Von Angelika Hoyer
Noch stehen die zwei nagelneuen Ecomaster ein wenig verloren in der großen Halle. Insgesamt vier dieser Multifunktionsmaschinen werden hier später ihren Platz finden. Im Inneren der glänzenden Kugeln werden Gestricke gewaschen oder gebleicht, die zuvor im Cord und Velveton Werk Seifhennersdorf hergestellt worden sind. Andreas Kopsch wird diesen Prozess steuern und überwachen. Der Färbereimeister arbeitete früher in der Neuen Erba Lautex und hätte sich vor einigen Jahren nicht träumen lassen, dass auf dem Gelände noch einmal ein neuer Textilbetrieb entstehen wird.
Die Gemeinde half mit
Doch eine eigene Veredlung war vom Unternehmer Friedrich Criegee längst ins Auge gefasst worden. Er hatte bereits 1992 in Leutersdorf die Lautex-Produktionsstätte Cord und Velveton für die Certex Firmengruppe übernommen und seither ausgebaut und noch eine Strickerei in Seifhennersdorf errichtet. Die Gemeinde half dem längst hoch geschätzten Unternehmer nach besten Kräften. Sie hatte vor zwei Jahren vom Insolvenzverwalter das gesamte Gelände der Neuen Erba Lautex erworben. Eine Fläche von 90000Quadratmetern. Einen Teil lässt die Gemeinde derzeit beräumen. Fünf große Produktionshallen aber, dazu Lager- und Verwaltungsräume sowie Heizhaus und Wasserbehälter verkaufte sie Anfang 2007 an die Firma Kindermann: Inhaber Friedrich Criegee und sein Sohn Christian. Damit war die Basis für die Wiederbelebung einer Veredlung geschaffen worden. „Der Bürgermeister ist uns auch dabei wieder ein guter Partner gewesen“, sagt Carola Medack. Die 53-Jährige kam voriges Jahr mit den ersten Maschinen und als neuer Projektkoordinator in das künftige Werk. Und gleichzeitig zurück in ihre alte Heimat. Bis 2003 hatte sie die Geschäfte der Hirschfelder Leinen GmbH geführt, war danach der Arbeit nach in den Westen gegangen. Im Allgäu leitete sie die Leinenspinnerei der Füssener Textil AG. „Dort hat mich schließlich Friedrich Criegee im vorigen Jahr angesprochen und mir die Aufgabe in Leutersdorf vorgeschlagen“, sagt sie. Der Bereich Veredlung ist allerdings Neuland für die erfahrene Textilfachfrau, die ihren künftigen Arbeitsplatz erst einmal schaffen musste. Seit einigen Monaten kümmerte sie sich also erst einmal um Genehmigungen, verhandelte mit den Versorgungsunternehmen und Behörden. Die Baupläne der Hallen auf dem 26000Quadratmeter großen Gelände liegen immer in Griffweite auf ihrem Schreibtisch. Eine Etage tiefer wird gerade der mächtige Abzug über einer großen Anlage, sie ist das Herzstück der Veredlung, befestigt. Inzwischen sind die Maschinen für die erste Produktionsstufe montiert. Jetzt steht deren Einrichtung bevor. „Ich denke, dass wir noch im ersten Quartal mit dem Probelauf beginnen können“, ist Carola Medack überzeugt. Anfangs werden in der neuen Veredlung zehn Mitarbeiter in zwei Schichten arbeiten. Neben Färbereimeister Kopsch gehören einige weitere frühere Lautex-Werker zu jenen, die das Licht in den Hallen wieder eingeschaltet haben. Viele weitere Bewerbungen liegen der Firma schon vor. Dass er auf gute und erfahrene Leute vor Ort zurückgreifen will, hatte Firmenchef Criegee schon kurz nach Unterzeichnung des Kaufvertrages durchblicken lassen.