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Neuer Laden an der Angel

Jörg Daubitz eröffnet in dem Teil des Riesaer Boulevards, in dem viel Leestand herrscht. Warum er das sogar als Vorteil betrachtet.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Idee für den eigenen Laden kam Jörg Daubitz im Urlaub: „Wir waren auf Teneriffa und haben gedacht: Mensch, hier könnte man so gut angeln, aber es gibt keine Angelläden. Das wäre dort eine echte Marktlücke.“ Einen Moment dachten Daubitz und seine Lebensgefährtin Katrin Krell darüber nach, einfach auswandern und die Marktlücke auf Teneriffa zu stopfen. „Aber wir haben ja all unsere Freunde und Verwandten hier in der Umgebung. Die wollen wir nicht missen“, so Krell. Der Auswanderergedanke war damit schnell verworfen – die Ladenidee nicht. Denn: „Es gibt auch in Riesa kein richtiges Fachgeschäft“, sagt Jörg Daubitz. Das war der Beginn seines Angelshops.

Der 46-jährige Großenhainer wollte sich sowieso beruflich umorientieren: „Ich war bislang Veranstaltungstechniker. In dem Job ist man viel unterwegs und bekommt dafür wenig Geld. Das macht man nicht ewig mit.“

Mit dem Laden macht Daubitz auch sein Hobby zum Beruf. Er angele seit seiner Jugend. „Ich habe früher auch an Wettkämpfen teilgenommen. Dabei standen wir zum Teil mit bis zu 150 Leuten am Elbufer, jeder an seinem zugelosten Startplatz. Wer am Ende am meisten Fang auf die Waage gebracht hat, hat gewonnen.“ Dabei sei es vor allem auf Improvisationstalent an. „Das meiste Zubehör musste man sich in der DDR selbst bauen“, erzählt er.

Köder mit Vanille-Aroma

Als Wettkampfsport betreibt er Angeln nicht mehr. „Das ist heutzutage in der Form auch verboten.“ Seit drei Jahren lebt Daubitz in Riesa, wo er sich auch den örtlichen Anglern angeschlossen hat: dem Verein der Riesaer Sportangler.

Daubitz reizt, was wohl die meisten Angler an ihrem Hobby reizt: die Natur, die Stille. Aber nicht nur das. Für ihn ist Angeln auch immer eine Art Experiment: Mit welcher Technik beißen die meisten Fische an? Welches Futter mögen sie am liebsten? Köder verkauft Daubitz in allen möglichen und unmöglichen Geschmacksrichtungen: ob kanadische Würmer aus dem Kühlschrank oder Maiskörner mit Anis- oder Vanille-Aroma.

Auf den Entschluss für den eigenen Laden folgte die Standort-Suche. „Ich wollte am liebsten an den Rathausplatz. Ich hatte zwei Favoriten, aber das hat nicht geklappt.“ Schlussendlich fand Daubitz den Laden an der Hauptstraße 2 – vom Marktplatz aus gesehen also direkt um die Ecke. Dass auf diesem Abschnitt der Fußgängerzone viele Ladenlokale leer stehen, macht Jörg Daubitz gar nichts aus – ganz im Gegenteil: „Die Mieten sind hier unschlagbar günstig. Und mir war es außerdem wichtig, dass Parkplätze in der Nähe sind. Angler wollen nicht weit laufen“, sagt er und zieht einen großen Kescher aus einem der Pappkartons. „Das wäre doch blöd, mit so etwas über die ganze Hauptstraße zu rennen.“ Er profitiere ohnehin nicht so von Laufkundschaft. „Ein Angelshop kann wirklich überall sein – so lang die Angler wissen, wo sie mich finden.“ Und außerdem habe ihm das Ladenlokal gut gefallen. „Es ist in einem super Zustand: Lampen, Böden, Wände – da musste nicht mehr gemacht werden“, sagt er und schaut sich zufrieden um.

Am Samstag soll der neue Laden eröffnet werden. Bis dahin haben Jörg Daubitz und Katrin Krell, die beim Auspacken hilft, noch eine Menge zu tun: Die meisten Pappkartons stehen noch gefüllt auf dem Boden, und im Kühlschrank neben dem Tresen liegen noch Getränke anstatt der lebenden Würmer aus Kanada.