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Rotsteinhaus nach Bauarbeiten im Aufwind

Die Sanierung der Straße hinauf zum Berghaus hat Betreiber Marko Künze schwer belastet. Doch jetzt herrscht wieder beste Holunder-Stimmung.

Von Markus van Appeldorn
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Marko Künze führt in dritter Generation das Berghotel auf dem Rotstein.
Marko Künze führt in dritter Generation das Berghotel auf dem Rotstein. ©  Rafael Sampedro

Marko Künze kann in diesen Tagen wieder entspannt lachen. "Mein Hotelbetrieb wächst ständig", sagt der 40-jährige Betreiber des Hotels auf dem Rotstein. Auf eine Auslastung von 35 bis 40 Prozent komme er aktuell. "Ich hatte Angst, nach den Bauarbeiten wieder auf diese Auslastung zu kommen", sagt er. Jene Bauarbeiten, die den Betrieb des Ausflugslokals einerseits retteten - und andererseits vor erhebliche Herausforderungen stellten.

Die in den 70er-Jahren angelegte und rund 2,8 Kilometer lange Fahrstraße von Dolgowitz hinauf zum Rotstein war lange Jahre eine achsbrecherische Schlaglochpiste. Beinahe zehn Jahre lang hatte Marko Künze für eine Sanierung der Straße gekämpft. Im März 2018 beschloss der Stadtrat Löbau dann tatsächlich, die Straße neu zu asphaltieren. Doch erst verhängte der Landkreis zum Schutz brütender Vögel einen zwei Monate langen Baustopp für einen Abschnitt der Straße, der durch das Naturschutzgebiet am Rotstein führt. Dann erschwerten tageweise, baubedingte Vollsperrungen Marko Künze den Hotelbetrieb.

Wieder gute Buchungslage

Hauptsächlich Familienfeiern an Wochenenden machen den Hotelbetrieb für Marko Künze überhaupt rentabel. Doch viele dieser Feiern hatte er wegen des Baubetriebs damals absagen müssen oder gar keine Reservierungen angenommen. Über Umsatzeinbußen von 22.000 Euro klagte er damals. Um konkurrenzfähig zu bleiben, renovierte Künze auch einen Teil seiner Zimmer, nahm dafür einen Kredit auf. Zeitweise aber überlegte er sogar, das Haus aufzugeben.

Jetzt sieht er wieder Sonne. "Wir bekommen von unseren Gästen positive Rückmeldungen und schreiben sehr gute Zahlen im Geschäftsbetrieb", sagt Marko Künze nun zum Saisonbeginn. An rund 40 Wochenenden sei sein Haus mit ein bis zwei Veranstaltungen gebucht. Ein wegen der Bauarbeiten eingeführtes System aber hat der Betrieb beibehalten: "Wir haben keine fixen Öffnungszeiten, sondern ein reines Reservierungssystem", sagt Künze. An den Wochenenden von März bis Oktober sei das Rotsteinhaus aber in aller Regel auch für Ausflügler geöffnet.

Holunder-Spezialitäten von der Großmutter

Rund 60 Prozent der Übernachtungsgäste auf dem Rotstein seien Besucher der Feiern, sagt Künze. Aber einen nicht unerheblichen Teil seines Umsatzes macht der Rotstein-Wirt auch mit Übernachtungsgästen, die er im Internet gewinnt. "Da kommen recht viele Ausländer, aus Skandinavien, den Niederlanden oder Osteuropa", sagt Künze. Darunter seien Handwerker, aber auch viele Touristen. "Ohne meinen Internet-Vertrieb hätte ich nicht einen einzigen dieser Übernachtungsgäste", sagt er.

Marko Künze betreibt das Rotsteinhaus in bereits dritter Generation. Schon seine Großeltern bewirteten hier Ausflügler und Parteibonzen. Denn auch Stasi und SED schätzten für Schulungen die Abgeschiedenheit des damals als Betriebsferienheim des Dresdner Tabak-Kombinats genutzten Hauses. Prominentester Gast dieser Zeit war der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Willi Stoph. Eine kulinarische Spezialität aus dieser Zeit pflegt Marko Künze bis heute: Holundersuppe. "Die hat schon meine Großmutter gemacht. Den Holunder pflücken wir hier oben auf dem Berg", sagt Künze.

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