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Ostern wird eine Eierei

Freiheit kann eine Opfergabe für Gesundheit sein, doch die Sachsen bleiben fichelant: Teil 14 der Corona-Kolumne von Peter Ufer.

Von Peter Ufer
 4 Min.
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© Martin Schutt/dpa/SZ

Am Morgen laufe ich ein Stück draußen durch den nahe gelegenen Park. Jeder entwickelt in diesen Tagen seine eigene Technik der Selbstaufrichtung. Dabei entdecke ich in vielen Vorgärten Bäume, die voller Ostereier hängen. Die bunte Dekoration der Auferstehung grüßt mit Hoffnung, dass wir die verordnete Abstandshaltung bald überwinden. Noch weicht jeder einer Begegnung bereitwillig aus, viele behelfen sich damit, online zu sein. Wir skypen, facetimen, flüchten in Videokonferenzen oder traktieren als Kontaktbörse das Festnetztelefon, das noch funktioniert, weil die Eltern darum baten, es nicht abzumelden. Jedes Mal, wenn ich im Moment mit jemandem ins Gespräch komme, beginnt die Kommunikation beidseitig mit einer Art Prüfprogramm, ob der andere noch gesund sei, ob ihn die Melancholie schon erwischt oder die geistige Prohibition bereits nachhaltige Entzugserscheinungen in der Hirnrinde hinterlassen habe.

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