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Radgendorfer werkeln an Dorfgeschichte

Auf 68 Seiten zeigen die Autoren, was Mittelherwigsdorfs kleinster Ortsteil zu bieten hat. Auch für Auswärtige ist etwas dabei.

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Von Dietmar Rößler

Radgendorf. Jetzt hat auch der kleinste und urkundlich jüngste Ortsteil von Mittelherwigsdorf sein Dorfbuch. Und sein Inhalt und Umfang kann sich durchaus mit den Büchern über die anderen, deutlich größeren Ortsteile der Gemeinde messen. Die Autoren Helga und Gert Ammon sowie Dieter Rolle sprechen von einer „Mammutaufgabe“ und loben die sachkundige Unterstützung durch Gunter Oettel. Sein Görlitzer Verlag hat das Buch editiert. In gemeinsamer Anstrengung schafften sie eine Herausgabe pünktlich zum Weihnachtsfest. Anlässlich der Feier im Radgendorfer Dorfgemeinschaftshaus stellten die Autoren das Buch vor und verkauften die ersten knapp 70 der 300 gedruckten Exemplare.

Nicht nur für Einheimische ist das Buch lesenswert, auch für andere Heimatinteressierte wird auf den 68 Seiten einiges geboten. So zeigt das Buch, dass selbst in einem so kleinen Ort einst kommunale Infrastruktur prosperierte. Schule, Post, Feuerwehr, Handel und Gastronomie zählen dazu. Ein Gebäude das viele dieser Funktionen in sich vereinigte, war das Ende der 1960er Jahre entstandene Mehrzweckgebäude im Dorfzentrum. 1968 eröffnete dort die Konsum-Verkaufsstelle. Es folgten Schwesternstation, Post und Bibliothek und eine Gaststätte. Unter dem Namen „Dorfidyll“ entwickelte sie sich zum beliebten Treff im Dorf. Heute ist darin das moderne „Dorfgemeinschaftshaus“.

Fest verwurzelt in den Erinnerungen nicht nur der Radgendorfer ist auch die Gaststätte „Zum stillen Fritz“. Von 1923 bis 1963 war sie ein Geheimtipp für Erholungsuchende aus Zittau und den umliegenden Dörfern. Das dokumentieren einprägsame Fotos. Überhaupt spielen diese eine große Rolle in dem Heft. Allein 24 Seiten sind reine Bilderseiten. Auf zwei Doppelseiten werden die schmucken Häuser des Dorfes vorgestellt. Auf fünf Seiten folgen Bilder des Malers Alfred Bernert, der eine besondere Beziehung zu Radgendorf pflegte. Ein ganzseitiges Motiv von ihm zeigt den noch tagebaufreien Blick in Richtung Jeschken. Die hervorragende Aussicht in Richtung Zittau und die umliegenden Gebirge würdigt das Buch mit einem Luftbild auf der Rückseite und einer zweiseitigen Darstellung des Gebirgsblickes. Nicht nur Radgendorfer dürften sich freuen, dort die am Aussichtspunkt aufgestellte Tafel mit den Namen der sichtbaren Berge und Aussichtspunkte „mit nach Hause“ zu nehmen.

Ob Wäschemangel, Dorfteich, Kriegerdenkmal, Kretscham – selbstverständlich enthält das Buch auch weitere Details zur Kulturgeschichte des Dorfes. Und zum bäuerlichen Leben. wie Lehngüter und LPG. Auch die Bevölkerungsentwicklung beleuchten die Autoren. Und die Bürgermeister werden aufgezählt. Seit 1839 regierten das Dorf elf Männer und eine Frau, bis im Herbst 1965 der Ort zu Eckartsberg kam.

Ob es zum 50. Jahrestag der Eingemeindung das 15 Euro teure Buch noch gibt, ist offen. Darauf, dass die Auflage bei 300 Stück liegt und der Ort knapp 150 Einwohner hat, sollte man sich nicht verlassen.

Das Buch gibt es beim SZ-Treffpunkt Zittau, bei der Gemeindeverwaltung Mittelherwigsdorf, beim Heimatverein Eckartsberg und der Autoverwertung Rolle in Radgendorf