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Radlader-Klau fiel ins Wasser

Das 120 000 Euro teure Fahrzeug sollte nach Polen gebracht werden, scheiterte an der Neiße. Gestern wurde es geborgen.

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Von Matthias Klaus

Ganz vorsichtig setzen die Räder auf, zuerst die hinteren, dann die beiden vorn. GR-LH 100 ist wieder auf deutschem Boden angekommen. Seit der Nacht zum Montag war die Maschine unterwegs. Nun ist sie sanft gelandet. Mehr oder weniger. „Mal sehen, ob wir sie reparieren lassen können oder ob wir hier einen Schrotthaufen haben“, sagt Henry Herwig. Er ist der Geschäftsführer der Landhandel GmbH Zittau, und GR-LH 100 ist seine Maschine. Sein Radlader. Oder das, was von ihm übrigblieb. Denn das Gerät lag seit Tagen in der Neiße, ungefähr in Höhe des Nordstrandes des Berzdorfer Sees. Ein Kran hievte es gestern Mittag aus den Fluten, ließ es sicher am Ufer aufsetzen.

... befestigen schließlich Ketten an dem Fahrzeug, an denen es aufgerichtet und aus der Neiße gehoben wird...
... befestigen schließlich Ketten an dem Fahrzeug, an denen es aufgerichtet und aus der Neiße gehoben wird...
Mitarbeiter der Bergungsfirma Dussa schauen erst nach dem Rechten...
Mitarbeiter der Bergungsfirma Dussa schauen erst nach dem Rechten...
... und nach einem kurzen Flug sicher auf der Wiese neben dem Grenzfluss landet.Fotos: Matthias Klaus
... und nach einem kurzen Flug sicher auf der Wiese neben dem Grenzfluss landet.Fotos: Matthias Klaus
Schwere Technik im Einsatz: Der Bergungskran der Firma Dussa hebt den 12,5-Tonner aus der Neiße.Fotos: Danilo Dittrich
Schwere Technik im Einsatz: Der Bergungskran der Firma Dussa hebt den 12,5-Tonner aus der Neiße.Fotos: Danilo Dittrich

Diebe hatten die Maschine vom Gelände an der Görlitzer Paul-Mühsam-Straße gestohlen – hier hat der Zittauer eine Niederlassung seiner Firma – wollten damit offensichtlich quer durch die Neiße Richtung Polen fliehen. Die Spur, die sie dabei auf den Neißewiesen mit dem Radlader hinterließen, ist unübersehbar. Dumm nur: An der Stelle, an der die Kriminellen samt Maschine den Fluß durchqueren wollten, gibt es ein Wehr. Dort war Endstation. „Offensichtlich ist der Radlader das Wehr heruntergerutscht und dann auf der Seite zum Liegen gekommen“, schildert Kurt Märker, Niederlassungsleiter der Bergungsfirma Dussa in Döbschütz. Er hatte gestern gemeinsam mit seinen Kollegen einen Großeinsatz an der Neiße zu absolvieren. Die Geschichte fing derweil bereits am Montag an. „Ein Kollege hatte den Diebstahl am Montagmorgen bemerkt“, erzählt Landhandel-Chef Henry Herwig. Wie das Gefährt überhaupt geklaut werden konnte, für ihn ein Rätsel. „Das Fahrzeug war doppelt gesichert. Es hat einen zusätzlichen geheimen Schalter, mit dem es erst in Betrieb genommen werden kann“, schildert der Geschäftsführer.

Er vermutet, dass die Diebe seine Kollegen beim morgendlichen Anlassen des Radladers beobachtet und daraus ihre Schlüsse gezogen haben. Zwölfeinhalb Tonnen wiegt das Fahrzeug. Keine einfache Sache für die Bergungsexperten von Dussa. „Das hier ist doch etwas ganz anderes, als einen Bus oder Lkw aus dem Straßengraben zu ziehen“, sagt Niederlassungschef Kurt Märker. Die Ausleger des 60-Tonnen-Kranes sind am Neißeufer auf Eisenbahnschwellen gestellt. Trotzdem kommt die schwere Technik kurz ins Ruckeln, als der Radlader endlich am Haken hängt. Das Schauspiel wird von der gegenüberliegenden Neißeseite ebenfalls beobachtet. Polen schauen zu, ebenso Wasserwanderer. Genau fünf Minuten vor 13 Uhr setzt der Radlader auf. „Ich bin erleichtert, aber nicht glücklich“, sagt Henry Herwig. Erleichtert sei er, dass der Radlader wieder auf festem Boden steht. Die Kosten für Bergung, Reparatur oder gegebenenfalls den Zeitwert wird ihm die Versicherung ersetzen. „Der Radlader hat einen Wert von 120 000 Euro. Falls ich jetzt angenommen 60 000 für das fünf Jahre alte Fahrzeug bekomme, wenn es nicht zu reparieren ist, kann ich mir kein neues leisten“, sagt der Landhandel-Chef. Flüssigkeiten wie etwa Diesel sind offenbar nicht ausgelaufen, zeigt ein erster Check.

Die Polizei ist derweil auf der Spur der Diebe. Bis zur Neiße hatten sie die ohne Weiteres verfolgen können. „Wir ermitteln wegen Diebstahls in besonders schwerem Fall“, sagt Michael Günzel, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Bis gestern Nachmittag gab es keine neuen Erkenntnisse. Ein Kriminaltechniker kam zum Einsatz sicherte Spuren, so der Polizeisprecher, Michael Günzel: „Deren Auswertung wird sich sicher noch eine Weile hinziehen.“ Inzwischen hat die Bergungsfirma den Radlader an die Straße gebracht, dort wartet ein Tieflader. Der bringt das Gefährt zu einer Vertragswerkstatt in Zittau. Die wird entscheiden: Lohnt sich eine Reparatur oder nicht?