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Neues Leben in alten Gemäuern

Am Marktplatz in Weißenberg gibt es eine neue Gaststätte. Möglich wurde das durch einen engagierten Bauunternehmer aus Särka.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Weißenberg. Unübersehbar hängt der große Stierkopf an der Wand. René Hocker hat ihn noch einmal aufhübschen lassen, denn diesen Stier hatte Hocker auch schon in seinem Restaurant, das er bis Januar 2017 in Bautzen führte: Torero – Stierkampf. Weil die Besucherzahl rückläufig war, zog er die Reißleine. Und suchte etwas Neues. Am heutigen Dienstag kann er nun das Café & Restaurant Toro in Weißenberg am Marktplatz eröffnen. „Ich hoffe, die Leute nehmen es an“, sagt René Hocker.

Das hofft auch Ronny Vogel. Denn der Bauunternehmer aus dem Weißenberger Ortsteil Särka hat das Haus 2016 gekauft und nun auch saniert. „Ich liebe einfach diesen alten Scheiß, auch wenn es dabei viele Überraschungen gibt“, lacht der 40-Jährige und freut sich über das Ergebnis der Sanierung. Es kamen viele alte Details zum Vorschein. Die Fassade hat der Denkmalschutz vorgegeben. Die Granitsäulen waren vorher überputzt. „Es war eine totale Kernsanierung“, sagt Ronny Vogel. Alles wurde abgehackt und wieder neu verputzt. Die Räume wurden trocken gelegt, alte Türen aufgearbeitet. Im jetzigen Gaststättenraum mit den Kreuzgewölben wurde neu verfugt, zum Teil mit altem Material ergänzt. Dadurch wirkt der Raum schon eher mediterran. Und spanisches Essen steht auch wieder auf der Speisekarte. Tapas gab es nämlich auch in Bautzen bei René Hocker. Der hatte, bevor er 2005 das Torero übernommen hat, dort als Koch gearbeitet. „In Bautzen haben die Tapas 50 bis 60 Prozent des Geschäfts ausgemacht“, sagt er. Doch er und seine Lebensgefährtin, die Restaurantfachfrau ist, wollen den Gästen ein viel breiteres Angebot machen. So stehen zum Beispiel 28 verschiedene Eisbecher auf der Karte. Den Kuchen bäckt Hocker selbst. „Wir hatten ja ein Jahr Zeit, um uns vorzubereiten“, sagt der 42-Jährige. Und es wird wieder Spezialschokoladen geben, die man laut Hocker nicht allzu oft bekommt. Die Speisekarte an sich bietet aber noch viel mehr. Sich da zu entscheiden, fällt wirklich schwer. Bei den Öffnungszeiten will René Hocker erst einmal ausprobieren, ob sie angenommen werden. Nur am Montag gönnt er sich und seiner Partnerin einen Ruhetag. Ansonsten wird ab 11 Uhr geöffnet, Freitag und Sonnabend bis 21 Uhr, sonst bis 18 Uhr.

Als Ronny Vogel sich entschieden hatte, das Haus zu kaufen, war er auf der Suche nach jemandem, der dann darin auch eine Gaststätte betreiben kann. Und obwohl René Hocker und Ronny Vogel beide in Särka wohnen, haben sie voneinander noch nichts gewusst. Doch nun sagt René Hocker, dass es gut war, gemeinsam zu planen. So gibt es eine behindertengerechte Toilette, ein kleiner Technikraum wird von einer alten Tür verdeckt. Die Einrichtung in der Küche ist sehr kompakt, im hinteren Teil gibt es noch einen kleinen Lagerraum. „Keine weiten Wege“, schmunzelt Hocker.

In dem Haus am Markt gab es früher einmal einen Blumenladen und einen Schuster. Das Zunftzeichen für Letzteren hat Ronny Vogel erhalten. Auch wenn sich die beiden Männer da nicht einig waren. „Das zeugt doch auch von Geschichte“, sagt Vogel. Hocker hätte es lieber gesehen, wenn der Stiefel-Ausleger nicht vom Schriftzug ablenken würde.

Wohnung bald fertig

Ronny Vogel hat sich 2003 mit einem kleinen Bauhandwerksbetrieb selbstständig gemacht. Mittlerweile hat er acht Angestellte. Unter anderem einen gehörlosen Maler. „Mit ihm war ich schon in der Handwerkerzeitung“, sagt Vogel stolz. Er freut sich, dass dieser Mitarbeiter immer tolle Ideen hat und seine Kollegen gerade auch bei der Altbausanierung mitziehen. Viele Aufträge hat er in Görlitz schon gehabt, sodass die Liebe zu alten Gemäuern geweckt war. Und nun hat er sein eigenes altes Haus. Neben dem Gastraum entsteht noch ein Wintergarten, der beheizbar ist. So passen in den Gastraum 30 bis 35 Leute, die Terrasse bietet noch einmal 20 Plätze. Aber nun will René Hocker erst einmal aufmachen und anfangen. Auch wenn noch nicht alles perfekt ist. „Ich muss ja damit auch Geld verdienen, um weiter zu investieren“, sagt Hocker.

Voraussichtlich Ende Mai wird dann auch die 150 Quadratmeter große Wohnung im Obergeschoss fertig sein. Auch hier ist von außen nicht zu sehen, was das Gebäude im Inneren bereithält. Auch dort gibt es Räume mit Gewölben. Die Zimmer verteilen sich auf zwei Etagen. Die Wohnung war ziemlich schnell vermietet, sagt Ronny Vogel. Er ist froh, dass auch die Stadtverwaltung ihn unterstützt hat. Damit die Gaststätte gut erreichbar ist, wurde der Fußweg im Auftrag der Stadt in Ordnung gebracht.