Nichtraucher löhnt 700 Euro für Zigaretten

Das waren für den jungen Familienvater aus Bayern dann wohl die teuersten Zigaretten seines Lebens - und dabei wollte er bloß ehrlich sein. Der Mann war am Donnerstagmittag an der Auffahrt zur B178n bei Oderwitz in eine Großkontrolle von Polizei und Zoll geraten. Wahrheitsgemäß gab er auf Nachfrage an, mehrere Stangen polnischer Zigaretten dabei zu haben. Und an der Menge an sich hatten die Zöllner auch wenig auszusetzen. Doch dann sagte er den verhängnisvollen Satz: "Sind gar nicht für mich, die bringe ich einer Kollegin mit." Und diese Aussage machte ihn unversehens zu einem gewerbsmäßigen Tabak-Schmuggler.
Der Zollbeamte setze nämlich zu einer juristischen Erklärung an, die den Mann teuer zu stehen kommen sollte. Die Einfuhr ausländischer Zigaretten ist nämlich allein für den Eigenbedarf erlaubt. Bringt man sie jemandem mit, ist es gewerbsmäßiger Handel - und widerrechtlich. "Hätte ich bloß nichts gesagt. Der Ehrliche ist der Dumme", sagt der Mann zerknirscht. Die Rechnung: 230,35 Euro Zoll plus 230,35 Euro Zuschlag - als Strafe. Zusammen mit dem Kaufpreis der Zigaretten macht das beinahe 700 Euro. Und natürlich: Die Zigaretten sind auch futsch - vom Zoll sichergestellt.
Außer dem teuren Denkzettel bleibt dem Mann allein die Plastiktüte vom polnischen Händler. Und darin ein Gratisfeuerzeug - das Kundengeschenk ist zollfrei. Wenigstens seiner kleinen Tochter Emilie (5) bleibt in Papas Ärger ein Glücksmoment - sie darf Drogenspürhund "Armab" streicheln und lächelt dabei übers ganze Gesicht.

Fahndungserfolge für die Polizei
Der bayerische Familienvater hat sich das Prädikat "Pechvogel des Tages" verdient. Dabei war er bei nur "Beifang". Am Donnerstag startete die Görlitzer "Soko Argus" zur Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität entlang der Autobahn A4 und der polnischen und tschechischen Grenze im gesamten Landkreis eine groß angelegte Kontrollaktion. "Rund 240 Bereitschaftspolizisten und etwa 80 Beamte der Polizeidirektion Görlitz waren bei stationären und mobilen Kontrollen im Einsatz", informiert Marc Klinger, Pressesprecher der Soko Argus. Zusätzlich hatte man Kräfte von Zoll und Bundespolizei mit ins Boot geholt. Uniformierte und zivile Kräfte kontrollierten im gesamten grenznahen Raum über 1.300 Personen und rund 920 Fahrzeuge.
"Wir wollen das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken und einen hohen Fahndungsdruck auf Täter aufrecht erhalten", erklärt Pressesprecher Klinger das Ziel der Kontrollaktion. Und das Ergebnis des Einsatzes kann sich durchaus sehen lassen: Elf Strafanzeigen, 36 Ordnungswidrigkeiten und 12 Fahndungstreffer. Zur Anzeige gelangten überwiegend Verkehrsstraftaten und Verkehrsordnungswidrigkeiten. "Die Uniformierten stoppten drei Alkohol- sowie sechs Drogenfahrten. Unter den zwölf Fahndungstreffern befanden sich vier Vollstreckungshaftbefehle", informiert Marc Klinger. In drei Fällen konnten die Betroffenen der Haft durch die Zahlung der ausstehenden Geldstrafe entgehen "In einem Fall konnte ein 40-jähriger Pole die geforderte Summe von 4.000 Euro nicht begleichen", sagt Klinger - der Mann kam umgehend in eine Justizvollzugsanstalt.
Mit High-Tech und Spürnase
Einen der größten Kontrollpunkte haben Polizei und Zoll an diesem Tag an der Auffahrt zur B178n bei Oderwitz eingerichtet. Dort durften SZ und andere Medienvertreter die Arbeit der Ermittler beobachten. Immer wieder kreist ein Polizeihubschrauber über der Kontrollstelle. Und auch am Boden ist High-Tech im Einsatz - etwa ein im Heck eines Fahrzeugs installierter Gas-Chromatograph. Damit können die Ermittler Drogen oder auch Sprengstoffspuren nachweisen. "Wir nehmen Wischproben und die werden in dem Gerät verdampft", erklärt ein Experte vom Zoll. Die Verdampfungsprodukte erzeugen unterschiedliche Kurven auf einem Papierausdruck - untrügliche Technologie.
Untrüglich ist auch die Nase von Zoll-Spürhund "Armab", einem schwarzen Deutschen Schäferhund. "Der ist prämiert als erfolgreicher Spürhund", erklärt Diensthundeführer Thomas Scholze. Immer wieder steigt er mit seinem Hund auf Ladeflächen gestoppter Lkw oder lässt ihn in Autos schnuppern. "Wenn er etwas entdeckt, bleibt er starr stehen", erklärt Scholze. An diesem Tag bleibt "Armab" aber immer in munterer Bewegung. Einmal werden Scholze und "Armab" abkommandiert zum Zittauer Grenzübergang der B178n. Polizisten haben dort einen polnischen Lieferwagen gestoppt. Der Fahrer stand unter Drogeneinfluss. Der Verdacht: Hinter den Holzverkleidungen des leeren Transporters könnten Drogen versteckt sein. Doch nach einer Viertelstunde Einsatz von "Armab" ist klar: Das Fahrzeug ist sauber.
Immer wieder pumpen Zöllner auch Kraftstoff aus den Tanks gestoppter Lkw oder Transporter. "Manche tanken günstiges Heizöl statt Diesel", erklärt ein Zöllner. Heizöl ist je nach Land unterschiedlich eingefärbt - in Deutschland rot. Wer mit gefärbtem Kraftstoff im Tank erwischt wird, ist einer Steuerhinterziehung überführt. Doch auch hier: keine Treffer. Bloß zwei Sattelzüge müssen an diesem Tag vorläufig an der Kontrollstelle stehen bleiben. Die Polizei hat die Sicherung der Ladung bemängelt. Weiter dürfen die Trucker erst, wenn dieser Mangel behoben ist - und wenn dafür von irgendwo etwa ein Gabelstapler kommen muss, kann das mitunter sehr lange dauern.
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