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Roter Doppeldecker startet in Großenhain

Jan Meißner fliegt mit seinen Flugschülern sogar zum Gardasee. Rundflüge macht er dagegen im offenen Flugzeug.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Jan Meißner sitzt in seinem Büro im Tower am Großenhainer Flugplatz und versteht die Aufregung nicht. „Der Großenhainer Flugplatz lebt, und wie“, sagt der Inhaber der Flugschule Born-2-fly. 12 000 Flugbewegungen gab es dieses Jahr schon auf der Großenhainer Landbahn. Darunter etwa ein Drittel von seiner Flugschule. 4000 Starts und Landungen hätte er damit von Riesa nach Großenhain geholt, als er vor einem Jahr auf den Großenhainer Platz kam – wegen des Hochwassers in Riesa. „Hier in Großenhain habe ich optimale Bedingungen, und den Flugplatz wird es auch in zehn Jahren noch geben“, ist sich Jan Meißner ganz sicher.

Jan Meißner ist nicht nur Inhaber einer Flugschule, sondern auch Pilot in seinem roten Doppeldecker. Damit fliegt er Rund- und Charterflüge ab Großenhain. Fotos: Klaus-Dieter Brühl
Jan Meißner ist nicht nur Inhaber einer Flugschule, sondern auch Pilot in seinem roten Doppeldecker. Damit fliegt er Rund- und Charterflüge ab Großenhain. Fotos: Klaus-Dieter Brühl

Er glaubt noch nicht ans Ende

Zwar ist der Mietvertrag der Flugschule Born-2-fly mit Bothurs Betreibergesellschaft jederzeit kündbar. Doch Meißner glaubt im Gegensatz zu anderen, dass der Flugbetrieb weiterhin auch neben einem Industriegebiet aufrechterhalten wird. „Weil das auch ohne Fördermittel geht. Ich will ordentlich mein Geschäft machen“, sagt der Dresdner Unternehmer. Nur für alle Fälle hat er einen Plan B im Hinterkopf.

Jedes Jahr werden 15 Flugschüler in Großenhain bei Born-2-fly ausgebildet. Das sind Leute, die das Fliegen mit Ultraleichtflugzeugen mit zwei Sitzen oder in der viersitzigen Eco-Klasse als Hobby betreiben. 60 beziehungsweise 100 Stunden Theorie müssen sie dafür absolvieren, und 30 Stunden Praxis. Für die Streckenflugerfahrung gibt’s dabei auch einen Ausflug über die Alpen an den Gardasee.

Im Schulungsraum in der ersten Etage sitzen Christian Becker und Sascha Knoll aus Auerbach/Vogtland. Sie erweitern bei Fluglehrer Wilfried Kernchen aus Zabeltitz ihre Fliegerausbildung. „Das hier ist eine lizenzierte Flugschule nach EU-Richtlinien“, begründen die jungen Männer ihre Wahl für Großenhain. Die Röderstadt hat im Vergleich zu ihrer Heimat im Winter wetterbedingte Vorteile. Hier kann auch in der kalten Jahreszeit geflogen werden. Der Flugplatz ist nach Bedarf geöffnet. „Und den Bedarf legt die Flugschule fest“, erklärt Jan Meißner. Eine Woche lang büffeln Becker und Knoll Navigation, Aerodynamik, Flugzeugkunde oder auch menschliches Leistungsvermögen. Dann sind sie in ihrem Hobby ein Stück weitergekommen und können vielleicht in die gewerbliche Fliegerei einsteigen.

Männer und Frauen zwischen 30 und 60 Jahren stellen den Hauptteil derer dar, die sich bei Born-2-fly oder in der Partnerfirma Flight Academy den Traum von Fliegen erfüllen. Doch oft kommen Gäste auf den Flugplatz, um einen Rundflug zu machen. Dann rollt Jan Meißner den roten Doppeldecker aus dem Schelter. Genau so einen wie im Kinderbuch vom Clipperstorch aus Großenhain. Die Geschichte von James Krüss hat Jan Meißner dazu inspiriert, einen solchen roten Doppeldecker Marke Eigenbau zu erwerben. „Vorbesitzer war ein Hobbyflieger aus Braunschweig“, sagt Jan Meißner. Sachsenweit sei er nun der Einzige, der solche Rundflüge im offenen Fluggerät anbiete. Interessenten kommen dafür sogar aus der Schweiz oder aus Hamburg nach Großenhain. 200 Mal im Jahr steigt der rote Doppeldecker dann in die Luft. Jan Meißner öffnet eine Klappe im Flugzeug und weist auf ein ganz besonderes Rettungssystem hin. „Im Falle eines Falles steigt eine Rakete mit einem Fallschirm auf, an dem das ganze Flugzeug zu Boden schwebt“, erklärt der Berufsflieger. „Da muss keiner vorher aussteigen.“

Fotoshooting mit Doppeldecker

Wer mit der 80-PS-Maschine, die nur 250 Kilo wiegt, einen Stundenausflug machen möchte, zahlt ab 110 Euro. „Auch das Landesamt für Archäologie, der MDR oder Fotografen fliegen mit im offenen Doppeldecker über ganz Sachsen“, erklärt Jan Meißner. Gebucht werde meist übers Internet. Nein, er sieht wirklich keinen Grund, warum der Sportflugplatz in Großenhain keinen Bestand haben sollte. Das einvernehmliche Miteinander mit der Firma Koch, dem Fliegerverein, den Gleitschirmfliegern oder Tragschrauberpiloten spräche für sich. Jan Meißner: „Wir alle tragen zum Erhalt des Platzes bei.“