Straßenamt schlägt Variante für neue B 97 vor

Ottendorf-Okrilla. Auf der B97 schiebt sich an Wochentagen ein ununterbrochener Strom von Autos, Motorrädern und Lkw entlang. Anwohner warten seit Langem auf Entlastung. Nachdem schon im Bundesverkehrswegeplan 2030 auf die Dringlichkeit hingewiesen worden war, ist das Projekt jetzt einen weiteren Schritt vorangekommen.
„Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) hat die Voruntersuchung zum Streckenverlauf abgeschlossen“, teilt Sprecherin Isabel Pfeiffer mit. Darin wird eine eindeutige Empfehlung abgegeben.
Welche Trassen wurden untersucht?
Ursprünglich waren insgesamt 17 Verläufe für eine Umgehungsstraße um Ottendorf im Gespräch. In der Diskussion sind derzeit noch zwei Varianten (siehe Grafik). Die westlich von Ottendorf verlaufende Trasse beginnt nördlich von Ottendorf-Okrilla an der jetzigen B 97, in der Nähe der Brücke über das Anschlussgleis des Kieswerkes Ottendorf. Von dort geht es an der Kiesgrube vorbei und in einem weiten Bogen um Ottendorf herum. Dann führt die Trasse zwischen Medingen und Cunnersdorf zur Autobahn. In der Nähe des Gewerbegebietes Weixdorf wird sie an die Autobahn münden. Es soll eine neue Anschlussstelle entstehen. Die Auffahrt Hermsdorf entfällt künftig.
Zweite Variante ist eine Umfahrung auf der östlichen Seite Ottendorfs. Sie beginnt etwa am gleichen Punkt wie die Westumfahrung. Dann verläuft sie zunächst westlich der jetzigen B 97 und quert später die bestehende Bundesstraße. Dann führt sie über Felder in östlicher Richtung um Ottendorf-Okrilla herum. Am neuen Kreisverkehr trifft sie auf die bestehende S 177. Das besondere bei dieser Variante ist, dass auch hier die Anschlussstelle Hermsdorf in die Nähe des Gewerbegebietes „Am Promigberg“ in Weixdorf verlegt und eine Verbindung zur bestehenden S 59 ins Dresdner Stadtzentrum hergestellt wird. Autofahrer aus Richtung Dresden, die künftig weiter nach Königsbrück wollen, müssten hier auf die A 4 auffahren, an der Anschlussstelle Ottendorf-Okrilla wieder runter und dann den Weg über die neue Umgehungsstraße nehmen.

Was ist die Vorzugsvariante des Landesamtes?
Nach langwierigen Untersuchungen schlägt das Lasuv die Ostvariante vor. Sie schneidet nach Einschätzung der Fachleute in mehreren Punkten besser ab, als die Westvariante. Einmal ist sie deutlich kostengünstiger. Während die Westumgehung rund 55 Millionen Euro teuer ist, sind für die Ostvariante rund 43 Millionen Euro veranschlagt. Außerdem entlastet sie Ottendorf-Okrilla wirksamer vom Autoverkehr. Insbesondere der Lkw-Verkehr vom und zum Gewebepark könnte bei der Ostvariante vom Ortskern ferngehalten werden. Bei der Westvariante würde der zu großen Teilen weiterhin durch den Ort rollen.
Nachteilig bei der Ostvariante: Die Fahrtzeit ist auf der Strecke länger als bei der Westvariante. Auch beim Thema Umwelt schneidet die Ostvariante besser ab. So müsste für die Westtrasse Wald auf einer Länge von rund 3,7 Kilometern abgeholzt werden. Knapp zwei Kilometer führt sie über Felder. Die Ostvariante führt 750 Meter durch Wald und knapp drei Kilometer über Felder. Auch insgesamt ist der Flächenbedarf bei der Westvariante um knapp ein Drittel höher als bei östlichem Streckenverlauf. Die Westvariante ist mit einer Gesamtbaulänge von 7,35 Kilometer rund einen Kilometer länger als die Ostvariante mit 6,38 Kilometer. Bei der Westtrasse sind sechs Brücken notwendig, bei der Umgehung im Osten sieben. Mit 560 Metern wäre die Querung des Rödertals die längste Brücke. Sie müsste auf der Westtrasse errichtet werden.
Wann ist mit einer Umsetzung der Pläne zu rechnen?
Eine genaue Vorhersage ist schwierig. Das Lasuv will hier keine Progose abgeben. Mit dem Abschluss der Voruntersuchung ist zunächst ein wichtiger Planungsschritt fertiggestellt. Jetzt können unter anderem Behörden, Ämter, Energieversorger, Vereine und Verbände ihre Stellungnahme abgeben. Der Vorschlag wird zusammen mit den Stellungnahmen dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zur Bestätigung vorgelegt.
Wie können sich Ottendorfer an den Planungen beteiligen?
In dieser Phase der Planungen sind zunächst die Einschätzungen von Behörden, Ämtern oder Ver- und Entsorgern gefragt. „Eine öffentliche Auslegung in detaillierterem Maßstab mit der Möglichkeit privater Stellungnahmen wird in der späteren Phase der Genehmigungsplanung erfolgen“, teilt Isabel Pfeiffer mit. Allerdings können Bürger die Pläne bereits jetzt einsehen. Bis zum 17. Juli 2020 sind sie im Internet abrufbar. Anwohner können allerdings indirekt ihre Hinweise oder Kritikpunkte abgeben, in dem sie sich beispielsweise an die Gemeindeverwaltung oder Verbände wie den Naturschutzbund wenden.
Mehr Nachrichten aus Radeberg und dem Rödertal lesen Sie hier.