Ochsenbäckchen und zahmes Wildschwein

Von Dagmar Doms-Berger
Roßwein. Sonnenhof Ossig? „Den kennt man doch.“ Diesen Satz hört Geschäftsführer Markus Weinert in jüngster Zeit immer öfter, auch außerhalb Döbelns. Insgeheim hüpft ihm das Herz vor Freude bei solchen Aussagen, beweist es doch, dass seine Marketing-Strategie aufgeht. Diese beinhaltet unter anderem, dass er in gedruckten und sozialen Medien, aber auch im Radio wirbt, wo er mit Ziegengemecker und Landidylle auf den Sonnenhof aufmerksam macht. „Das bringt uns so manchen Gast, der in rasender Geschwindigkeit auf der Autobahn unterwegs ist und Entspannung sucht“, so Weinert.
Lerneffekte für Großstädter
Für den einen liegt der Sonnenhof jotwedee – janz weit draußen –, für den anderen ist er Landlust pur. Letzteres schätzen besonders Gäste aus den Großstädten. Für die Kleinen gibt es auf dem platten Land sogar noch manch Neues zu entdecken, wie eine kleine Anekdote zeigt. Als ein kleines Mädchen aus der Großstadt mit seinen Eltern in Ossig übernachtete, fragte sie sich, was die „Steinhaufen auf den Feldern“ wohl bedeuten? Sie meinte die abgeernteten Zuckerrüben. Die kannte sie bis dahin noch nicht.
Das Restaurant hat täglich, außer montags, geöffnet. Ab Dienstag gibt es auch Mittagstisch. Was serviert wird, sei typisch sächsische Hausmannskost, sagt Geschäftsführer Weinert. Die Ochsenbäckchen könne er sehr empfehlen. Auch Vegetarier und Veganer könnten im Sonnenhof satt werden. Für diese Gerichte gäbe es den Vegan-Koch Florian. Er zaubere die schönsten Gerichte aus Gemüse und Co. Eine Kartoffel sehe er mit anderen Augen als der Normal-Esser, eine feine Sache. Steak au four (au four, franz. gebacken), das Steak, das mit Würzfleisch und Käse bedeckt und schließlich überbacken wird, gäbe es ebenfalls. „Das Gericht kriegt man auch nicht runter von der Speisekarte“, sagt Weinert. Nicht zuletzt gehöre auch ein deftiges Eisbein in eine Gaststätte auf dem Land. So ein Eisbein hätte schon manch schmales Mädchen im Sonnenhof verschlungen, ist ihm in Erinnerung.
Die neu angebaute Partyscheune ergänzt das Konzept des Sonnenhofes in idealer Weise. Sie bietet bis zu 300 Gästen Platz bei voller Bestuhlung. Soll noch getanzt werden, passen immer noch 200 Gäste hinein. Zum Sonnenhof gehören 26 Hotelzimmer und zwei Appartements, die bei Feiern gut gebucht sind. Die Auslastung ist besonders gut, wenn Geschäftsleute die Übernachtungen während ihrer Tagungen und Seminare buchen.
Zwei Bowlingbahnen, zwei Kegelbahnen sowie ein Streichelzoo ergänzen das Repertoire. „Der Streichelzoo steht nach wie vor hoch im Kurs“, sagt Weinert. Nicht nur bei den kleinen Gästen. Mit den beiden Hängebauchschweinen Borsti und Freddy und dem jungen Keiler Friedel, der vor zwei Jahren verwaist aufgefunden und im Sonnenhof mit der Flasche aufgezogen wurde, den Laufenten, Hasen sowie sechs Minischweinen, Zwergziegen und den 20 Kamerunschafen im Wildschafgehege ist der kleine Zoo ein Magnet.
Wir haben in den zurückliegenden Jahren so manches getestet. „Die Veranstaltungen mit den ‚Bierhähnen‘ liefen immer hervorragend“, resümiert der Geschäftsführer. Derzeit tüftelt Weinert an einem „Ausflugspaket“ für Senioren, die per Bus anreisen und im Sonnenhof Kultur und Unterhaltung sowie Essen genießen können.
Aus dem Dornröschenschlaf geweckt
Vor knapp vier Jahren hatte der Döbelner Unternehmer Thomas Partzsch den über 4 000 Quadratmeter großen Komplex gekauft. Markus Weinert agiert als Geschäftsführer der Landhotel Sonnenhof GmbH. Sein Konzept für die Hotelanlage basiert auf der Symbiose von verschiedenen Angeboten. Im Februar 2016 begannen die Bauarbeiten im Sonnenhof, am 3. September war Eröffnung.
In den 1990er-Jahren hatten damalige Eigentümer den ehemaligen Bauernhof zu einem Bildungs- und Seminarzentrum mit Hotel, Restaurant, Bowling- und Schießbahn herausgeputzt. Doch bereits zur Jahrtausendwende hatte der Verein Interschool Ossig als Betreiber der Anlage Liquiditätsprobleme. Im Sommer 2002 musste der Verein Insolvenz anmelden. Ein Jahr lang wurde das Hotel noch betrieben. Ab 2005 stand der Vierseithof leer.


