SZ +
Merken

Pirna soll erstes Tourismus-Museum bekommen

Mit Ankäufen wird das Depot erweitert. Ein Neubau soll Platz für ein modernes Ausstellungskonzept bringen.

Von Gunnar Klehm
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Ex-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig stellt seine umfangreiche Privatsammlung einem Museums-Projekt zur Verfügung. Dazu gehört auch dieses hundert Jahre alte Perfeoscope, mit dem räumliche Ansichten möglich sind. Das probierte diese Besucherin kürzl
Der Ex-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig stellt seine umfangreiche Privatsammlung einem Museums-Projekt zur Verfügung. Dazu gehört auch dieses hundert Jahre alte Perfeoscope, mit dem räumliche Ansichten möglich sind. Das probierte diese Besucherin kürzl © Foto: Dirk Zschiedrich

Es sind außergewöhnliche Gegenstände, deren Geschichte Klaus Brähmig gern erzählt. Er hat sie zum Teil auf Flohmärkten oder in den hintersten Ecken von Antiquariaten aufgestöbert. „Dieses gravierte Glas hier habe ich in einem Laden in St. Petersburg entdeckt“, erzählt der Ex-Bundestagsabgeordnete einem Interessierten in Bad Schandau. Im Rahmen einer Buchpremiere, zu der er historische Postkarten beigesteuert hatte, zeigte er ausgewählte Exponate seiner Privatsammlung. Auf dem Glas ist Bad Königsbrunn zu lesen. So nannte man einst einen Ortsteil von Königstein. Ein anderer Besucher steckte eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie in ein Perfeoscope und staunte über die 3-D-Wirkung. „Das Gerät wurde in New York hergestellt, aber die Motive sind aus der Sächsischen Schweiz“, erklärt Brähmig das hundert Jahre alte Gerät.

Der eifrige Sammler würde seine besten Stücke gern einem Museum zur Verfügung stellen und ist auch schon fündig geworden. Das Stadtmuseum Pirna hat Interesse. Dort ist zwar jetzt schon die Ausstellungsfläche viel zu klein, um weitere Exponate zu zeigen, aber die Pirnaer haben Großes vor. „Das wäre natürlich ein Ding, wenn Pirna das erste Tourismus-Museum Deutschlands bekommen würde“, sagt Klaus Brähmig.

Das Pirnaer Stadtmuseum will zwar expandieren und es gibt schon sehr konkrete Planungen, wie sich das Haus am Klosterhof in der Pirnaer Innenstadt baulich erweitern könnte. Bei der inhaltlichen Ausrichtung ist man aber etwas zurückhaltender. „Wir wollen uns zwar bei einer Neukonzeption verändern. Der Fremdenverkehr ist dabei aber nur einer von drei Schwerpunkten“, sagt Museumsleiter René Misterek. Die beiden anderen sollen die Elbe und der Sandstein sein. Es gäbe schon sehr detaillierte Vorstellungen von einem neuen, modernen Museum in Pirna. Dazu werden derzeit Exponate erworben.

Im Depot hat das Stadtmuseum eine Altsammlung des Gebirgsvereins, die unbedingt ins Ausstellungskonzept integriert werden soll. Das liefe unter dem Thema Sandstein. Mit Unterstützung der Schiffervereine hat das Stadtmuseum auch eine beachtliche Sammlung zum Thema Elbe parat. „Insofern würden wir gern unserer überregionalen Bedeutung gerecht werden“, sagt Misterek. Allein, es fehlt der Platz in den historischen Gemäuern am Klosterhof. Barrierefrei ist der Zugang auch nicht.

Die Lage in der Innenstadt will man bei einer Erweiterung aber nicht aufgeben. Das ist auch nicht nötig, denn der Stadt gehört das weitgehend leer stehende Gebäude Klosterhof 3 zwischen Museum und Bahndamm. Es ist jedoch stark sanierungsbedürftig. Zudem plant der Freistaat dort eine Hochwasserschutzmauer. Erst wenn klar ist, wie deren Verlauf und Bauzeit ist, werde über Sanierung oder Abriss und Neubau entschieden. „Die nächsten zwei Jahre passiert baulich aber nichts“, sagt Christian Schmidt-Doll, Geschäftsführer der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna, der das Stadtmuseum zugeordnet ist. Das habe seine Hausaufgaben für einen Umzug aber jetzt schon gemacht.

Mit einer Erweiterung allein sei es auch nicht getan. Das Museum will davon wegkommen, von den Menschen als elitärer Ort wahrgenommen zu werden. „Auch die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten“, sagt Schmidt-Doll. Vor der Erweiterung sei eine Investition in Multimedia aber nicht sinnvoll.

Im Jahr 2017 kamen rund 10 700 Besucher ins Stadtmuseum Pirna. 2018 waren es etwas mehr, die genaue Abrechnung liegt aber noch nicht vor. Etwa 4 000 Schüler waren darunter. „Wir verstehen uns ja auch als Bildungseinrichtung“, sagt Misterek. Mit der Neukonzeption und der regionaleren Ausrichtung will man die Besucherzahlen erheblich steigern. „Wir rechnen mit einer Verdreifachung oder sogar einer Vervierfachung“, sagt Schmidt-Doll.

Dass der Name dann nicht mehr Stadtmuseum sein kann, ist klar. Aber was dann? In Deutschland gibt es noch kein Tourismus-Museum. Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal. Für das inhaltliche Konzept greift das aber zu kurz. Es soll ein werbewirksamer Name sein, der auch Bestand hat. Jetzt ist „Sandsteineum“ im Gespräch. Aber es kommen bestimmt noch andere Vorschläge…