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Neustart mit Wolle

Gabriele Pfeiffer hat sich in Bischofswerda ihren Stricktraum erfüllt. Mit einem Laden in bester Innenstadtlage.

Von Manuela Paul
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Gabriele Pfeiffer hat mit ihrem neuen Wollgeschäft ein Eldorado für Strickfans geschaffen. Sie möchte nicht nur Wolle und Co. verkaufen, sondern auch ihr Handarbeits-Wissen weitergeben. Der Bedarf ist da, weiß die 56-Jährige. Denn sie habe schon entsprech
Gabriele Pfeiffer hat mit ihrem neuen Wollgeschäft ein Eldorado für Strickfans geschaffen. Sie möchte nicht nur Wolle und Co. verkaufen, sondern auch ihr Handarbeits-Wissen weitergeben. Der Bedarf ist da, weiß die 56-Jährige. Denn sie habe schon entsprech © Steffen Unger

Bischofswerda. Stricken war bisher immer Gabriele Pfeiffers Hobby. Nun ist es auch ihr Beruf. Denn die gebürtige 56-jährige Bischofswerdaerin hat sich mit der Eröffnung ihres Wollladens „Stricktraum“ in bester Schiebocker Innenstadtlage einen Traum erfüllt. Die zierliche Textilingenieurin verkauft seit 1. Dezember an der Kirchstraße Wolle, Garne, Strickzubehör, Gestricktes und Deko-Artikel. Eine gute Nachricht für alle, die gern die Nadeln klappern lassen.

Der Gedanke, etwas Neues zu machen und wieder zurück in die Heimat zu gehen, hatte sich schon geraume Zeit in ihr breit gemacht. „Ich fand, dass 35 Jahre Berlin genug sind und es an der Zeit ist, zu meinen Wurzeln zurückzukehren“, erzählt sie. Auch weil Eltern und ihre Tochter hier leben. Und so brodelte die Idee, sich selbstständig zu machen, Wochen und Monate in ihr. Als schließlich der frühere Handarbeitsladen an der Bischofswerdaer Bahnhofsstraße schloss, nahm ihr Wunsch konkrete Gestalt an. „Denn ein Wollgeschäft hat in Bischofswerda Tradition.“ Und die sollte nicht sterben.

Gabriele Pfeiffers Stricktraum ist eine Bereicherung für die Innenstadt. Nicht nur, weil das Aus des Ladens an der Bahnhofsstraße eine Sortiments-Lücke hinterließ. Das neue Geschäft ist auch optisch eine Bereicherung. Angefangen von den mit handgefertigter Deko geschmackvoll gestalteten Schaufenstern bis hin zum einladend hellen Verkaufsraum, in dem die Ware – in erster Linie Wollknäuel in unterschiedlichsten Farben und Materialien – sehr übersichtlich angeordnet ist. Der Laden wirkt heimelig, bunt und kuschelig, passend zum Winter. Und das nicht nur wegen des farbenfrohen Sammelsuriums an Wolle. Die ganze Atmosphäre zaubert kreativen strickbegeisterten Menschen ein woll-lustiges Lächeln ins Gesicht.

Sortiment soll Stück für Stück wachsen

Noch ist das Sortiment nicht komplett. Zum Beispiel gebe es noch keine Stickgarne, verrät die sympathische Einzelhändlerin mit der trendigen Kurzhaarfrisur. Ganz bewusst habe sie in ihrem Laden nicht sofort die ganze Bandbreite an Strickutensilien aufgefahren. Sie will in der nächsten Zeit zunächst Wünsche erfassen und die Nachfrage sondieren. „Ich möchte mich am Bedarf der Kunden orientieren.“

Außerdem können sich Kunden bei und von ihr inspirieren lassen. Natürlich kann man Wolle auch im Internet bestellen, weiß die Mittfünfzigerin. Doch dort bekomme man keine Beratung. Anfassen könne man die Knäul beim Online-Kauf auch nicht. Doch das sei häufig ganz hilfreich. Denn Wolle ist nicht gleich Wolle: Sie kann sehr leicht und angenehm kühl sein, aber eben auch flauschig und wärmend.

In naher Zukunft möchte Gabriele Pfeiffer auch Strick- und Häkelkurse anbieten. Vielleicht auch Nachmittage, an dem sich Strickbegeisterte treffen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Doch zunächst will sie erst einmal ihr Geschäft vorwärtsbringen. Dass sie ein Wollgeschäft in Bischofswerda vermissten, haben ihr inzwischen schon einige Kunden erzählt. Denn immer wieder kommt jemand in den Laden rein oder bleibt an den Schaufenstern stehen, freut sich an der stilvollen, handgemachten Dekoration.

Gabriele Pfeiffer sitzt auf dem großen roten Sofa, welches mitten im Geschäft steht. Neben ihr liegt das Strickzeug. Sie lässt gern die Nadeln klappern, wenn keine Kundschaft da ist. Nicht nur fürs erst wenige Wochen alte Enkelchen. Von ihrem neuen Lieblingsort aus hat sie einen hervorragenden Blick auf die Straße, ab und zu winkt sie Passanten zu, die sie kennt. „Schon, als wir renoviert haben, sind die Leute stehengeblieben und waren interessiert, was wir machen“, verrät die Existenzgründerin. Deshalb haben sie und ihr Partner darauf verzichtet, die Scheiben in der Zeit der Bauphase abzuhängen. „Die Leute sollten sehen, was wir hier machen.“ Für die Inneneinrichtung wurde nur naturbelassenes Kiefernholz verwendet. Gestrichen habe man es mit Kreidefarbe, dann geschliffen und lackiert. Zum einen, um den angesagten Shabby Look zu erzielen. Zum anderen, um zu garantieren, dass keine Chemikalien ausdünsten und in die Wolle ziehen.

Eröffnung bei Glatteis

Innerhalb von zwei Wochen stemmten Gabriele Pfeiffer und ihr Lebenspartner die Renovierung. „Wir sind gerade so fertig geworden“, erinnert sie sich. Und auch daran, wie aufgeregt sie zur Eröffnung am 1. Dezember war. Kunden kamen an dem Tag aber nur sehr wenige. Kein Wunder: Kaum ein Mensch traute sich an diesem Vormittag in die Stadt, weil Regen und Frost in der Nacht zuvor das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt zur Eisbahn machten. Doch inzwischen haben die Schiebocker den Stricktraum an der Kirchstraße für sich entdeckt.

Mit ihrem Laden möchte Gabriele Pfeiffer auch das jüngere Publikum ansprechen. „Stricken ist modern“, weiß sie. Außerdem sei der Trend zum Selbermachen auf dem Vormarsch. Die frisch gebackene Unternehmerin probiert selbst gern Vieles aus. „Es gibt so viele Möglichkeiten etwas Schickes und Einzigartiges anzufertigen, mit Anleitung ist es gar nicht schwer.“ Deshalb möchte sie ihre Liebe zum Stricken bzw. Häkeln und ihr Wissen weitergeben. Gern auch an Kinder oder Senioren.