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Neukircher retten Fohlen

Anky vom Reiterhof Hultsch hatte kaum Überlebenschancen. Unbändige Tierliebe sorgte aber doch für ein gutes Ende.

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© Steffen Unger

Von Hans Leonhardt

Neukirch. Die ersten drei Tage nach der Geburt hing Ankys Leben am seidenen Faden. Am Morgen des diesjährigen Muttertages kam das kleine Fjordpferdfohlen auf die Welt. Schon bald stellte Annerose Hultsch, Besitzerin des Reiterhofs, fest, dass mit dem Kleinen etwas nicht stimmt. Er war sehr schwach und trank kaum. Der Tierarzt wurde nach Neukirch gerufen und diagnostizierte die Fohlenlähme bei Anky. Das ist eine Infektionskrankheit, mit der sich die jungen Pferde schon im Mutterleib anstecken können. Anky schwebte in Lebensgefahr.

Für Annerose Hultsch begann nun eine schwierige Zeit. Um Anky zu retten, musste sie ihm regelmäßig Kolostrum verabreichen, das ist die erste Milch der Mutter. Das Kolostrum benötigen die Jungtiere, um ihr Immunsystem aufbauen zu können. Da Anky nicht bei seiner Mutter trinken wollte, kümmerte sich Annerose Hultsch mit einem Fläschchen darum. Über drei Tage säugte sie das Fohlen, tagsüber stündlich, mit Helfern aus dem Reit- und Fahrverein „Am Valtenberg“ und nachts alle zwei Stunden selbst. Das war jedoch gar nicht so einfach, denn die Flasche musste immer nah bei der Mutter sein, damit Anky trank. „Die Mama war aber total lieb und hat alles mitgemacht“, sagt Annerose Hultsch stolz. Außerdem bekam er eine Woche lang morgens und abends Medikamente.

Bald in der Reitschule zu sehen

Nach den ersten Tagen war das Schlimmste überstanden. Das Fohlen konnte von seiner Mutter gesäugt werden und entwickelte sich zu einem sehr hübschen und korrekten Pony. „Es wäre wirklich schade um ihn gewesen“, sagt Annerose Hultsch. Durch ihre intensive Pflege in der Anfangszeit, ist Anky ein sehr menschenbezogenes Pferd geworden, was für die Kinder des Vereins natürlich eine tolle Sache ist. Hanna und Anne Weinhold sind schon große Fans des kleinen Fjordpferdes geworden. Mit den Folgen seiner Krankheit hat er aber immer noch zu kämpfen. Die Fohlenlähme hat bei Anky eine Lungenschwäche verursacht, in der ersten Zeit war seine Atmung auch sehr unregelmäßig. Ob die Lunge jemals ihre volle Leistung bringen kann ist unklar, „die Belastung auf dem Reiterhof wird aber kein Problem für ihn sein“, meint Annerose Hultsch. Und eine außergewöhnliche Geschichte hat sie auch noch zu erzählen. Als das Pony auf die Welt kam, hatte es nach kurzer Zeit schon ein voll ausgebildetes Gebiss. Sogar die Backenzähne waren nach wenigen Tagen da, normalerweise brauchen die ein halbes Jahr. Sowas hatte selbst die erfahrene Reiterin noch nicht gesehen.

Dass es Anky überhaupt gibt, ist eher ein Zufall. Im letzten Jahr starb das erste eigene Pferd des Vereins „Am Valtenberg“ mit 25 Jahren. Die Trauer war groß und es wurde beschlossen, ein neues Fjordpferd zu kaufen. Annerose Hultsch machte sich im Internet auf die Suche und fuhr mit einem Vereinsmitglied durch sechs Bundesländer, um die Stute Aniek zu kaufen. Bald stellte sich heraus, dass sie tragend war. Anky und seine Mama leben nun beide auf dem Reiterhof Hultsch und werden bald für die Reitschule eingesetzt.

Wer Anky einmal richtig sehen möchte, kann am Sonntag beim Sommerreitfest des Vereins „Am Valtenberg“ vorbeischauen. Dort soll der Kleine vorgestellt werden, außerdem gibt es ein buntes Programm.

Sommerreitfest am 30. August auf dem Reiterhof Hultsch, An der Wehrbrücke 7, Neukirch, Beginn: 15 Uhr