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Ringen um die Zukunft der Spedition

Über 70 Mitarbeiter haben ihren Job verloren, seit die Müller & Sohn GmbH Insolvenz anmeldete. Für die Firma selbst gibt es aber noch Hoffnung.

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Von Antje Steglich

Die ersten Zahlen sind niederschmetternd: 73 Arbeitsplätze wurden bei der Müller & Sohn GmbH in den vergangenen Wochen liquidiert. Ob noch weitere Mitarbeiter der Insolvenz des Traditions-Fuhrunternehmens zum Opfer fallen, bleibt abzuwarten. Am 1. Oktober wurde das Insolvenzverfahren offiziell durch das Amtsgericht Dresden eröffnet.

Insolventverwalter für die Müller & Sohn GmbH ist der Dresdner Rechtsanwalt Dr. Christoph Munz. „Ich bin derzeit gemeinsam mit den Gesellschaftern damit befasst, eine Auffanglösung für Teile des Unternehmens zu finden“, sagte er auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. „Die Bereiche Fernverkehr und Abbrucharbeiten wurden stillgelegt; sie sind wirtschaftlich nicht tragfähig“, erklärte er den krassen Abbau von Arbeitsplätzen. Derzeit würden noch 34 Mitarbeiter beschäftigt.

Hoffnungsschimmer für sie ist die Müller Baustoff GmbH, die nicht von der Insolvenz betroffen ist, derzeit weiter arbeitet und eine Auffanggesellschaft für ihre beiden Schwesternfirmen sein könnte. Neben der Müller & Sohn GmbH – quasi die Betriebsgesellschaft – läuft nämlich auch das Insolvenzverfahren für die Maik & Toni Müller GmbH & Co. KG – die Besitzgesellschaft. Das Unternehmen vermietete Fahrzeuge und Co. an die Müller & Sohn GmbH, ihr Schicksal ist somit sehr eng verknüpft, sagte deren Insolventverwalter, der Dresdner Rechtsanwalt Friedemann Schulz. Dass es zwei verschiedene Verwalter bei so eng verbundenen Firmen gibt, sei sogar üblich, um mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden, hieß es. Munz und Schulz würden jedoch eng und konstruktiv zusammenarbeiten.

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist man aber wohl skeptisch, was die Unternehmensfortführung anbelangt. „Es wird wohl eine Verwertung entstehen“, mutmaßte Friedemann Schulz. Denn es gebe zwar Bestrebungen der Familie Müller weiterzumachen, doch dafür sei viel Kapitel vonnöten.

Seit über 30 Jahren gibt es das Fuhrunternehmen in Röderau, nachdem Friedemann Müller das Gewerbe Anfang der 1980er Zeiten als eines der wenigen privatwirtschaftlichen seiner Art zu DDR-Zeiten anmeldete. Schrotte wurden gefahren, genauso Industrieasche vom nahen Rohwerk Zeithain. Mit der Wende wuchsen die Aufgaben, 2007 ging das Geschäft mit zuletzt über hundert Mitarbeitern an die Söhne Maik und Toni über. Neben der Spedition managten sie die Kiesgrube in Bahra, den Baustoffhandel im Dresdner Hafen, eine eigene freie Reparaturwerkstatt und eine Abriss- und Erdarbeitensparte. Man war deutschlandweit tätig. Noch jetzt wird auf der Homepage nach neuen Arbeitskräften in „einem wachsendem mittelständigen Unternehmen“ gesucht.

Die Internetseite ist laut Rechtsanwalt Munz zwar nicht mehr aktuell, was letztlich aber für die Insolvenz der beiden Firmen verantwortlich war und wann die Probleme begannen, darüber schweigt er. Die unzähligen Diebstähle und Einbrüche mit hunderttausenden Euro Schaden in den vergangenen Jahren und das Hochwasser hätten eine Rolle gespielt, aber auch noch mehr.

Am 18. beziehungsweise 19. Dezember finden die sogenannten Berichtstermine für die insolventen Unternehmen am Amtsgericht Dresden statt. Spätestens dann wird wohl klar sein, wie es mit den Betrieben weitergeht – und ob überhaupt.