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Neubauprojekt Lessingschule vorgestellt

Im Kamenzer Bauausschuss wurde über die 30-Mio-Investition informiert. Ein Stadrat ließ kein gutes Haar dran.

Von Frank Oehl
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Diese Visualisierung des Kamenzer Planungsbüros zeigt die Ansicht des künftigen Gotthold-Emphraim-Lessing-Gymnasiums von der Oststraße aus. Der moderne Anbau an die denkmalgeschützte Lessingschule wird deutlich abgestuft, was auch von unten gesehen dem hi
Diese Visualisierung des Kamenzer Planungsbüros zeigt die Ansicht des künftigen Gotthold-Emphraim-Lessing-Gymnasiums von der Oststraße aus. Der moderne Anbau an die denkmalgeschützte Lessingschule wird deutlich abgestuft, was auch von unten gesehen dem hi © PGN

Kamenz. Zum ersten Mal wurde in dieser Woche die Vorplanung für das neue Lessinggymnasium in Kamenz öffentlich vorgestellt. Im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss. Amtsleiter Valentin Opitz für den Landkreis Bautzen als Bauherr und Rainer Dittmer für die Planungsgruppe Neumann (PGN) nutzten die Gelegenheit, den aktuellen Stand zu präsentieren. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagte Opitz, der in drei Jahren immerhin etwa 30 Millionen Euro bewegt. Einschließung der Sanierung des Hauses in der Saarstraße. Dort werde mittlerweile fleißig gebuddelt, damit die 2. Oberschule rechtzeitig wieder runter kann, bevor es am gymnasialen Standort Henselstraße so richtig ernst wird.

Gewisse Verzögerungen in der Planung habe es gegeben, weil die Stadt ja die Einrichtung der Stadtbibliothek in das Erdgeschoss des Schulanbaus vorgeschlagen hat, so Opitz. Damit entsteht nun ein vierstöckiges Gebäude, das mit dem Verbindungstrakt aber durchaus architektonisch-anspruchsvoll wirkt. Vor allem durch die geschickte Abstufung ins leicht abfallende Gelände gelingt es, die gewollte Dominanz des denkmalgeschützten Altbaus von allen Seiten zu gewährleisten – auch von der Hoyerswerdaer Straße aus. Das ergebe ein gutes Miteinander der Baustile, heißt es.

Während der energetisch und brandschutztechnisch bereits sanierte Altbau vor allem die Klassenräume und die berühmte Aula beherbergt, ist der Anbau den Fachkabinetten vorbehalten. Im leicht eingerückten vierten Stock soll insbesondere der künstlerische Bereich Platz finden, der ja für bestimmte Projekte auch die Dachterrasse nutzen könnte. Der Anbau wird im Gelände auch in den jetzigen Baumbestand eingreifen, aber eher moderat, was natürlich Ausgleichspflanzungen einschließt.

Die Diskussion im Bauausschuss wurde vor allem durch die Wortmeldung des Stadtrates Jörg Stern (Bündnis 90/Die Grünen) geprägt. Sie ist auch deshalb wichtig, weil Stern ja selbst Lehrer am Lessinggymnasium ist. Er ließ kein gutes Haar am Projekt. Der Neubau ist zu klein, weil er keine Vierzügigkeit gewährleiste, das verwendete Raumbauprogramm sei völlig veraltet. Es gebe keine Räume für Fachschaft, Sozialarbeiter und Beratungslehrer. Auch eine angemessene Unterrichtsvorbereitung werde verwehrt, der Schulhof biete viel zuwenig Platz pro Schüler – und Integration sei praktisch unmöglich. Aber besonders kritisch sei zu bewerten, dass bisher nicht ein einziger Vorschlag der Lehrerschaft in die Ausführungsplanung aufgenommen worden sei.

Ideen aus der Lehrerschaft

PGN-Geschäftsführer Dittmer hielt entgegen, dass keinesfalls ein veraltetes Bauprogramm angesetzt wurde. Die Klassenzimmer seien sogar größer als in anderen Neubauten. Den Anbau habe man um acht Meter nach unten verschoben, wodurch ein 2400 Quadratmeter großer Innenhof entstünde – mit zwei grünen Klassenzimmern, eines davon sogar überdacht. Auch die Bibliothek und deren angebundene Terrasse seien selbstverständlich barrierefrei zu erreichen. Viele Ideen der Lehrerschaft seien unmittelbar eingeflossen und erst zuletzt acht von neun Vorschlägen des Schulleiters umgesetzt worden. Im Übrigen gebe es genügend Erweiterungsflächen, falls doch noch in einigen Jahren vierzügig ausgebaut werden müsste.

Die Fundamentalkritik von Stadtrat Stern wurde von keinem Ausschussmitglied geteilt. Für die Stadtbibliothek meldete sich die Leiterin Marion Kutter zu Wort: Mit dem Einbau ins Gymnasium entstünde die wohl schönste „Schulbibliothek“ im Freistaat, die selbstverständlich auch diverse Arbeitsbereiche für Lehrer und Schüler biete.