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Razzia gegen Internet-Betrüger

Manipulierte Bankkonten und ausgespähte Pin-Daten – eine bundesweit tätige Bande soll so einen Schaden von 300 000 Euro verursacht haben.

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Von Alexander Schneider

Ermittler der Landeskriminalämter Sachsen und Berlin haben eine auf Internet-Betrug spezialisierte Bande zerschlagen. Anfang der Woche durchsuchten die Beamten mehrere Wohnungen und einen Lagerraum in Berlin. Zwei Männer (31, 41) wurden verhaftet, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft nun mit. Gegen den Letten (41) und den zweiten Verdächtigen wurden nun am Amtsgericht Dresden Haftbefehle erlassen. Die Männer sollen führende Mitglieder der Gruppierung von bis zu 20 Mitgliedern der zumeist aus Lettland stammenden Verdächtigen sein. In der Betrugsabteilung der Behörde wird bereits seit Längerem gegen die mutmaßliche Bande ermittelt. Sie soll seit 2012 mit Manipulationen von Bankkonten und Warenbestellungen im Internet – insgesamt mehr als 400 Betrugstaten – einen Schaden von mehr als 300 000 Euro verursacht haben.

Die Täter sollen bundesweit Inhabern von Online-Banking-Konten mit einer Schadsoftware eine angebliche Fehlgutschrift vorgegaukelt haben. Dabei handelte es sich um Beträge von mehreren Tausend Euro, die angeblich von einem Mobilfunkbetreiber fehlerhaft auf dem Konto des Betroffenen landeten. Die Kunden wurden durch vermeintlich von seiner Bank stammende Bildschirmeinblendungen zur sofortigen Rücküberweisung des Betrages – der auch auf der Haben-Seite angezeigt wurde – aufgefordert. Durch Eingabe ihrer Transaktionsnummer aktivierten betroffene Kunden jedoch keine „Rückbuchung“, sondern eine Überweisung von ihrem Konto an die Betrüger. Unter anderem in Dresden, Stuttgart, Osnabrück und Bremen hatten die Täter zahlreiche Zielkonten eröffnet, von denen sie das Geld direkt nach Eingang abhoben. „Manchmal nur wenige Minuten nach Eingang“, sagte Lorenz Haase, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Erst im März wurde ein 26-jähriger Lette am Landgericht Dresden zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Er hatte mehrere „Finanzagenten“ geführt, ihnen Wohnungen organisiert, damit sie die Zielkonten bei Banken eröffnen konnten. Außerdem hat er die erbeuteten Summen nach Berlin oder in die Ukraine weitergeleitet.

Die lettische Bande soll, möglicherweise von Berlin aus, auch im Internet teure Markenartikel, meist Computertechnik, bestellt und mit gestohlenen Kreditkarten- und Paypal-Konto-Daten beglichen haben. Anschließend ließen sie sich die Ware an Scheinadressen liefern und verkauften sie dann unter Tarnidentitäten über das Onlineauktionshaus Ebay. Bei der Durchsuchung wurden zahlreiche neue Computer, eine Vielzahl von Kreditkarten sichergestellt und verschiedene Konten beschlagnahmt. Die Ermittlungen dauern an.