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Neuer Trafo für die Straßenbahn

Neben dem alten Haus in Zitzschewig wird gerade das neue ausgebaut. Das kann mehr als sein Vorgänger.

Von Ines Luft
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Noch nicht am Netz. Im neuen, im Vergleich zum Vorgänger kleineren DVB-Trafohaus auf der Meißner Straße an der Stadtgrenze zwischen Radebeul und Coswig müssen erst alle Einbauten komplett und alle Leitungen angeschlossen sein.
Noch nicht am Netz. Im neuen, im Vergleich zum Vorgänger kleineren DVB-Trafohaus auf der Meißner Straße an der Stadtgrenze zwischen Radebeul und Coswig müssen erst alle Einbauten komplett und alle Leitungen angeschlossen sein. © Arvid Müller

Radebeul/Coswig. Fast scheint es, als wolle sich das neue Trafohaus der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) verstecken. Zwischen seinem deutlich größeren Vorgänger und den Gewächshäusern der benachbarten Gärtnerei in Zitzschewig. Wer es sucht, sollte genau hinschauen, um es nicht zu übersehen. Neben dem Haus Nummer 454 auf der Meißner Straße, dem in den 80er-Jahren entstandenen Gleichrichterunterwerk, so der korrekte Name.

Das hat DVB-Sprecher Falk Lösch zufolge ausgedient. Etwa 90 Prozent aller DVB-Unterwerke sind bereits umgerüstet. Nun steht das auch den beiden Trafohäusern an der Strecke zwischen Radebeul-West und der Endhaltestelle Weinböhla bevor. Noch älter als die bauliche Hülle ist nämlich die Technik, sie war schon anfang der 70er-Jahre erworben worden, weil das damals gerade mal passte, erklärt der DVB-Sprecher.

Bei der Sanierung der Linie 4 geht es neben dem Bau auf der Meißner Straße in Radebeul-Mitte um eine neue Stromversorgung auf dem Abschnitt am Nordwestende der Linie. Mit neuen Fahrleitungsmasten, neuem Fahrdraht – der alte ist demontiert –, eine neue Einspeisung über die Trafostationen.

Auch wenn die Arbeiten am neuen Zitzschewiger Haus neben der großen Eisenbahnbaustelle nebenan kaum auffallen, hat doch zumindest dessen Ankunft vor einer reichlichen Woche für Aufmerksamkeit gesorgt. Per Tieflader geliefert, wurde es mithilfe eines Riesenkrans komplett am Stück an nur einem Tag aufgestellt.

Samt Trafo, der die hier ankommende Mittelspannung – 10 000 Volt – in Betriebsstrom verwandelt, in 528 bzw. 655 Volt. Die dann durch eine sogenannte DC-Anlage müssen, wo die Fahrspannung für die Oberleitung aufbereitet wird. Um die Energie so zu komprimieren, wie sie gerade gebraucht wird. Was von Streckenbelastung und Fahrzeug abhängt. Berghoch beispielsweise bedeutet mehr Strom – wie beim Auto mehr Gas, erklären die Monteure von der Nordlicht Elektro GmbH. Sie arbeiten an der DC-Anlage und den anderen Einbauten, müssen unter anderem Steuerungsleitungen installieren, zwei Zählerkästen einbauen – für den Bahnstrom sowie für Licht und Steckdose.

Bis alles fertig ist, haben die Nordlicht-Mitarbeiter noch viel zu tun. Im November soll die Bahn wieder fahren, sechs bis acht Wochen brauchen sie für ein Unterwerk, insgesamt vier neue sollen bis Weinböhla entstehen und die beiden alten ersetzen. Jeweils mit einem Trafo statt der bisher zwei pro Haus. Ihr Vorteil: Kürzere Abschnitte, kürzere Wege zu den Fahrleitungen, weniger Erdkabel, weniger Energieverluste, erklärt Falk Lösch. Noch brummen in Zitzschewig aber die alten Trafos. Sie stehen in einem bemerkenswert großen Raum. Daneben die in die Jahre gekommenen Anlagen und Instrumente. Die Elektriker verlegen nach und nach alle Leitungen in das neue Gebäude.

Das alte Haus wird mitsamt Innenleben in absehbarer Zeit verschwinden, es soll abgerissen, die Fläche entsiegelt werden. Mit der neuen Technik zieht ein weiterer Vorteil ein. Lässt sich doch das Vor-Ort-Geschehen künftig von der Netzleitstelle der DVB per Fernsteuerung beeinflussen. So ist beispielsweise zu verfolgen, wie die Geräte arbeiten, ob eine Gebäudetür offen steht. Musste bei Notfällen bisher ein Mitarbeiter hinfahren, kann dann vieles direkt aus der Zentrale geregelt werden. Falk Lösch nennt ein Beispiel. Ein Unfall, zwei Fahrzeuge sind zusammen gestoßen, über der Unglücksstelle eine Straßenbahnleitung. Die Feuerwehr benötigt zum Bergen einen Kran, der jedoch kann erst arbeiten, wenn die Oberleitung abgeschaltet ist. Was nach dem Umbau aus der Ferne möglich ist. Beim Wieder-Zuschalten eher nicht, das ist schwieriger, doch zumindest könne die Feuerwehr erst mal arbeiten, dank der neuen effizienteren Technik, sagt Falk Lösch.

Einmal beim Thema Rettung und Sicherheit, erklärt er gleich noch, weshalb das Gleichrichterunterwerk eine Hausnummer besitzt, wo doch nur der Trafo dort wohnt. So können Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte den Standort im Fall der Fälle übers Navi sofort finden.