SZ + Hoyerswerda
Merken

Preise bei der Tafel steigen durch Einbrüche

Seit Jahren ist das Haus für Bedürftige in der Huttenstraße betroffen. Das hat Folgen.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Verein „vbff“ will weiterkämpfen, auch wenn die zahlreichen Einbrüche psychisch und finanziell ihre Spuren hinterlassen haben.
Der Verein „vbff“ will weiterkämpfen, auch wenn die zahlreichen Einbrüche psychisch und finanziell ihre Spuren hinterlassen haben. © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Hoyerswerda. Das „Haus der Begegnungen“ in Trägerschaft des Vereins „Vereinbarkeit von Beruf und Familien fördern“ (vbff) in der Ulrich von Huttenstraße 31 steht wirtschaftlich und sozial benachteiligten Menschen mit Umweltwerkstatt, Speisenversorgung, Nähkammer und Kleiderstube zur Verfügung. Jetzt kommt der Verein selbst an seine finanziellen Grenzen.

Rückblick, Juli 2018:

Im Tafelgarten gedeiht und blüht es prächtig. Bis zu dem Wochenende, als sich dreiste Diebe am wachsenden Obst und Gemüse bedienen, das eigentlich den Speiseplan der Tafel und der Suppenküche ergänzen sollte. „Leider hat sich daraus schon fast eine kleine Serie an Diebstählen entwickelt. Denn wir müssen seit einigen Jahren beobachten, dass immer zur Erntezeit jemand unseren Tafelgarten heimsucht und sich wie selbstverständlich bedient“, meint Einrichtungsleiterin Madlen Krenz. Zu diesem Zeitpunkt nutzen 300 Bedarfsgemeinschaften die Angebote des Hauses.

August 2018

Eine Einbruchserie quer durch das Stadtgebiet macht Schlagzeilen. Gleich neun Einbrüche werden festgestellt. Betroffen sind Fahrzeuge, Wohnhäuser, Einrichtungen, Garagen sowie Gärten in der Neu- und Altstadt. Dazu gehört auch (wieder) das „Haus der Begegnungen“ in dem innerhalb von zwei Wochen drei Einbrüche der Polizei gemeldet werden. Dabei werden Fenster und Türen an beiden Häusern zerstört und der Kühlschrank geplündert. Die darin enthaltenen Lebensmittel werden von den dreisten Dieben teilweise gleich vor Ort verzehrt. Es fehlt zudem Kleingeld in Höhe von mindestens fünfzig Euro und ein Karton mit chemischen Reinigungsmitteln. Die Hausküche wird mit rohen Eiern und Joghurt beschmutzt und in den Büroräumen werden verschlossene Schränke aufgebrochen. „Was auffällt, ist, dass es die Täter scheinbar nicht eilig haben. Die Süßigkeiten auf meinem Schreibtisch fehlen und mein Monitor wurde zerkratzt. Dabei haben sich die Unbekannten gemütlich von meinem Lüfter kühle Luft zuwedeln lassen. Und in einem benachbarten Büro ließen sie einen Fünf-Euro-Schein, der offensichtlich auf dem Tisch lag, zurück“, erklärt Madlen Krenz verärgert über den immens hohen bürokratischen Aufwand. Mit der steigenden Anzahl der Einbruchschäden steigt für den „vbff“ auch die Gefahr, für den Versicherungsschutz tiefer in die Tasche greifen zu müssen oder irgendwann gar keinen Versicherungsschutz mehr haben zu können.

Dezember 2018

Die Einbruchserie setzt sich fort. Kurz vor Weihnachten wird das „Haus der Begegnungen“ zum fünften Mal in diesem Jahr von Einbrechern heimgesucht. Dieses Mal werden Schuhe aus der Kleiderkammer im Haus wahllos verteilt, Babynahrung, Süßigkeiten, ein Kinderspielherd, ein Mischpult, ein Laptop und dazugehörige Kabel gestohlen. Der entstandene Sachschaden beträgt etwa 2.800 Euro, das Diebesgut hat einen Wert von insgesamt rund 600 Euro. Die Aufführungen des Puppentheaters müssen wegen der fehlenden Technik erst einmal abgesagt werden. Die Lausitzhalle erklärt sich bereit auszuhelfen und stellt ein Mischpult leihweise zur Verfügung. Dank zahlreicher Spenden kann der Verein später ein neues Mischpult finanzieren.

Oktober 2019

Und wieder wird das „Haus der Begegnungen“ Opfer von Einbrechern, die zwischen dem 2. und 4. Oktober versucht haben, mittels einer Gehwegplatte und eines Ziegelsteines, Fenster und Türen zu zerstören, um sich Zutritt zu verschaffen. Die Reparaturkosten betragen etwa 270 Euro.

Das traurige Fazit der Geschäftsführung: Der Verein stoße mittlerweile vor allem an seine finanziellen Grenzen, weil er wegen der vielen Einbrüche und verursachten Schäden versicherungstechnisch einen höheren Anteil an Selbstbeteiligungskosten tragen müsse. Zudem habe der „vbff“ einige Reparaturen schon aus eigener Tasche finanzieren müssen. Das sei jedoch Geld, das die Tafel erst einmal wieder erwirtschaften müsse und welches den Bedürftigen verloren gehe. Die logische Konsequenz daraus sei, die Preise im Haus der Begegnungen zu erhöhen, um wieder ins finanzielle Gleichgewicht zu kommen. Wie sich die Preisveränderung konkret entwickeln wird, stehe derzeit noch nicht genau fest. „Das tut uns sehr leid, aber uns bleibt wohl leider nichts anderes übrig“, sagt vbff-Geschäftsführerin Ilka Kerber. „Wir versuchen unser Möglichstes. Unsere Mitarbeiter machen regelmäßig Kontrollgänge, wenn unser Haus geschlossen hat. Wir hoffen auch auf die Unterstützung der Bevölkerung, dass die Polizei verständigt wird, wenn sich am Haus etwas Verdächtiges tut“.