, die Bahnverbindung insgesamt zu beschleunigen und den Zug weiterhin bis nach Königsbrück zu führen (SZ berichtete). Die Bürgermeister von Laußnitz und Königsbrück haben ganz klare Präferenzen. „Die Welt hört nicht hinter Ottendorf auf. Erst kommt die Heide und dann viel Leben“, sagt der Königsbrücker Heiko Driesnack (CDU). Er möchte, dass die Zugverbindung der Stadt erhalten bleibt. „Der Speckgürtel von Dresden dehnt sich aus und ein vernünftiger Nahverkehr ist dabei richtungsweisend und zukunftsfördernd“, sagt er.

Der VVO hat die beiden Varianten in einer Studie erarbeitet und nun noch einmal in einer Kosten-Nutzen-Analyse prüfen lassen. Die Planer der Verkehrsconsult Dresden-Berlin GmbH kommen dabei zu dem Ergebnis, dass sich beide Verbesserungsvorschläge für die Strecke lohnen würden. Die Vorteile der Straßenbahn-Variante liegen dabei vor allem in der guten Anbindung der Gemeinde Ottendorf-Okrilla an das Stadtgebiet von Dresden. „Wer auf der Königsbrücker Straße arbeitet, kommt so schneller ans Ziel“, sagt der Pressesprecher des VVO, Christian Schlemper. Länger unterwegs sind aber die Fahrgäste, die in einen anderen Dresdner Stadtteil fahren wollen. „Und die lange Reisezeit ist ja schon jetzt ein Nachteil“, sagt der Sprecher.

Straßenbahn könnte weitere Kunden locken

Die Planer haben errechnet, dass die Straßenbahn-Variante trotzdem 1 700 neue Kunden locken könnte. Ein Vorteil wären die niedrigen Betriebsaufwendungen, ein Nachteil wiederum die hohen Investitionskosten von rund 40 Millionen Euro. Die Variante der schnelleren Zugverbindung bis nach Königsbrück wäre in dieser Hinsicht deutlich günstiger. Der Umbau der Strecke könnte rund sieben Millionen Euro kosten, hat man berechnet. Der Betrieb würde aber teurer werden. Bisher müssen die Regionalzüge durch Ottendorf-Okrilla sehr langsam fahren, am Haltepunkt Süd legen sie zudem eine Pause ein, um auf den entgegenkommenden Zug zu warten. Der Umbau der Strecke könnte die Reisezeit nach Dresden um fünf bis zehn Minuten verkürzen.

Der VVO würde das mit der Taktverdopplung kombinieren. Die Kunden in Ottendorf-Okrilla bekämen damit die Chance, jede halbe Stunde in die Landeshauptstadt zu fahren. Die Königsbrücker und Laußnitzer könnten weiterhin jede Stunde in den Zug steigen. Die überraschende Erkenntnis der Planer: Diese Variante könnte ebenfalls 1 700 neue Fahrgäste für die Strecke bringen. „Das wären aber andere als bei der Straßenbahnvariante“, sagt Christian Schlemper. Die Zugverbindung spreche vor allem die an, die schnell die Dresdner Bahnhöfe erreichen wollen.

Entscheidung bleibt offen

Die Planer haben die Vor- und Nachteile beider Varianten in der Kosten-Nutzen-Analyse präzisiert. Eine Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten ist aber noch nicht gefallen. „Wir wollen jetzt mit dem Freistaat über die mögliche Finanzierung beider Varianten sprechen“, sagt Pressesprecher Christian Schlemper. Die Fördermittel, die für die Baumaßnahmen eingeworben werden können, haben damit ein wichtiges Wort dabei mitzureden, welche Variante letztendlich umgesetzt wird.

Der Verkehrsverbund belässt es aber nicht bei der Fördermittelsuche. Er will auf die Gemeinden zugehen, Informationen austauschen und Varianten diskutieren. Ein Vertreter des Verkehrsverbundes wird in den nächsten Wochen so an einer Ausschusssitzung in Ottendorf-Okrilla teilnehmen. Eine ähnliche Veranstaltung ist in Königsbrück geplant. „Ich könnte mir vorstellen, dass man auch die Gemeindevertreter von Laußnitz und Neukirch dazu einlädt“, sagt Bürgermeister Heiko Driesnack. „Das ist allerdings bisher nur eine Idee.“

Einen offiziellen Zeitrahmen, in der die Entscheidung fallen soll, gibt es noch nicht. Manche sprechen von einem Jahr, andere glauben, dass die Abwägung noch länger dauert. „Es ist ein Prozess, der weitergeht“, sagt VVO-Vertreter Christian Schlemper.