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Raus aus dem alten Trott

In fünf Jahren hat Roman Broshin eine kleine Maschinenbaufirma aufgebaut. Und stellt weitere Mitarbeiter ein.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler

Irgendwann stand der Entschluss fest. Roman Broshin hatte als Technologe in einem Maschinenbaubetrieb gearbeitet. Der gebürtige Bautzener sammelte Erfahrungen als Konstrukteur, Verkaufsleiter, Kalkulator und Einkäufer. Er kannte die Lücke in seiner Branche. Und so mietete er sich Ende 2011 ein Büro in der Halle des Stahl- und Fahrzeugbaus im Görlitzer Stadtteil Weinhübel, ließ seine Firma „MFV Maschinenbau GmbH“ ins Handelsregister eintragen und legte los.

Die drei Buchstaben MFV stehen seit Anfang an für die drei Schwerpunkte, auf die sich Broshin konzentrierte: Maschinenbau, Fördertechnik und Verschleißtechnik. Heute zählt seine Firma 15 Mitarbeiter, er hat gerade erst wieder drei neue eingestellt. Unter seinen Mitarbeitern sind Schlosser, Schweißer, Maschinenbau- und Schweißingenieure. Und er kündigt an, dass weitere Einstellungen folgen werden. In den Maschinenpark seines Unternehmens investierte er mittlerweile eine Million Euro, zuletzt eine besondere Plasma- und Autogen-Brennschneideanlage, mit der er Bleche bis zu einer Stärke von 30 Zentimetern schneiden kann. Der Clou an der Maschine: Ohne umzurüsten und in einem Vorgang, kann sie die Kanten beispielsweise abschrägen. Das ermöglicht der frei programmierbare 3-D-Kopf des Schneiders. Eine Maschine, von der Broshin sagt, sie sei schon etwas seltenes in der Gegend. Demnächst kommt noch eine Abkantpresse, mit der er Bleche so abkanten kann, dass sie anschließend wie gefaltet aussehen. Mittlerweile hat er auch ein Lager von 100 Tonnen Bleche aufgebaut, um schneller auf Aufträge reagieren zu können.

Weil das Geschäft zuletzt so gut lief, konnte er einen Großteil der Investitionen aus Eigenmitteln stemmen. Das erfüllt den 40-Jährigen, den die Liebe nach Görlitz verschlagen hat, durchaus mit Stolz: Innerhalb von fünf Jahren hat er ein Unternehmen aus dem Nichts geschaffen, das heute große Anlagenbauer im deutschsprachigen Raum beliefert. Die wiederum produzieren für Kunden weltweit, wodurch Broshins Teile überall auf der Welt zu finden sind.

Weil es den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern gut geht, haben auch Firmen wie der MFV Maschinenbau volle Auftragbücher. Roman Broshin lächelt bei dieser Aussage etwas. „Wenn ich nicht am Anfang bei unseren Kunden Klinken geputzt hätte, stünden wir heute nicht da, wo wir sind“, sagt er. Von allein wäre nichts geworden, die Wirtschaftsförderer der Europastadt Görlitz hat er noch nicht gesehen. Dabei ist Sachsen für seine große Maschinenbau-Tradition bekannt. Die Marketingkampagne „So geht sächsisch“ spricht von gut 1 000 Unternehmen im Freistaat, die sich dem Maschinenbau widmen und das Land bundesweit zu einem Zentrum der Branche machen. Broshins Kunden sind heute Anlagenhersteller jeglicher Art, gerade auch für die Recyclingwirtschaft, aber auch für Kraftwerksbetreiber, die Holzindustrie oder Dachziegelbetriebe arbeitet er. In diesem Jahr rechnet er mit einem Umsatz von 2,4 Millionen Euro.

Seine Maschinen stehen heute in der Produktionshalle, wo zu DDR-Zeiten eine PGH Pkw-Anhänger reparierte. 1990 entwickelte sich daraus die Stafa Stahl- und Fahrzeugbau GmbH, die bis zu 30 Mitarbeiter beschäftigte. Und nach deren Insolvenz kaufte ein Löbauer Betrieb die Halle. Als der sich aber zurückzog, schlug die Stunde Broshins, dessen Firma so schnell groß wurde, dass er schon einen Anbau auf dem Gelände gemietet hatte. Als nun ein neuer Vermieter drohte, da wollte es der junge Firmengründer dann doch selbst wagen. Nun kaufte er das Grundstück, seitdem verfügt er über eine große Halle und genügend Freifläche, um sich gegebenenfalls zu erweitern. Dass er viele Pläne mit sich trägt, erzählt er selbst. Er will unabhängiger von Dritten werden, die Qualität selber liefern. Seine Spezialität ist die Fördertechnik. Schon als er sich selbstständig machte, konstruierte er solche Anlagen, ließ Förderketten herstellen und verkaufte die Teile. Mittlerweile produziert sein Unternehmen selbst Plattenbandförderketten, die beispielsweise in Müllheizwerken den zerschredderten Müll weiter transportieren. Auch damit lässt sich gutes Geld verdienen.