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Postbank verärgert Kunden

Weil die Mitarbeiter mehr Geld wollen, blieb die Döbelner Filiale gestern geschlossen. Zweigstellen wurden überrannt.

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Von Maria Fricke

Irritiert schauen die meisten Kunden der Postbank in Döbeln, als sie die Filiale an der Straße des Friedens betreten. Den Aufsteller mit der Aufschrift „Warnstreik“ nimmt die Mehrheit gar nicht wahr. Er steht hinter einer Glastür im unbeleuchteten Kundenbereich. Die Schalter sind mit Jalousien verhangen. Niemand da. Von den Postbank-Mitarbeitern fehlt jede Spur. Hilflos schauen die Kunden auf die Öffnungszeiten. Und sind danach noch verwirrter. Eigentlich müsste doch geöffnet sein.

An diesem Montag bleiben die Türen der einzigen Postbankfiliale im Altkreis geschlossen. Der Grund: Die Mitarbeiter streiken. Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für die Angestellten der Bank fünf Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, die Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Ende 2020, eine Angleichung der Ausbildungsvergütung auf das Postbankniveau sowie die Weiterführung der Postbankzulage. Zwei Tarifverhandlungen sind bisher ohne Ergebnis geblieben. Daher haben die Mitarbeiter gestern ihre Arbeit niedergelegt und sind nach Dresden, Leipzig oder Chemnitz gefahren, um an den Zentralen ihre Forderungen deutlich zu machen.

Auf der Strecke geblieben sind dabei die Kunden aus Döbeln sowie die Mitarbeiter, die die Zweigstellen der Deutschen Post in kleineren Geschäften und Tankstellen betreuen. Vor allem sie bekamen den Unmut der Kunden zu spüren. „Die Leute sind total verärgert“, sagt Manuela Göhler, die im Schreibwaren- und Tabakgeschäft im Döbelner Kaufland arbeitet und nebenbei einen Serviceschalter der Post bedient. Schon am Vormittag stapeln sich dort die Pakete. Alles kann die Verkäuferin allerdings nicht erledigen. Eine Frau mittleren Alters will ein Einschreiben abgeben. „Das kann ich hier nicht annehmen. Dazu fehlt mir die extra verplombte Kiste“, meint Göhler. Schlange stehen war gestern auch in der Zweigstelle der Post an der Shell-Tankstelle in Döbeln der Fall. „Wenn drei Kunden hier sind, ist die Tankstelle voll“, sagt Stationsleiterin Sarah Suhr. „Die Postbank hätte können uns ruhig mal Bescheid geben“, sagt Suhr. Ohne Vorwarnung musste auch in der Tankstelle, wie in der Filiale im Kaufland, Platz für zahlreiche Pakete geschaffen werden. Diese wurden jedoch normal abgeholt. Die Post selbst war von dem Streik nicht betroffen.

Die Forderungen der Mitarbeiter der Postbank stoßen bei den meisten auf wenig Verständnis. „Sind denn die verrückt? Denen geht es allen zu wohl“, meint ein Mann, der mit einem kleinen Paket in der Hand die Filiale der Post an der Straße des Friedens betritt. „Die bekommen schon genug“, sagt eine Frau aus Döbeln, die das zweite Mal innerhalb weniger Tage bei der Post vor verschlossenen Türen steht. Wegen einer Betriebsversammlung war die schon am vergangenen Dienstag zu. Auf Unverständnis stoßen die Forderungen auch, weil die Postbank nach Meinung der Kunden unzureichend geöffnet hat. Kritisiert wird vor allem die zweistündige Schließung von 12 bis 14 Uhr während der Mittagszeit. „Was machen die Mitarbeiter eigentlich noch? Denen kann es doch nicht bessergehen“, macht eine Seniorin ihrem Ärger Luft. Die Kunden reden von „Schweinerei“ und „Sauerei“.

Bankgeschäfte können zwar am Service-Terminal außerhalb des geschlossenen Bereichs abgewickelt werden, doch das funktioniere nicht immer. „Viele haben Probleme mit dem Terminal und sich schon darüber aufgeregt“, meint ein 33-jähriger Döbelner. Auch er hat keinen Erfolg mit seiner Überweisung an dem Schalter. „Der Name des Empfängers ist zu lang“, meint er.

Nicht von dem Streik betroffen war die Beratungsstelle der Postbank am Obermarkt 15. „Wir sind als selbstständige Baufinanzberater für die BHW tätig und an dem Streik nicht beteiligt“, schildert Bauspar- und Finanzfachfrau Sabine Nawin.

Morgen und übermorgen werden die Verhandlungen zwischen Verdi und den Vertretern der Postbank fortgesetzt.