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Novalis lebt

Künstlerin Bettina Zimmermann träumt von einem Novalis-Weg – auch Klipphausen findet das gut.

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© Claudia Hübschmann

Klipphausen. Der Mann hatte an der Bergakademie Freiberg Naturwissenschaften, Chemie und Mathematik studiert, beaufsichtigte ein Salzwerk, war eine Art Landrat und er schuf die Blaue Blume – das zentrale Symbol der Romantik. Sie steht für die Sehnsucht und für die Liebe und für das Streben nach dem Unendlichen. Die Rede ist von Friedrich von Hardenberg (1772-1801), der sich als Dichter Novalis nannte.

Es ist diese Einheit von wissenschaftlichem Denken und poetischer Weltaneignung, die Bettina Zimmermann an Novalis fasziniert. „Er hatte die Vision von der Verfeinerung des Menschen“, sagt die Künstlerin. Diese sollte durch ein anderes Verhältnis zur Natur erreicht werden, das sich nicht in deren technischer Unterwerfung und Ausbeutung erschöpft, sondern jeden Einzelnen veranlasst, sie mit den Sinnen und dem Herzen zu erfassen.

Novalis Aufenthalt im Meißner Land hat Bettina Zimmermann schon 2014 in einem Kunstprojekt aufgegriffen. Auf Schloss Scharfenberg, Schloss Siebeneichen, der Albrechtsburg und auf Schloss Batzdorf, wo sie lebt und ihr Atelier hat, hat sie mit Sängern und Musikern gearbeitet. Diese haben sich von den Räumen anregen lassen, gesungen und gespielt, und Bettina Zimmermann hat spontan dazu gemalt. „Natürlich war das ein Experiment“, sagt sie. Das bestand auch darin, zu den entstandenen Bildern und Fotografien Texte von Novalis zu stellen. „Ich habe so treffende Aussagen gefunden, dass ich platt war.“ Ihre Idee zu einem Novalis-Wanderweg hatte sie aber schon viel früher.

Schicke Hinweisschilder

Auf ihrer ersten Reise in den Westen Anfang der 1990er-Jahre fand sie in Österreich einen Wanderweg, „der total fantasie- und liebevoll gestaltet war“. Nicht nur seine bildnerisch schönen Hinweistafeln faszinierten sie. Sondern auch Elemente, die eigene Aktion forderten und erlaubten. Etwa ein Findlingshaufen, dessen oberster Stein wie eine Mulde geformt war, in der man sich von andern wiegen lassen konnte, „sodass man sich wie im Mutterleib fühlte“.

Was liegt also näher, Novalis, dessen Aufenthalt auf Schloss Siebeneichen belegt ist, einen Wanderweg entlang der an der Hangkante zur Elbe liegenden Schlösser zu widmen? Dieses Projekt hat Bettina Zimmermann jüngst auf Schloss Scharfenberg vorgestellt, als Klipphausener Bürger über das Tourismuskonzept diskutierten.

Demnach könnte der neue Wanderweg von der Elbe am Schloss Gauernitz über die linkselbischen Schlösser führen und am Kloster Heilig Kreuz in Meißen wieder an der Elbe enden. Unterwegs sollen künstlerisch gestaltete Hinweisschilder stehen, die nicht den Anspruch haben, zu belehren, wer Novalis war, sondern durch den Rückgriff auf seine Texte zum Nachdenken und Nachfühlen Anregen sollen. An den Schlössern soll es für die Interessierten dann auch Tafeln mit vielen Informationen zum Leben und Werk des bedeutenden Dichters geben. (SZ/ul)