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Neue Mieter für altes Bankgebäude gesucht

Sechs Jahre steht das Haus der Dresdner Bank leer. Mit neuem Konzept sollen endlich wieder Mieter gefunden werden.

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Von Marcel Laskus

Eine Tür, die einen halben Meter dick ist, ergibt für die wenigsten Bürohäuser Sinn. Es sei denn, darin residiert ein Geldinstitut, das so viel Geld sichern muss, dass dieses nur hinter einer Tresortür ausreichend geschützt ist. Die Dresdner Bank hatte solch einen Tresor, ist am Dr.-Külz-Ring aber schon seit sechs Jahren nicht mehr zu Hause.

In der 900 Quadratmeter großen Schalterhalle haben die Angestellten jahrzehntelang mit viel Geld hantiert. Nun will Maklerin Karin Gruner neue Mieter für den Komplex am Dr.-Külz-Ring gewinnen.Fotos: Simanowski, Christian Juppe
In der 900 Quadratmeter großen Schalterhalle haben die Angestellten jahrzehntelang mit viel Geld hantiert. Nun will Maklerin Karin Gruner neue Mieter für den Komplex am Dr.-Külz-Ring gewinnen.Fotos: Simanowski, Christian Juppe © sächsische zeitung

Dennoch eignet sich die Historie des 110 Jahre alten Bankgebäudes bestens, um endlich neue Mieter zu locken, findet Maklerin Karin Gruner. Seit der Fusion der Dresdner Bank mit der Commerzbank im Jahr 2009 steht das fünfstöckige Haus zwischen Centrum- und Altmarktgalerie leer. Gruner betreut das Gebäude seit 2013 im Auftrag einer Fondgesellschaft in Frankfurt am Main, der das Gebäude jetzt gehört. Die vorigen Eigentümer hatten offenbar keine große Eile, das Gebäude neu zu belegen und steckten wenig Mühen in die Vermarktung der 5 000 Quadratmeter großen Immobilie im Stadtzentrum.

Damit die Zeit des Leerstands bald zu Ende geht, wählt Karin Gruner einen Weg, der origineller sein soll, als bloß einen Banner an die Fassade zu spannen, auf dem „zu vermieten“ und die Telefonnummer des Maklers recht passiv um Interesse buhlen. „Das reicht nicht mehr aus“, sagt sie. Also beauftragte die freie Maklerin jemanden, der etwas davon verstehen sollte, Dinge zu vermarkten. Das Team von Paulsberg, einer kleinen Werbeagentur in Pieschen, gab der Immobilie, die von den Dresdnern noch schwelgerisch „Dresdner-Bank-Gebäude“ genannt wird, eine neue Existenz.

„Tresor“ lautet der Name, der die bunte Werbebroschüre und dafür kreierte Website ziert. „Uns war es wichtig, einen Namen zu entwickeln, der sich im Volksmund etablieren kann“, sagt Mark Offermann, Geschäftsführer von Paulsberg. Karin Gruner ließ sich den „Tresor“ sogar als Patent schützen; denn es liege im Trend, Gebäude auf diese Art zu vermarkten. Bald steht der Name vielleicht auch an der Fassade, um vorbeirauschenden Autofahrern den Namen ins Gedächtnis zu brennen.

Der namensgebende Geldschrank im Keller ist zugleich Lockmittel und Last, wenn es darum geht, Mieter für den direkten Nachbarn der fünfstöckigen Thalia-Filiale zu finden. Wem nützt schon ein gigantischer Tresorraum, wo heute das Geld doch vor allem elektronisch und nicht in Bargeldkoffern seinen Besitzer wechselt?

Karin Gruner ist dennoch überzeugt, dass die 1 000 Quadratmeter großen Tresor- und Archivräume in den zwei Kellergeschossen einen neuen Zweck finden. „Die Räume sind klimatisiert und gesichert“, sagt Gruner. Im Keller eine Diskothek unterzubringen, wäre auch eine Option gewesen, findet Gruner. Doch laut Bebauungsplan des Postplatzes, wozu auch der „Tresor“ gehört, werden solcherlei Vergnügungsstätten abgelehnt. Also muss ein klassischer Mieter her; erste Interessenten gibt es bereits. Wer in das Gebäude einzieht, muss neben 2 900 Quadratmetern großen Büroräumen auch eine imposante Schalterhalle mit Sinn erfüllen. 900 Quadratmeter nimmt dieser lichtdurchflutete Raum ein, in dem die Dresdner jahrzehntelang Geld abhoben, Konten verwalteten und Überweisungen tätigten.

Wer durch diese verlassene Halle mit den hohen Wänden schlendert, dem kommt der Film „Nachts im Museum“ in den Sinn. Darin schleichen Ben Stiller und Robin Williams mit einer Handvoll Jugendlicher durch das bereits geschlossene Geschichtsmuseum und schwelgen in der Historie der Vereinigten Staaten – mit mächtigen Spezialeffekten, versteht sich. Ohne Spezialeffekte, aber mit eingestaubten Kronleuchtern, alten sächsischen Wappen und allerhand verspielter Stuckornamente wird auch im „Tresor“ klar, dass hier mehr Vergangenheit als Gegenwart drinsteckt. Nun kommt es darauf an, ihm auch eine Zukunft zu ermöglichen.