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Querelen um Fürstenzug-Schau

Noch präsentiert sich die Reiterschar auf dem Rochlitzer Schloss. Nun drohen die Kostüme irgendwo zu verstauben.

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Von Alexander Christoph

Sie gehörte zu den Attraktionen des Rochlitzer Schlosses: Die Ausstellung über den Fürstenzug. Hoch zu Roß thronten in dem Saal seit 2007 einige sächsische Herrscher, die auf dem weltbekannten Wandbild an der Dresdner Augustusstraße betrachtet werden können, in detailgetreu nachempfundenen Kostümen.

Als im Dezember die Puppen und die Pferdeattrappen abgebaut wurden, um für die neue Sonderausstellung Platz zu schaffen, herrschte in Rochlitz die Meinung vor, es wird kein Abschied für immer. Ein Trugschluss, wie sich nun zeigt. „Wir können definitiv nicht mehr rein“, bringt es Anne Hofmann, die Vorsitzende des Vereins „Der Fürstenzug zu Dresden“, auf den Punkt. Denn die Schlössergesellschaft setzt künftig andere Schwerpunkte. „Es sollen nach der Sonderausstellung Ende Oktober im Palas Teile der Dauerausstellung ,fett, einäugig, revolutionär‘ zu sehen sein. Es werden auch mehr Exponate gezeigt“, erklärt deren Sprecher Uli Kretzschmar.

Die Abfuhr schmerzt die Beteiligten und sorgt für hitzige Diskussionen. „Das ist sehr schade. Das müssen wir aber hinnehmen“, fügt Hofmann an. „Das macht mich grenzenlos traurig, dass für die Kostüme im Schloss kein Platz mehr ist. Da steckt so viel Herzblut drin“, betont Regina Herberger, die Chefin des Vereins Mittelsächsischer Kultursommer, und verweist als Beispiel auf das Netzwerk Mittweida, in dessen Textilwerkstätten die aufwändigen Kostüme genäht und die Pferdedecken bestickt wurden.

„Man muss wohl gewisse Entscheidungen der Schlössergesellschaft respektieren und auch deren Wunsch, immer mal was Neues zu zeigen“, hat Netzwerk-Geschäftsführerin Anne Katrin Koch durchaus Verständnis. Sauer wäre sie trotzdem, wenn keine Lösung gefunden würde. „Das hat etwas mit Anerkennung und Respekt zu tun“, sagt sie. Denn die Frauen und Männer des Netzwerkes, die mit viel Enthusiasmus die Kostüme genäht haben, hätten durch diese Arbeit Lob und Anerkennung erfahren. „Mit diesem Projekt ist etwas ganz Besonderes für unsere Region entstanden, und es ist auch viel Geld dort reingeflossen. Die Kommunen sollten deshalb gemeinsam nach einer Lösung suchen. Vielleicht ist auch eine Wanderausstellung denkbar“, schlägt die Geschäftsführerin vor.

In der Vergangenheit soll der Reiterzug zusätzliche Besucher auf das Schloss gelockt haben. Durch Zahlen lässt sich dies laut Schloss-Sprecher Uli Kretzschmar aber nicht untermauern. Dennoch könnte das mit ein Grund sein, warum Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt (FDP) seit Wochen Gespräche mit den Beteiligten führt, um die Ausstellung in Rochlitz zu halten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden“, sagt die Stadtchefin. Offenbar gibt es mehrere Varianten – unter anderem soll die Bibliothek als möglicher Standort im Gespräch sein. Doch die ist dringend sanierungsbedürftig und müsste erst hergerichtet werden. Das Gerücht will die Stadt aber weder bestätigen noch dementieren. (FP)