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Radibors Feuerwehr führungslos

Zwischen der Wehrleitung und der Gemeinde gibt es Streit – um Fachfragen und Finanzen.

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© Archivfoto: Christian Essler

Von Kerstin Fiedler

Radibor. Radibors Bürgermeister Vinzenz Baberschke (CDU) wurde an diesem Abend ziemlich laut. Sein Vorwurf in der Gemeinderatssitzung: „Ich fühle mich hintergangen. So kann ich nicht mehr zusammenarbeiten.“

Was ist geschehen? Schon seit Längerem brodelt es in der Feuerwehr Radibor. Gemeindewehrleiter Rüdiger Schmidt und sein Stellvertreter Thomas Scheffel wollten die Positionen nicht mehr ausüben, weil aus ihrer Sicht die Gemeindeverwaltung nichts für die Feuerwehr tut. So sind die Feuerwehrsatzung und die Feuerwehrentschädigungssatzung seit Jahren nicht erneuert worden. „Die Satzung ist noch aus einer Zeit, wo Luppa und Cölln gerade zu Radibor kamen. Da haben uns die Gesetze schon mehrmals überrollt“, sagt Thomas Scheffel. Er versteht auch nicht, warum die Gemeinde in einer finanziell schwachen Situation nicht auch Rechnungen für die kostenpflichtigen Feuerwehreinsätze schreibt. Ebenso sind es fachliche Dinge, die Scheffel nicht nachvollziehen kann. So gibt es immer noch keine vollständigen Objektpläne. Brandverhütungsschauen gab es eher selten. Ein Beispiel ist Veolia. Die Firma, in der es in den vergangenen Jahren zweimal brannte, hat nun endlich solch einen Plan. Auch die Kitas und die Schulen. „Wir müssen doch wissen, worauf wir uns in einem eventuellen Einsatz einlassen“, sagt Scheffel. Und dass auch die Feuerwehrleute in verantwortlichen Positionen eine Aufwandsentschädigung bekommen, das sei für ihn selbstverständlich. Dafür hat Rüdiger Schmidt eine Zusammenstellung des Aufwands vorgenommen.

Zuletzt nur komissarisch gearbeitet

Vinzenz Baberschke gibt offen zu, „dass die Verwaltung in einigen Dingen „in den vergangenen Jahren geschlampt hat“. Dass einige Feuerwehrleute jetzt jedoch gegen die Verwaltung und das höchste Organ der Feuerwehr, den Feuerwehrausschuss, gearbeitet haben, will er nicht akzeptieren. „Wir hatten bei der Entschädigungssatzung einen Kompromiss erarbeitet und ihn vom Landratsamt prüfen lassen“, sagt er. Die Fassung von Kameraden, die nicht im Feuerwehrausschuss sind und bei deren Beratung die Verwaltung nicht dabei war, hält Baberschke für unzulässig und einen Vertrauensbruch.

Die geprüfte Satzung lag nun den Gemeinderäten vor. Die Erhöhung der Sätze bleibt moderat. Wenn die sächsische Feuerwehrverordnung als Aufwandsentschädigung für einen Ortswehrleiter einen Höchstsatz von 120 Euro vorsieht, so steht in Radibor den Ortswehrleitern in Cölln und Radibor jetzt 35 Euro im Monat zu, vorher waren es in Milkel fünf Euro weniger. Bei den Standortleitern in Cölln und Luppa gibt es jetzt 27 Euro, vorher waren es zehn. Der Leiter der Gemeindefeuerwehr erhält jetzt 93 Euro, vorher waren es 50 Euro, sein Stellvertreter 34 Euro (25 Euro). Auch die Erhöhung der Entschädigung in anderen Positionen ist gering.

Die Eskalation zwischen Gemeindewehrleitung und Verwaltung führt nun dazu, dass Rüdiger Schmidt und Thomas Scheffel Ende Juli ihre Ämter niederlegen. In den vergangenen drei Monaten haben sie kommissarisch gearbeitet. Doch es gibt keine neuen Kandidaten für diese Positionen. „Ich habe bereits mit Kameraden gesprochen, denen ich das zutraue“, sagt Baberschke. Sie baten um Bedenkzeit, denn sie haben auch noch nicht die notwendige Ausbildung. Bis zur Feuerwehrhauptversammlung im Januar/Februar wird die Leitung also kommissarisch erfolgen. Thomas Scheffel und Rüdiger Schmidt wollen die Feuerwehr auch weiter unterstützen, denn beide haben in den vergangenen Jahren auch viel erreicht. „Die, die unsere Hilfe brauchen, können ja nichts für die Querelen“, sagt Scheffel.