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Obstbau-Experte verstorben

Curt Seidel hat sich um die Wiederanpflanzung historischer Apfelsorten bemüht. Er wurde 90 Jahre alt.

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Von Tina Soltysiak

In zwei Reihen stehen 16 Apfelbäume auf der Wiese neben dem Kloster Buch, genau zwischen dem alten Kuhstall und dem Damm in Richtung Parkplatz. Es handelt sich um alte Apfelsorten: Zimtrenette, Roter Herbstkalvill und Bischofsmütze. Diese kannten schon die Zisterziensermönche im Mittelalter. Im Kloster Buch wieder angesiedelt hatte sie Curt Seidel. Der Leisniger ist kürzlich im Alter von 90 Jahren verstorben. „Er war ein anerkannter Fachmann für den Obstbau und wir sind froh, dass er die alten Sorten im Kloster organisiert und angepflanzt hat“, sagt Heiner Stephan, Vorsitzender des Fördervereins Kloster Buch. Schon Anfang der 1990er Jahre hatte sich Gärtnermeister Seidel mit dem Obstbau der Zisterziensermönche beschäftigt. Er organisierte Pfropfreißer und zog die Bäume in seinem eigenen Garten auf, bevor sie 1994 ins Kloster gebracht wurden. Die erste Anpflanzung fiel jedoch dem Hochwasser von 2002 zum Opfer. Curt Seidel machte sich erneut ans Werk, organisierte Reißer von historisch belegten Sorten und am 18. März 2004 pflanzte er den kleinen Obstgarten. Trotz seiner damals 80 Jahre packte er selbst mit an.

Historiker aus Leidenschaft

Über Curt Seidel, der am 7. Januar 1924 in Leisnig geboren worden war, kann Heiner Stephan nur Positives sagen. „Kennen gelernt haben wir uns durch die gemeinsame Leidenschaft für die Historie unserer Region“, erinnert sich Stephan. Ab und an saßen sie in Seidels Wohnzimmer zusammen, tauschten alte Unterlagen aus und sichteten Chroniken. „Auch in meiner Zeit als Bürgermeister war Curt Seidel ein wichtiger Ratgeber“, sagt Heiner Stephan.

Curt Seidel war ein Gründungsmitglied des 1992 ins Leben gerufenen Leisniger Geschichts- und Heimatvereins. „Im Dezember vergangenen Jahres ist er ausgetreten“, sagt der amtierende Vorsitzende Siegfried Bretsch. Egal, wer sich an Curt Seidel erinnert, stets kommt das Gespräch auf seine Naturverbundenheit. Das Vereinsmitglied Norbert Giersch erinnert sich: „Er war viele Jahre im Vorstand des Geschichts- und Heimatvereins. Er war bekannt für seine Liebe zur Natur, insbesondere zu alten Obstsorten.“ Das bestätigt Frank Rüdrich, der seit den 1980er Jahren gut mit Curt Seidel bekannt war. Über die Gartenarbeit haben sie sich kennengelernt. „Er wusste auch über Pflanzenschutz Bescheid. Und er hat mir Tipps gegeben, wie man Kirschen veredelt“, erzählt Frank Rüdrich. Er weiß auch zu berichten, dass Seidel sein frisch geerntetes Obst und Gemüse in Hartha auf dem Markt verkauft hat. „Er hatte einen riesengroßen Garten“, erklärt Rüdrich. Der Leisniger beschreibt Curt Seidel als einen „bescheidenen, arbeitsamen, dankbaren, hilfsbereiten Menschen, der darauf achtet, dass sich etwas bewegt“.

Dieser Meinung kann sich Heiner Stephan nur anschließen. Er ergänzt: „Der Seidel Curt hat immer einen engagierten, aufgeschlossenen Eindruck gemacht. Außerdem war er fachlich sehr kompetent. Und er ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen.“

Curt Seidel verstarb am 18. August im Alter von 90 Jahren. Durch seine Obstbäume, die er nicht nur im Kloster Buch, sondern auch in dem einen oder anderen Garten hinterlassen hat, werden die Erinnerung an ihn noch lange weiterleben.