Protest gegen Parkplatz

Stefanie Kaufhold kann sich noch gut daran erinnern, wie die Gegend aussah, als sie vor einigen Jahren hierher gezogen ist. „Nach unserem Haus kam nichts – nur Wiese“, sagt sie. Zusammen mit ihrer Familie wohnt sie an der Straße Altburgk direkt gegenüber dem Schloss Burgk. Ringsherum sind mittlerweile viele neue Wohnhäuser entstanden. Nur eine Wiese, die sich direkt hinter ihrem Garten bis zur Burgker Straße erstreckt, ist noch frei. Doch auch dieses Grün soll nun verschwinden. Die Stadt will hier in diesem Jahr mit dem Bau eines Großparkplatzes beginnen. Die Anwohner wollen das verhindern – und wenn nötig, sogar rechtliche Schritte gegen das Vorhaben einleiten.
Insgesamt rund eine Million Euro soll das Projekt kosten. Geplant ist, dass nahe dem Förderturm etwas mehr als 100 Stellplätze für Pkws und sechs Flächen für Busse angelegt werden. In erster Linie soll der Parkplatz den Gästen von Veranstaltungen im Schloss Burgk dienen. Der Stadtrat hat im März 2018 grünes Licht für die Planung des Baus gegeben und im Januar dieses Jahres den Entwurf des Bebauungsplans bewilligt. Noch bis 18. März liegt dieser Plan öffentlich im Rathaus aus und kann von jedem eingesehen und kommentiert werden. Die Einwände muss die Stadt danach bewerten und eventuell bei dem Vorhaben berücksichtigen.
Auch Stefanie Kaufhold und ihr Mitstreiter Heiko Gnepper haben diese Chance bereits genutzt. Wie Kaufhold wohnt Gnepper in Nachbarschaft zum geplanten Parkplatz – auf der anderen Seite der Burgker Straße. Anders als Kaufhold, die die Wiese gern als Wiese erhalten würde, kann er sich auch vorstellen, dass sie anderweitig genutzt wird. „Sie ist prädestiniert für Wohnbebauung“, sagt der 46-Jährige.
„Alternativen nicht geprüft“
Einig sind sich Gnepper und Kaufhold in dem Punkt, dass ein Parkplatz an dieser Stelle falsch wäre. Sechs A4-Seiten voll mit Gegenargumenten hat Gnepper zusammengetragen. Sie argumentieren, dass der geplante Parkplatz für die jetzt stattfindenden Veranstaltungen auf Schloss Burgk völlig überdimensioniert wäre. Nur das Mittelalterfest Osterspectaculum und der Weihnachtsmarkt würden solche Besuchermassen anziehen, dass der Parkplatz gebraucht würde. Die Stadt hatte dieser bereits vorgetragenen Kritik zuletzt entgegengehalten, dass das Schloss Burgk als Veranstaltungsort ausgebaut werden soll. Es gibt Pläne, die alte Scheune zu sanieren und für Firmenfeiern oder Tagungen zu öffnen.
In diesem Fall fürchten aber Kaufhold und Gnepper, die nach eigenen Angaben etwa 40 Unterstützer hinter sich wissen und im vergangenen Jahr schon einmal 185 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt haben, viel nächtlichen Verkehr auf dem Parkplatz. „Denn solche Veranstaltungen finden ja vor allem abends oder nachts statt“, sagt Gnepper. Er verweist auf ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Lärmgutachten, wonach dann der zulässige Grenzwert von 45 Dezibel überschritten werden würde – laut den Berechnungen um zwei Dezibel. Stefanie Kaufhold fürchtet außerdem, dass der Parkplatz von Lkw-Fahrern als Übernachtungsstätte genutzt werden könnte. Für die Anwohner würde das viel Lärm bedeuten.

„Die Alternativen zu dem Parkplatz sind nicht ausreichend geprüft worden“, sagt Kaufhold. Sie und Gnepper nennen den ehemaligen Standort des Bauhofs an der Ecke Altburgk/Am Osterbusch oder einen Parkplatz am nahen Berufsschulzentrum oder eine Wiese an der Ecke Otto-Dix-Straße/Rotkopf-Görg-Straße. Am liebsten wäre es den beiden aber, wenn Freital ganz ohne Parkplatzbau auskommen könnte. Sie verweisen auf den nahen Platz des Friedens, der, abgesehen von der Zeit des Windbergfestes, als Parkplatz genutzt wird. Der Weg von dort sei gerade einmal 500 Meter länger als der Weg vom geplanten Parkplatz, hat Gnepper nachgemessen. Für gehbehinderte Menschen könnte man bei Großveranstaltungen eventuell einen Shuttleverkehr zum Schloss Burgk einrichten. Darüber hinaus gebe es an der Burgker Straße auf Höhe des Schlosses Burgk auch eine Bushaltestelle. Es sei also auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Welche Alternativen zum Parkplatz geprüft worden sind? Ob verhindert werden soll, dass er von Lkw-Fahrern genutzt wird? Und warum der Parkplatz überhaupt gebraucht wird? Diese und andere Fragen hat die Sächsische Zeitung an die Stadt gestellt. Eine Antwort steht noch aus.
Stefanie Kaufhold und Heiko Gnepper hoffen, dass sie mit ihrem Protest und ihren im Rathaus formulierten Einwänden etwas erreichen können. „Es wäre schön, wenn wir die Chance bekommen, miteinander zu reden“, sagt Gnepper. Sollte all das keinen Erfolg haben, und hält die Stadt weiter an den Bauplänen fest, erwägen die Anwohner auch härtere Mittel. „Wir behalten uns natürlich vor, gegen das Vorhaben rechtliche Schritte einzuleiten“, sagt Kaufhold.
Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/freital vorbei.
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