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Oberlausitzer Qualität ist rund um die Erde gefragt

Deutschland ist Export-Weltmeister, davon profitieren auch kleine und mittelständische Unternehmen in der Region. Die SZ widmet ihnen eine Serie.

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© dpa

Von Tilo Berger

Die Beispiele aus großen Unternehmen sind bekannt. Doppelstockwagen aus dem Görlitzer Bombardier-Werk rollen beispielsweise in Israel und Dänemark, Straßenbahnen aus Bautzen unter anderem in Australien und Frankreich. Firmen wie MBN Neugersdorf und ATN Hölzel in Oppach bauen Maschinen für Autofabriken in den USA, in China, Brasilien und weiteren Ländern. Turbinen aus dem Görlitzer Siemens-Werk produzieren unter anderem in Marokko und in der Türkei Strom.

Doch aus der Oberlausitz kommt noch viel mehr, was rund um den Globus gefragt ist. Zwar gibt es keine Extra-Statistik für den Außenhandel der Landkreise Bautzen und Görlitz, aber aus ganz Sachsen gehen Waren in mehr als 100 Länder der Erde. Ganz oben auf der Liste stehen Großbritannien, China, die USA, Frankreich, Polen und Tschechien.

Ganz neue Zahlen für die Oberlausitz legte in dieser Woche die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden vor. Demnach exportierten Unternehmen aus der Region im vergangenen Jahr Waren für insgesamt 2,54 Milliarden Euro. Das war ein Anstieg um 18,5 Prozent gegenüber 2016. So deutlich legte nach Angaben der Kammer keine andere Region im Regierungsbezirk Dresden zu. Fast jeder dritte Euro – genau 28,2 Prozent – im Gesamtumsatz von Oberlausitzer Unternehmen kam damit aus dem Export. Unterm Strich erwirtschafteten Firmen aus den Kreisen Bautzen und Görlitz 2017 exakt neun Milliarden Euro – 18,1 Prozent mehr als 2016. IHK-Hauptgeschäftsführer Detlef Hamann kennt die größten Oberlausitzer Zugpferde beim Export: „Zuzuschreiben sind die Zunahmen vor allem dem Maschinenbau, der Ernährungswirtschaft, der Herstellung von Metallerzeugnissen und dem Fahrzeugbau. In einer weiteren Ausweitung der Exporte sehen die Betriebe der Region gute Chancen für ihre künftige Geschäftsentwicklung.“

In manchen Unternehmen liegt die Exportquote noch viel höher als besagte 28,2 Prozent. So verdient die Thermotec AG in Vierkirchen fast drei Viertel ihres Umsatzes durch den Außenhandel. Die Flächenspeicherheizungen von Thermotec sind vor allem in China und Großbritannien gefragt, berichtet Vorstand Sebastian Heidrich. Die Computerspezialisten der Görlitzer Firma Erdmann-Software verdienen gar 80 Prozent ihres Geldes mit Lieferungen ins Ausland, vor allem in Bahnländer wie die Schweiz und die Niederlande. Erdmann-Programme begutachten während der Fahrt unter anderem den Zustand des Gleisnetzes.

Beim Blick auf die Lieferadressen fallen zwei Unternehmen besonders aus: In mehr als 50 Länder liefert die Debag Deutsche Backofenbau GmbH aus Bautzen. Debag-Öfen backen unter anderem in den USA, Russland, Südafrika, Chile, Neuseeland und Jordanien. Das Unternehmen hat vier Auslandsgesellschaften und weltweit mehr als 30 Service- und Vertriebspartner.

Zu den Oberlausitzer Firmen mit den meisten Kunden im Ausland gehört außerdem die Görlitzer Süßwarenfabrik Rudolf Hoinkis. Sie liefert ihre Liebesperlen, Pfefferminzdragees oder auch Kakaolinsen in mehr als 20 Länder – darunter Brasilien, Dubai und Aserbaidschan. Etwa 60 Prozent steuert der Export zum Gesamtumsatz bei, berichtet Geschäftsführer Mathias Hoinkis.

Exporte gibt es praktisch in allen Branchen. So liefert beispielsweise die Privatbrauerei Eibau Schwarzbier nach China. Die Lausitzer Früchteverarbeitung in Sohland (Spree) produziert auch für Kunden in Ungarn und Tschechien. Jägermeister in Kamenz exportiert rund 60 Prozent seiner Produktion, vor allem nach Osteuropa, Italien und Spanien.

Herrnhuter Sterne leuchten auf allen Kontinenten. Bänder für Abnehmer in aller Welt webt das Textilunternehmen Rammer in Ohorn. Das Zittauer Technik-Unternehmen Digades fertigt unter anderem im Auftrag chinesischer Kunden Fernbedienungen für Autos und Haushaltsgeräte.

In vielen Teilen Europas, in den USA und Asien liegen die Absatzmärkte für Stölzle-Glas aus Weißwasser. Klimakompressoren für Autobauer in aller Welt produziert die Toyota-Tochter TDDK in Straßgräbchen.

Hähnchenspieße und -streifen, fett- und salzreduzierte Räucherlende sowie Würstchen von der Wurst- und Fleischwaren Bautzen GmbH schmecken vor allem in Dänemark, wo das Unternehmen jeden achten Euro seines Umsatzes verdient.

Kunden in den Niederlanden stehen ganz oben auf der Adressliste bei der Höppner Lacke GmbH in Niesky. Vor allem Lacke zur Dachbeschichtung seien gefragt, erklärt Geschäftsführer Christian Weiske. Fernwärmestationen, Energieanlagen und Blockheizkraftwerke baut die Yados GmbH in Hoyerswerda vor allem für Kunden in der Schweiz, in Österreich, Großbritannien und Frankreich. Prokurist Olaf Besser beziffert den jährlichen Umsatz auf etwa 35 Millionen Euro, davon steuert der Export ungefähr ein Viertel bei.

Einige Exporteure aus der Oberlausitz wird die SZ in den nächsten Wochen in einer Serie näher vorstellen.