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Das passiert jetzt alles im Dresdner Ostragehege

Dynamo-Trainingszentrum, Messeerweiterung, neue Eventlocation. Wer‘s macht und wer dahintersteckt.

Von Juliane Richter
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Die Messe will sich im Schweinedom erweitern. Die millionenschwere Sanierung will die städtische DGI stemmen. Deren Chef Ralf Weber lässt auch das Dynamo-Trainingsgelände bauen. Dort hat er gestern den Grundstein mit gelegt.
Die Messe will sich im Schweinedom erweitern. Die millionenschwere Sanierung will die städtische DGI stemmen. Deren Chef Ralf Weber lässt auch das Dynamo-Trainingsgelände bauen. Dort hat er gestern den Grundstein mit gelegt. © Sven Ellger

Seit Donnerstag ist der Dornröschenschlaf des Ostrageheges definitiv beendet. An zwei riesigen Baukränen flattern Dynamo-Dresden-Fahnen im Wind, am Boden wird der Grundstein für das neue Trainingszentrum des Zweitligisten gelegt. Für rund 19 Millionen Euro entstehen bis kommenden Sommer zwei Gebäude, drei Großspielfelder und ein kleineres Spielfeld.

Dia Baustelle des Trainingszentrums von Dynamo Dresden. 
Dia Baustelle des Trainingszentrums von Dynamo Dresden.  © Sven Ellger

Dynamo Dresden ist den Weg ins Ostragehege gegangen, als noch freie Flächen zur Verfügung standen. Jetzt sind alle Flächen verkauft und werden entwickelt. Der Dresdner Unternehmer Thomas Bohn hatte mehrere denkmalgeschützte Gebäude samt Freiflächen erworben (die SZ berichtete). Nun haben die ersten Arbeiten am „Gelben Haus“ begonnen. Zu Schlachthofzeiten wurde in den drei zusammenhängenden Hallen das Auslandsvieh geschlachtet. Nun ist das Gebäude eingerüstet und soll saniert werden. Wie Investor Bohn auf SZ-Anfrage exklusiv mitteilt, wird die Dresdner Agentur First Class Concept das Gebäude und zugehörige Freiflächen mieten.

Hinter der Agentur verbirgt sich Mirco Meinel, der unter anderem das Arteum, das Kraftwerk Mitte und seit 2011 das Erlwein-Capitol im Ostragehege vermarktet. Für Letzteres hatte Meinel die ehemaligen Schweinehallen sanieren lassen. Aber warum braucht Meinel noch mehr Flächen für Veranstaltungen? „Der Bedarf ist einfach da. Die Nachfrage steigt. Das ist ein Riesenmarkt“, so Meinel.

Die bisherigen Flächen im Ostrapark sind demnach von Juni bis August komplett ausgebucht. Außerdem seien mit dem Purobeach und dem Pier 15, die er ebenfalls vermarktet hat, durch den Bau der Hafencity „einzigartige Spielstätten“ weggefallen. Meinel bestätigt, dass für die neue Freifläche im Ostragehege ein Sonderbau in Form eines Pavillons geplant ist. „Das sieht aus wie eine Lotusblüte“, sagt er. Was für Veranstaltungen dort stattfinden sollen, lässt er offen. Die genauen Pläne will er aber noch in diesem Monat vorstellen.

Die Fettschmelze.
Die Fettschmelze. © René Meinig

Einen plötzlichen Aufschub soll das Ostragehege auch noch an anderer Stelle erhalten. Schon lange liebäugelt Messechef Ulrich Finger mit dem Schweinedom – ebenfalls einem denkmalgeschützten Erlweinbau. Nun steht fest, dass die städtische Gesellschaft DGI, die das gesamte Ostragehege seit zehn Jahren entwickelt – den Schweinedom sanieren will. Ziel ist es, damit die Messeflächen zu erweitern. Ist das wirklich nötig? „Wir könnten auch ohne diese Erweiterung weiter existieren. Aber für Konzerte, Abendveranstaltungen in besonderem Ambiente, eine kleine Schmuckmesse oder eine Kunstausstellung ist das ideal“, sagt Messechef Finger.


Der Schweinedom.
Der Schweinedom. © Christian Juppe

Das Geld für die Sanierung hat die städtische Messe-GmbH selbst nicht. Hier will die DGI einspringen. So, wie sie es derzeit beim Dynamo-Trainingszentrum macht. Dort tritt sie als Bauherr auf und streckt rund elf Millionen Euro vor. Dynamo Dresden wird das Gelände schließlich über einen Mietkauf erwerben. Ähnlich stellt sich DGI-Geschäftsführer Ralf Weber das Modell für den Schweinedom vor. Auch hier rechnet er mit Kosten von rund 18 Millionen Euro. Doch woher kommt plötzlich all das Geld?

Die DGI ist eine 100-prozentige Tochter der Technischen Werke Dresden, von denen sie Darlehen für diese Projekte erhält. „In Zeiten, in denen man Zinsen dafür zahlen muss, wenn mehr als eine Million Euro auf dem Konto liegt, macht es Sinn, das Geld lieber für sich arbeiten zu lassen“, sagt Geschäftsführer Weber. Er will die Mittel im Herbst in den Wirtschaftsplan der DGI einstellen. Dann könnte mit den Planungen begonnen werden. Messechef Ulrich Finger prüft noch verschiedene Finanzierungsvarianten, hält eine Einigung bis Herbst aber auch für realistisch. Da die DGI auch beim Schweinedom als Bauherr auftreten würde, will Weber erst das Dynamo-Gelände fertigstellen, bevor er damit beginnt.

Die Futterställe.
Die Futterställe. © Wolfgang Wittchen

Offen ist noch die Frage, wie es mit der Ostrale weitergeht. Laut Weber hat Unternehmer Bohn auch einen gültigen Kaufvertrag für die Futterställe, in der die Kunstausstellung viele Jahre stattfand. Darin stehe allerdings die Klausel, dass er mit der Ostrale eine Lösung finden muss, bevor die Futterställe richtig an ihn übergehen. Laut eines Stadtratsbeschlusses sollte für die Ostrale im Ostragehege die Zukunft gesichert werden. Die Verwaltung hat bisher aber kein Geld dafür aufgebracht.