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Partylaune bei den LebensRäumen

Die Genossenschaft feiert ihren 66. Geburtstag und für das dienstälteste Mitglied gab es eine Überraschung.

Von Uwe Schulz
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Torte-Essen geht nur ohne Mundschutz. Zum 66. Gründungsjubiläum der Hoyerswerdaer Wohnungsgenossenschaft schnitt der Vorstandsvorsitzende Axel Fietzek (re.) am Dienstag die Jubiläumstorte an – in der Wohnlounge im Lausitz-Center.
Torte-Essen geht nur ohne Mundschutz. Zum 66. Gründungsjubiläum der Hoyerswerdaer Wohnungsgenossenschaft schnitt der Vorstandsvorsitzende Axel Fietzek (re.) am Dienstag die Jubiläumstorte an – in der Wohnlounge im Lausitz-Center. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Das Jubiläum „66“ ist in deutschen Landen seit 1977 eigentlich unweigerlich mit dem Song von Udo Jürgens verbunden. Doch „Mit 66 Jahren“ wurde am Dienstagmorgen in der Wohnlounge der LebensRäume-Genossenschaft im Lausitz-Center nicht gespielt. Denn der Hoyerswerdaer Großvermieter ist ganz gewiss nicht im Rentenalter. Man feiert eben die Feste, wie sie fallen. Also gab es Kaffee und Kuchen für alle, die das wollten. Denn am 4. August 1954 fand die Gründungsveranstaltung für die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft der Reichsbahndienststelle Hoyerswerda statt. Wo genau, das ist nicht überliefert. Aber es waren 18 Gründungsmitglieder. Zwei Tage später war die Genossenschaft eingetragen und man machte sich daran, im Westen der Stadt die bis dahin bestehende Wohnbebauung zu erweitern. In der Straße der Solidarität, heute Fallersleben-straße, entstanden die ersten acht Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Eine jede kostete 37.000 DM (Deutsche Mark der deutschen Notenbank). Die Genossenschafter mussten 1.200 Arbeitsstunden Eigenleistung erbringen und dann noch eigenes Geld einsetzen. Als man im November endlich einziehen konnte, gab es da freilich ein kleines Problem. Axel Fietzek, heute Vorstandsvorsitzender der LebensRäume-Genossenschaft, zitiert die zeitgenössischen Überlieferungen. dass die Aborte, sprich Toiletten, nicht benutzbar waren. Irgendwas war da wohl beim Rat des Kreises schief gelaufen, so dass es noch keinen Wasseranschluss gab und auch die Klärgrube nicht in Betrieb war. Auch das war irgendwann gelöst. Wenig später gründeten sich mehrere andere Wohnungsgenossenschaften. Die meisten schlossen sich 1977 zur Arbeiterwohnungsgenossenschaft „Fritz Heckert“ zusammen. 1990 dann die Umfirmierung nach bundesdeutschem Recht. Die jetzige Größe erreichte man 2004 durch die Übernahme des Bestandes an LBWG-Wohnungen. Und so sind die LebensRäume Hoyerswerda heute nicht nur in der Kernstadt Hoyerswerda, sondern eben auch in Lauta, Laubusch, Lohsa, Knappenrode, Groß Särchen, Burgneudorf und Spreetal präsent. Mittag machten sich Axel Fietzek und der Genossenschafts-Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Ilian auf den Weg, um zur Feier des Tages Christa und Helmut Sternitzke in der Bautzener Allee mit Blumenstrauß und Präsentkorb einen Besuch abzustatten. Der 86-Jährige ist laut Genossenschaftsunterlagen der dienstälteste Genossenschafter. Er hatte damals, im Jahr 1960, die Nummer 68 – wie auch immer da gezählt wurde. Am Dienstagvormittag wurde jedenfalls Mitglied Nummer 29.557 in die Genossenschaft aufgenommen. Das ist allerdings die laufende Nummer. Aktive Mitglieder zählt man derzeit um die 7.000.

Sternitzkes, sie aus Mecklenburg, er aus Schlesien, waren wie so viele damals dem Ruf der Kohle in die Lausitz gefolgt. Nach einem Intermezzo in Brigittenhof (heute zu Schwarze Pumpe gehörend), bekamen sie 1960, zwei Jahre nach ihrer Hochzeit, im gerade entstehenden Wohnkomplex II eine Wohnung. Heute wohnen sie zwar immer noch im selben Aufgang, sind aber vor gut zwanzig Jahren ein paar Etagen runtergezogen. Sie mögen die trotz der vorbeiführenden Straße ruhige Lage. Christa Sternitzke (83) erinnert sich noch an die Zeiten, da die leeren Betonplattentransporter über die Straße schepperten und sie mit einer Kanne frische Milch beim Milchauto an der Straße holte. Drei Kinder haben die beiden in der Stadt großgezogen. Ein Sohn lebt auch heute noch hier, eine Tochter in Lauta, die andere in Berlin. Einst lebten in dem Hausaufgang, in dem noch drei Mietparteien Erstbezug sind, zwanzig Kinder gleichzeitig. Die Kinderwagen wurden in den Kellern abgestellt. Irgendwie ging das alles.

Jetzt stehen Sternitzkes Arbeiten ins Haus. Im Bad wird es statt der Wanne künftig eine Dusche geben und an der Balkontür wird endlich die Stufe verschwinden. Die beiden, die schon ihre Diamantene Hochzeit gefeiert haben, lieben jedenfalls das noch möglichst selbstständige Leben bei der Genossenschaft.

Christa und Helmut Sternitzkesind seit 60 Jahren Genossenschafter.
Christa und Helmut Sternitzkesind seit 60 Jahren Genossenschafter. © Foto: Uwe Schulz