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Neue Wohnungen in einem alten Block

Ein Malermeister saniert ein großes Haus an der Straße zwischen Wilthen und Tautewalde. Gekauft hat er es aber aus einem anderen Grund.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Wilthen/Tautewalde. Das große Gerüst und die neuen Fenster, die dahinter zu erkennen sind, zeigen deutlich: An dem alten Block nahe der Straße zwischen Wilthen und Tautewalde tut sich was. Eine ganze Weile stand das Gebäude, in dem sich einst Büros und Wohnungen befanden, leer. Jetzt wird es saniert. Sechs moderne Wohnungen entstehen darin. „Fünf sind schon vergeben; eine davon ist sogar schon bezogen“, berichtet Hartmut Gutsche. Der selbstständige Wilthener Malermeister ist neuer Eigentümer des Blockes – und noch einiger weiterer Gebäude, die auf dem Gelände stehen, das einst ausschließlich landwirtschaftlich genutzt wurde, auf dem inzwischen aber verschiedene Unternehmen angesiedelt sind.

Fasziniert von Verschnörkelungen

Gekauft hat der 38-Jährige die Immobilie hauptsächlich wegen der 1 400 Quadratmeter großen Halle, die von der Straße aus kaum zu sehen ist. Er will sie künftig für sein Unternehmen nutzen. „Die Halle gab’s nur im Paket mit den anderen Gebäuden“, sagt Hartmut Gutsche schmunzelnd. So gehören ihm jetzt eben auch ein Garagenkomplex, eine ehemalige Kfz-Werkstatt, ein kleines Haus, in dem einst die Meister des Betriebes ihr Büro hatten, und der Wohnblock, den der Unternehmer als Erstes saniert. Nach dem Kauf Ende vergangenen Jahres musste er ihn erst mal ausräumen. Die Räume waren voll mit Möbeln und Gerümpel. Außerdem mussten die alten Heizungen, Leitungen, Fußböden und vieles mehr rausgerissen werden. „Eigentlich ist nur der Rohbau übrig geblieben“, berichtet Hartmut Gutsche. Die sehr großen Fensteröffnungen hat er verkleinert und dreifach verglaste Fenster eingesetzt. Die Außenmauern bekamen innen eine Dämmung. Wasser- und Abwasserleitungen sowie die Elektrik werden neu verlegt, das Dachgeschoss ausgebaut. Dieser Tage sind Handwerker gerade dabei, die Fußbodenheizung zu installieren. Die meisten Arbeiten erledigt Hartmut Gutsche mit seinen zwei Angestellten selbst. Nur fürs Klempnern, den Heizungsbau, die Elektrik und den Estrich hat er Firmen engagiert.

Eine Wohnung ist schon bezogen. Zwei weitere sollen in einem Vierteljahr fertig sein, die anderen bis Ende nächsten Jahres. Jede Wohnung bekommt ihren eigenen Garten. Einen Parkplatz für Mieter und Gäste gibt es direkt neben dem Haus. Die Fassade des Ende der 70er-Jahre errichteten Blockes will der Eigentümer ab 2020 sanieren und dabei mit Stuck verzieren. Denn das ist neben der Illusions- und Deckenmalerei die zweite große Leidenschaft des Malermeisters, dessen Firma den Zusatz „Sachsens Stuckwelt“ trägt.

Diese Art des Wand- und Deckenschmucks begeistert Hartmut Gutsche schon seit rund zehn Jahren. „Mich fasziniert dieses Verschnörkelte und auch, wie man mit Stuck das Aussehen von Räumen und Fassaden verändern kann“, sagt der 38-Jährige. Anfangs sammelte er alte Teile. Seit gut fünf Jahren produziert sein Unternehmen Stuckelemente aus Gips und Zement, zum Beispiel Gesimse, Rosetten und Konsolen. Die Formen dafür stellt das Team selbst aus Kautschuk her; entweder anhand alter Originale oder nach eigenen Entwürfen. Verkauft werden die Elemente deutschlandweit übers Internet. Vorwiegend gehen sie in die alten Bundesländer, vor allem nach Bayern, Hamburg, aber auch Berlin. Kleinere Teile verschickt das Unternehmen, größere liefert es selbst aus. Ab und zu kann Hartmut Gutsche seinen Stuck auch selbst verbauen, was ihn jedes Mal besonders freut. So hat er zum Beispiel das Schloss in Kuppritz bei Hochkirch und das Rathaus in Bad Muskau damit ausgestattet. Aktuell ist er an der Sanierung der Fassade des Wilthener Stadthauses beteiligt, in dem sich unter anderem die Touristinformation befindet. In den Wohnungen, die in seinem Block entstehen, verwendet er natürlich auch Stuckelemente.

Rinderstall wird Produktionshalle

Bisher erfolgt die Herstellung der Gips- und Zementteile in einer Halle in Wehrsdorf. Doch die ist zu klein geworden. Deshalb hat Hartmut Gutsche die Immobilie in Wilthen gekauft. Die Halle, in der einst Rinder und später Landtechnik standen, will er für die Produktion und Lagerung seiner Stuckelemente herrichten. Die Sanierung beginnt voraussichtlich im nächsten Jahr. Die anderen Gebäude, die zum insgesamt 8 500 Quadratmeter umfassenden Paket gehören, vermietet er. Bürgermeister Michael Herfort (CDU) ist froh, „dass das Anwesen in gute Hände gekommen ist“. Wie er sagt, habe die Stadt das gemeinsam mit der Sparkasse unterstützt. Davon profitiert Wilthen nun. Nicht nur, weil der Block an der Straße verschönert wird, sondern auch, weil damit die Einwohnerzahl steigt. Denn die meisten Wohnungen darin werden von Leuten bezogen, die bisher nicht in der Stadt gewohnt haben.