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Die Kunst des schnellen Sägens

Premiere beim diesjährigen Wachauer Kettensägenfestival: Teilnehmer können sich für die Meisterschaft qualifizieren.

Von Rainer Könen
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Die Vorbereitungen für das dritte Kettensägenfestival im Wachauer Ortsteil Feldschlösschen laufen bei Karen Hobelsberger schon jetzt auf Hochtouren.
Die Vorbereitungen für das dritte Kettensägenfestival im Wachauer Ortsteil Feldschlösschen laufen bei Karen Hobelsberger schon jetzt auf Hochtouren. © Thorsten Eckert

Zugegeben, es ist noch ein Weilchen hin, bis sich auf dem Kunsthof der Wachauer Kettensägen-Königin Karen Hobelsberger die Zuschauer wieder um Menschen scharen werden, die sich einer besonderen Leidenschaft verschrieben haben: Mit einer Motorsäge aus einem Stück Holz eine Skulptur zu schaffen.

Im August lädt Karen Hobelsberger wieder einmal zum Kettensägenfestival in den Wachauer Ortsteil Feldschlösschen, wo sich ihre Werkstatt und ihre Ausstellungsräume befinden. Es ist die dritte Ausgabe, nach den Veranstaltungen in den Jahren 2014 und 2017. Und es ist eine, die dieses Mal mit einer besonderen Premiere aufwartet. Erstmals können sich zehn der Teilnehmer auf diesem Festival für die diesjährige Deutsche Meisterschaft im Speedcarving qualifizieren.

„Das ist etwas ganz Besonderes“, erzählt Karen Hobelsberger. Zum diesjährigen Kettensägenfestival hat sich daher die Crème de la Crème der bundesdeutschen Kettensägenszene angesagt, um beim Speedcarving mitmachen zu können. Für diejenigen, die sich damit nicht auskennen: Beim Speedcarving (das englische Verb carving bedeutet schnitzen) müssen die Künstler ziemlich schnell sein -- also „speed“ geben. 45 Minuten hat jeder Zeit, um ein Stück Holz mit einer Kettensäge in eine Figur zu verwandeln. 

Ein überaus ambitioniertes Unterfangen sei das, so Karen Hobelsberger. Zum Vergleich: Holzkünstler, die das nicht professionell machen, brauchen dazu meist zwei oder drei Tage. Daran könne man erkennen, so die 53-jährige Wachauerin, dass Speedcarving eigentlich ein Hochleistungssport sei. Und hat auch gleich einen passenden Vergleich parat: „Ich verbrauche dabei in einer Stunde so viel Energie wie ein Gewichtheber.“ 

Die Pharmareferentin ist seit Kurzem Mitglied beim Speedcarving-Verein. Die Dachorganisation bemühe sich derzeit darum, so Hobelsberger, das man Speedcarving als Sportdisziplin anerkennt. Vielleicht auch, um irgend einmal olympische Disziplin zu werden? Da muss sie schmunzeln. Nein, es gelte vorrangig darum, dass man diese Kunst des Sägens als Sport wahrnehme. Man darf also gespannt sein, was da alles so abgeht, wenn vom 21. bis 23. August die ambitionierten Kettensägenkünstler, die aus vielen Regionen Deutschlands kommen, in Wachau um die Wette skulptieren werden.

„Natürlich trainiere ich schon“

Karen Hobelsberger hat schon an einigen Speedcarving-Wettbewerben, die sich im Übrigen im Freistaat großer Beliebtheit erfreuen, mitgemacht. Eine Wettkampfdisziplin, die der Wachauerin liegt. „Ich mag solche Herausforderungen“. Der Stressfaktor beim Speedcarving sei beträchtlich, dazu komme noch der enorme Kraftaufwand beim Bearbeiten des Holzstückes.

Die Wachauerin gilt in der Speedcarving-Szene, wie sie sagt, als „Exotin“. Denn bundesweit gebe es nur eine Handvoll Frauen in der Holzkünstlerszene, die sich mit dem Speedcarving beschäftigen. In Deutschland ist die Szene überschaubar. Hobelsberger schätzt, das sich rund 100 Menschen dieser Holzkunst verschrieben haben. Was sicher auch daran liegt, dass man für diese ungewöhnliche Verbindung von Kunst und Technik geschaffen sein muss. 

Bleibt die Frage, ob und wie man sich für einen solchen Speedcarving-Wettbewerb vorbereitet. „Natürlich trainiere ich schon“, so Karen Hobelsberger, Auch bei den anderen, die im Sommer dabei sein werden, fliegen wohl in den kommenden Monaten viele Späne herum. Die 53-jährige Karen Hobelsberger kam zum Kettensägenschnitzen aus Zufall. Vor zehn Jahren war sie mit einem Freund zum Holzmachen im Wald unterwegs. In einer Arbeitspause versuchte sie sich mit einer Motorsäge an einem Holzstumpf. Allerdings war der morsch, ihr erster Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Dennoch „hat es mir gleich Spaß gemacht“, erinnert sie sich.

Insgesamt werden rund 20 bundesdeutsche Holzkünstler zum Wachauer Kettensägenfestival kommen. Darunter einige, die diese Profession professionell ausüben. Die fünf Bestplatzierten qualifizieren sich für den Bundeswettbewerb.

Die dabei entstandenen Kunstwerke werden im Anschluss versteigert. Karen Hobelsberger hofft darauf, dass beim dritten Festival wieder zahlreiche Besucher vorbeischauen werden. „Beim letzten Mal kamen an den drei Veranstaltungstagen rund 4.000 Menschen“, so die Wachauerin, die als Lokalmatadorin bei diesem Kettensägen-Spektaktel sicher auf große Unterstützung der Zuschauer hoffen kann.

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