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Neue Ratskoalition uneins über Sperrung

Grüne wollen schon ab 2015 keine Autos mehr auf der Augustusbrücke. Das sorgt für Irritationen bei ihren Partnern.

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© Marco Klinger

Von Lars Kühl und Peter Hilbert

Die Forderung der Grünen, die Augustusbrücke schon nächstes Jahr autofrei zu gestalten, schlägt hohe Wellen. Während im Internet heftig über die Pläne diskutiert wird, vertreten auch die Fraktionen unterschiedliche Meinungen. Selbst innerhalb der neuen Stadtratskoalition ist man sich nicht einig. Streitpunkt ist der Beginn der Sperrung.

Thomas Löser, Fraktionsvorsitzender der Grünen, möchte so schnell wie möglich den Verkehr weitestgehend verbannen. Zwar werde die Sanierung mit Fluthilfe-Geld erst 2016 beginnen. Die Augustusbrücke will er aber schon ab 2015 sperren lassen und das so auch im Stadtrat durchsetzen. Zunächst nur für die Wochenenden, die Oster- und Sommerferien sowie für die Adventszeit. Später soll die Brücke komplett autofrei sein.

Die SPD als Koalitionspartner hält 2015 für völlig unrealistisch. „Die Sperrung ist nur dann sinnvoll, wenn vorher die Albertbrücke fertig saniert ist“, sagt Stadtrat Axel Bergmann. Das ist aber frühestens Mitte 2016 der Fall und auch nur, wenn alles nach Plan läuft. Danach könne man über Sperrpläne für die Augustusbrücke nachdenken. „Grundsätzlich unterstützen wir den Impuls der Verkehrsberuhigung.“ Mit einer Einschränkung: „Touristenbusse sollten nach wie vor drüberfahren können.“

Die Linke sehen das ähnlich. Die Autos von der Brücke zu verdammen, wäre eine gute Idee, erklärt Stadtrat Tilo Wirtz. Aber 2015 dürften erste Sperrschilder noch nicht aufgestellt werden, auch nicht vorübergehend. Erst müsse die Albertbrücke wieder befahrbar sein. „Ich würde vor Schnellschüssen warnen.“ Eine Umsetzung nach dem Vorbild der Prager Karlsbrücke als reine Flaniermeile ausschließlich für Fußgänger hält er für nicht machbar. Das ist aber auch Thomas Löser klar. Straßenbahnen, Rettungswagen und Taxen müssten weiterhin fahren dürfen, eventuell noch die Busse der Stadtrundfahrten.

Dresdner breiter als Prager Brücke

Das wäre für die FDP-Stadtratsfraktion aus der Opposition viel zu wenig. „Wir lehnen eine Sperrung der Augustusbrücke für den Autoverkehr ab“, sagt Vorsitzender Holger Zastrow. „Die Augustusbrücke ist und wird keine Karlsbrücke.“ Die beiden Bauwerke ließen sich von der Größe und ihrer Funktion überhaupt nicht vergleichen. Die Dresdner Brücke sei viel zu breit für eine reine Fußgängerpassage. Die Liberalen wären aber bereit, den Flanierenden künftig mehr Platz einzuräumen. Dafür könnten die Fahrspuren von Bahn und Autos zusammengelegt werden.

Die CDU hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Augustusbrücke als Alternative benötigt wird, solange die Albertbrücke noch nicht fertig repariert ist. Erst recht, wenn die Carola- oder die Marienbrücke, wie zuletzt oft passiert, wegen Unfällen gesperrt werden muss. „Aus unserer Sicht kann man über eine Teilsperrung der Augustusbrücke erst reden, wenn wir alle Innenstadtbrücken saniert haben“, sagte der baupolitische Sprecher Gunter Thiele.

Auch das Rathaus hält nichts von einer autofreien Augustusbrücke vor 2016. Mit Beginn der Sanierung könnte es dann so weit sein. Vor allem auch, um die Innenstadt weiter zu beruhigen. Dies sei so auch im Verkehrsentwicklungsplan 2025plus beschlossen, erklärt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Dann soll das Bauwerk für den Durchgangsverkehr tabu sein. Da täglich nur rund 6.000 Kraftfahrzeuge die Brücke benutzen, sei dies zu verkraften.

Die Augustusbrücke ist in desolatem Zustand. Unter anderem muss ein Bogen über dem Terrassenufer ersetzt werden. Auch die Übergänge zwischen den Bögen und Pfeilern weisen große Schäden auf.