SZ +
Merken

Neues Leben in der einst „stinkenden Hefebude“

Das Görlitzer Lichtel führte gestern in die Villa Hagspiehl, wo Designerin Birgit Belte die Geschichte des Denkmals erzählte.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Frank Fischer

Hinter dem 23. Türchen des Adventskalenders war die Villa Hagspiehl, Bautzener Straße 33 zu finden. Sie wurde 1875 vom Guido Hagspiehl erbaut, einem Unternehmer aus Dresden, der 1862 eine der ersten Dampfbrennereien in Deutschland an diesem Standort kaufte. Auf dem Industrieareal baute der sehr erfolgreiche Geschäftsmann später diese Villa und legte einen Park mit Orangerie an. 1926 wurde das Unternehmen an die Union Brennerei Leipzig verkauft. Zu DDR Zeiten hatte die Brennerei als Betriebsteil von VEB Bramsch einen Namen. Damals noch besser bekannt als „stinkende Hefebude“, wegen der Gärprodukte für die Alkoholgewinnung.

Freund sorgt für Erstbesuch

Erzählt wurde diese Historie von Birgit Belte. Sie war gestern die Gastgeberin und sorgte als Gründungsmitglied von Ideenfluss e.V mit dafür, dass diese Villa seit 2003 wieder wirtschaftlich und kulturell genutzt wird. Birgit Belte ist ein norddeutsches Kind und erlebte Görlitz zum ersten Mal Silvester 1991 – durch ihren Freund. „Ich war sofort begeistert von dieser Stadt und so haben wir uns hier drei Monate später eine Unterkunft gesucht, um so oft wie möglich zwischen unserem damaligen Wohnsitz in Südfrankreich und Görlitz zu pendeln“ erinnert sie sich.

Mit beruflicher Selbstständigkeit klappte es in Görlitz vorerst nicht. Also wurde es woanders probiert. Im Herbst 1998 wollte es Birgit Belte aber dann doch wissen. Sie zog endgültig nach Görlitz und fand hier ein lohnenswertes Betätigungsfeld. „Ich arbeite in der Projektentwicklung mit und kann dabei auch meine Arbeit als Designerin mit einbringen“, sagt sie.

Birgit Beltle hat bei dem Projekt Bahnhofsentwicklung mitgewirkt und arbeitet jetzt in der Villa Hagspiehl an einer Modellanlage für Alkoholerzeugung, die für erneuerbare Energie verwendet wird. „Außerdem beschäftige ich mich mit Konzepten, wie man in Görlitz weitere Baudenkmäler nicht nur erhalten, sondern auch mit Leben erfüllen kann“, verrät sie. Von der Möglichkeit, die Villa Hagspiehl zu besichtigen machte gestern alle Besucher regen Gebrauch.