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Neue A14-Brücke übers Muldental

Mehr als vier Jahre soll der Bau der neuen Brücke dauern. Anwohner hoffen auch auf Lärmschutz.

Von Maria Fricke
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Im Zuge des Baus der A14 wurde Anfang der 1970er-Jahre die Überführung bei Nerchau errichtet. Nun sie muss abgerissen und neu gebaut werden.
Im Zuge des Baus der A14 wurde Anfang der 1970er-Jahre die Überführung bei Nerchau errichtet. Nun sie muss abgerissen und neu gebaut werden. © Dietmar Thomas

Exakt 342 Meter misst die Autobahnbrücke über das Muldental bei Grimma. Die Aussicht aus 30 Metern Höhe beeindruckt täglich tausende Kraftfahrer. Doch weil die immer mehr werden, muss die Brücke bei Nerchau nun für rund 46 Millionen Euro erneuert werden.

Warum muss die Brücke neu gebaut werden?

Der Zustand des Bauwerkes habe sich unter der Einwirkung der seit 1990 stetig steigenden Verkehrsmengen, insbesondere des Schwerverkehrs, deutlich verschlechtert, sagt Lutz Günther, zuständig für den Bereich Kommunikation bei der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges. 

In der Vergangenheit sind daher viele Instandhaltungsarbeiten an der Überführung durchgeführt worden. Aber auch das Hochwasser 2002 hat seine Spuren an der Brücke hinterlassen. „Die Restnutzungsdauer der Muldebrücke ist zeitlich soweit herabgesetzt, dass mittelfristig die Stand- und Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist“, sagt Günther. 

Zwar könnte mit weiteren Instandhaltungen die Restnutzungsdauer noch etwas verlängert werden, aber wirtschaftlich die beste Lösung sei ein Ersatzneubau.

Wird die neue Brücke auch über vier Spuren verfügen?

Auch die neue Brücke wird, wie die bisherige, vier Fahrspuren haben. Hinzukommen auf beiden Richtungsfahrbahnen Standstreifen. Ein sechsspuriger Ausbau, wie ihn sich die Stadt Grimma laut Sprecher Sebastian Bachran wünscht, wurde im Rahmen eines Erörterungstermins am 4. Februar abgelehnt. 

Ändern wird sich die Länge der Brücke. Durch die Veränderung der Stützen wird sie 19 Meter länger werden. Aktuell werden die beiden Überbauten, aus denen die Brücke besteht, von jeweils fünf Stützen getragen. Drei davon liegen im Hochwasserbereich der Mulde, zwei im Mittelwasserbereich.

 „Die Stützen des neuen Bauwerkes werden außerhalb der Mulde angeordnet“, erklärt Günther. Dadurch vergrößert sich die Hauptstützweite über die Mulde von aktuell 72 auf 106 Meter.

Welche Einschränkungen wird es während der Bauphase geben?

Die Projektmanagementgesellschaft Deges rechnet mit einer Bauzeit von rund 50 Monaten, also mehr als vier Jahren. Auch während des Baus sollen in diesem Abschnitt der A14 vier Fahrstreifen für den Verkehr zur Verfügung stehen, versichert Lutz Günther. 

Südlich des bestehenden Bauwerkes soll dafür auf Behelfsunterbauten ein neuer Überbau geschaffen werden. In dieser Zeit könne der Verkehr vierspurig über die bestehende Autobahn rollen, sagt Günther. Steht der neue Überbau, wird der ebenfalls vierspurig Verkehr über diesen geführt.

Die Brücke besteht aus zwei Überführungen. Die Vierspurigkeit soll auch während des Baus der Brücke erhalten bleiben.
Die Brücke besteht aus zwei Überführungen. Die Vierspurigkeit soll auch während des Baus der Brücke erhalten bleiben. © Dietmar Thomas

„Danach könne das bestehende Bauwerk vollständig zurückgebaut und alle neuen Pfeiler und Widerlager errichtet werden“, erklärt der Mitarbeiter der Projektmanagmentgesellschaft. 

Ist der nördliche Überbau fertig, werde der Verkehr auf diesen umgeleitet, sodass der südliche Überbau von den Behelfsstützen auf den endgültigen Unterbau quer verschoben werden kann. Sind auch die Fahrbahnanschlüsse fertig, können die Kraftfahrer komplett über die neue Brücke rollen.

Wann ist mit dem Baubeginn zu rechnen?

Dazu sind derzeit noch keine Angaben möglich. „Noch liegt kein Baurecht vor“, begründet Lutz Günther. Zurzeit läuft unter der Regie der Landesdirektion Sachsen ein Planfeststellungsverfahren zu dem Vorhaben. 

Jene beabsichtigt, das Verfahren noch in der ersten Hälfte dieses Jahres abzuschließen, teilte Dr. Gunter Gerick, stellvertretender Pressesprecher der Landesdirektion Sachsen, auf Nachfrage mit. Am 4. Februar fand in Grimma ein Erörterungstermins zu den Planungen statt. 

Mit diesem ist die Anhörung der Öffentlichkeit und der meisten Träger öffentlicher Belange abgeschlossen worden. Noch offen sei die Änderung des landschaftspflegerischen Begleitplans, so Gerick.

Gibt es Einwände gegen die aktuellen Planungen der Deges?

Ja, die gibt es. „Die Stadt Grimma und private Einwender haben im Zuge des Ersatzneubaus der Autobahnbrücke Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn gefordert“, informiert Dr. Gunter Gerick von der Landesdirektion. 

Meinungsverschiedenheiten in diesem Punkt seien beim Erörterungstermin nicht zu beheben gewesen. Demzufolge müsse nun die Landesdirektion entscheiden, ob Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen besteht.

Was bedeutet der Bau der Autobahn für die Stadt Grimma?

Die Anwohner und der Bürgermeister wünschen sich vor allem, dass Lärmschutz an die neue Brücke kommt. Stadtoberhaupt Matthias Berger (parteilos) hofft in dieser Sache auch auf Unterstützung des Freistaates. 

Daher habe er schon Gespräche mit der Landesdirektion, dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr, Petra Köpping (SPD), Sächsischer Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, sowie zwei Landtagsabgeordneten von CDU und Linke geführt. 

„Für die Landesdirektion ist die Erneuerung der A14-Muldebrücke ein Ersatzneubau, kein gänzlicher Neubau. Die Emissionsschutzwerte beziehen sich daher auf das bestehende Bauwerk“, erklärt Sebastian Bachran von der Stadt Grimma. Und da es bis jetzt keinen Lärmschutz gibt, sei auch keiner geplant. Aber: „Der Lärm ist schon jetzt eine Belastung“, stellt der Sprecher klar. Seit den 1990er-Jahren bemühe sich die Bürgerinitiative „A Vierzehn leiser stellen“ um einen Schallschutz für die stark befahrene Autobahn.

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