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Pfarrer Alberts großes Bauprojekt

Das Dach am Pfarrhaus in Oberottendorf ist wieder dicht. Ein Verkauf des Gebäudes ist damit vom Tisch.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Oberottendorf. Steil und ausgetreten sind die hölzernen Stufen, die zum Dachboden des Pfarrhauses in Oberottendorf hinauf führen. Pfarrer Wolfram Albert nimmt sie mit Schwung. Denn die Stufen führen hinauf zum ganzen Stolz des Hauses. Ein neues Dach, samt Dachstuhl. Für den Pfarrer soll es das letzte große Bauprojekt seiner Art werden. „Ich habe der Kirchgemeinde versprochen, dass wir das Haus sanieren und erhalten. Und das werde ich natürlich auch so erfüllen“, sagt er.

Die Fassade Bestand früher aus Fachwerk, im Laufe der Jahre wurde dieses aber verputzt. Neu sind die Gauben auf dem frisch sanierten Dach.
Die Fassade Bestand früher aus Fachwerk, im Laufe der Jahre wurde dieses aber verputzt. Neu sind die Gauben auf dem frisch sanierten Dach. © Dirk Zschiedrich
Im Obergeschoss befand sich früher die Wohnung des Küsters. Im zweiten Bauabschnitt sollen die Räume nun zu zwei Wohnungen umgebaut werden.
Im Obergeschoss befand sich früher die Wohnung des Küsters. Im zweiten Bauabschnitt sollen die Räume nun zu zwei Wohnungen umgebaut werden. © Dirk Zschiedrich
Das war alles nicht so einfach. Pfarrer Wolfram Albert erläutert, wie das Dach auf dem Pfarrhaus auf der einen Seite komplett neu gebaut werden musste. Am Sonntag wird er Fragen beim Tag der offenen Tür im Pfarrhaus beantworten.
Das war alles nicht so einfach. Pfarrer Wolfram Albert erläutert, wie das Dach auf dem Pfarrhaus auf der einen Seite komplett neu gebaut werden musste. Am Sonntag wird er Fragen beim Tag der offenen Tür im Pfarrhaus beantworten. © Dirk Zschiedrich

Versprochen hatte er das vor etwa vier Jahren. Die Kirchgemeinde plante die Sanierung. Doch die sollte weder einfach noch kostengünstig werden. Deshalb kehrte für einige Zeit wieder Ruhe ein. Doch vor etwa zwei Jahren stellte die Landeskirche dann die Frage, was mit dem Haus werde. Sanieren oder verkaufen? Diese Entscheidung wollte der Pfarrer nicht ohne seine Gemeinde treffen. Denn immerhin geht es da auch um Geld, viel Geld. Zuschüsse sollte er zwar bekommen, doch die Eigenmittel mussten zum Tiel auch aus Spenden gebracht werden. Das ist zu schaffen, sagten sich die Gemeindemitglieder. Immerhin ist das Pfarrhaus im Ort eine Institution. Hier finden im Winter die Gottesdienste statt, weil die Kirche nicht beheizt werden kann. Hier trifft sich der Gemeindekreis, und die Kinder von Nieder- und Oberottendorf erhalten hier Konfirmandenunterricht. Bis in das erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts konnte die Gemeinde zurückverfolgen, dass das Haus immer im Besitz der Kirche war. In der Nazi-Zeit allerdings wurde es als BDM-Heim genutzt. Im Ort kann sich das heute niemand erklären und auch der Pfarrer, weiß nicht, weshalb das so war.

Hätte man das Pfarrhaus aber tatsächlich verkaufen müssen, hätte die Gemeinde ein Stück Identität, ein Stück Geschichte verloren, sagt er. Deshalb hat man sich zur Rettung entschlossen. Und inzwischen kann der erste Bauabschnitt abgehakt werden. Die eine Hälfte der riesigen Dachfläche musste komplett erneuert werden. Bei der anderen reichte eine Sanierung. Immer wenn Wolfram Albert die Baustelle in den letzten Wochen betreten hatte, befürchtete er eine Hiobsbotschaft, die Hausschwamm heißt. „Bloß gut, dass es nur ein kleines Stück davon betroffen war. Andere Kollegen mussten ihre Pfarrhäuser deswegen abreißen lassen“, sagt er.

Ein Teil das Daches ist abgesackt

Dennoch hatte das Dach so seine Tücken. Die ältesten Dachsteine waren an die 200 Jahre alt. Und dass der Dachstuhl nicht mehr der beste ist, war ihm schon klar. Dazu kam, dass aus bislang unersichtlichen Gründen die eine Hälfte des Daches etwa 50 Zentimeter abgesackt war. Das stellte die Mitarbeiter der einheimischen Dachdeckerei Schlenker und der Zimmerei Leuner vor neue Herausforderungen. Und letztlich musste ja auch alles mit der Denkmalsbehörde abgestimmt werden. Doch die habe sich kulant gezeigt. So konnte sich der Bauherr zum Beispiel am Giebel zwei neue Fenster sparen. Die Kirchgemeinde und viele freiwillige Helfer haben hier mit angepackt, die alte Dachschalung entfernt und dann auch das alte Dach abgenommen. Über so viel Hilfe freut sich der Pfarrer. Denn letztlich zeigt es sich, dass die Entscheidung richtig war, das Pfarrhaus nicht zu verkaufen. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf etwa 116 000 Euro. Das sind 10 000 Euro weniger als geplant. Und wenn mit der Baugenehmigung alles so klappt, könnte bereits im nächsten Jahr der zweite Abschnitt, der Ausbau des Obergeschosses, starten.

Am 11. Oktober können Interessierte das Pfarrhaus besichtigen. 10 Uhr wird der Gottesdienst zur Kirchweihe gefeiert. Danach sind alle zum Frühschoppen mit einem Fass Bier und anderen Getränken sowie Würstchen und Kuchen eingeladen, das Erntedankfest zu feiern.