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Rübezahl wohnt nun in Görlitz

Museum. In der Nonnengasse stellt Ingrid Wettin-Zahn ihre Sammlung über den legendären Waldgeist des Riesengebirges aus.

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Von Frank Fischer

In den Häusern Nonnengasse eins und zwei gibt es seit Sonnabend das Rübezahlmuseum Görlitz. „Nachdem ich das Grundstück gekauft hatte, vergingen noch vier Jahre, bis sich mein Vorhaben, endlich erfüllte“, erzählt Ingrid Wettin-Zahn. Die Psychotherapeutin lebte und arbeitete viele Jahre in der Schweiz. Seit 60 Jahren sammelt sie alles, was mit Rübezahl zu tun hat.

Nun sollte die größte Rübezahlsammlung in Deutschland endlich einen Platz finden, der sich in der Nähe ihrer Schlesischen Heimat, dem Riesengebirge, befindet. „Görlitz war da für mich buchstäblich nahe liegend, zumal mir die Stadt durch meine Familie nie ganz fremd gewesen ist“, erzählt die zugezogene Neu-Görlitzerin.

Historisches Ambiente

Die Räumlichkeiten mit ihren gedrungenen Gewölbedecken aus dem Mittelalter sorgen für historisches Ambiente. Hier befinden sich die ältesten Publikationen über den legendären Waldgeist: Schriften von Johannes Prätorius, veröffentlicht zu Beginn des 18. Jahrhunderts, und Literatur von Johann Karl August Museums, der damals Volksmärchen für die Deutschen schrieb. Darunter die fünf Legenden über Rübezahl. Auch alte Land- und Postkarten sind zu bewundern. In einem weiteren Raum zeigt sich Rübezahl als Holzfigur. Auch die erzgebirgische Holzschnitzerei hat sich dem Bergriesen angenommen. Eine Vitrine bewahrt Medaillen und Plaketten auf. Im Durchgang präsentieren sich Bücher mit internationalen Übersetzungen von Rübezahl-Geschichten. Das Papiertheater der Hersteller Schreiber und Scholz, entstanden Anfang des vorigen Jahrhunderts, stellt mit plastischem Bühnenbild Geschichten von Rübezahl dar. Zudem kann man Marionetten sehen, die Rübezahl in seinen vielfältigen Verwandlungskünsten zeigen. Sogar das Kasperletheater ist vertreten und soll später für Kleinkunstveranstaltungen aktiviert werden.

Ein weiterer Durchgang zeigt Notenmaterial zu Opern und Theaterstücken, die sich mit Rübezahl beschäftigen. Auch Übungshefte für Inszenierungen des Papiertheaters sind zu sehen. Ein leicht vergilbtes Foto dokumentiert die Aufführung des Rübezahlgebirgsvereins 1925 in Lauban. In der Marketingabteilung wird an die Sammelbilder von Rübezahl erinnert, die der Kunde bekam, wenn er vor dem Krieg Waren kaufte. Rübezahl war als Werbeträger für Likörflaschen auf dem Etikett, aber auch auf Flaschenverschlüssen dargestellt.

Man begegnet dem Waldgeist als Figur aus Steinkohle, die von der Museumsinhaberin übers Internet aus dem Ruhrgebiet erworben wurde. Auch persönliche Erinnerungen bewahrt Ingrid Wettin-Zahn auf: ihre Puppe oder den Reisekoffer des Vaters, der als Major viel unterwegs war. Das Archiv bekam im Vorfeld nur die Presse zu sehen. Dort befinden sich viele Stücke, die noch keinen Platz gefunden haben. „Diese Sammelstücke will ich später für Wechselausstellungen nutzen“, sagt Ingrid Wettin-Zahn. Rübezahlsouvenirs aus der Nachkriegszeit und eine Lesecke, in der die Hausherrin Geschichten von Rübezahl zu Gehör bringen möchte, erwarten den Besucher ebenso. Die Besichtigung endet im Flur, wo Scherenschnitte von Luise Neupert aus dem Jahr 1998 zu sehen sind.

Geöffnet ist das Rübezahlmuseum von Mittwoch bis Sonnabend, 14 bis 17 Uhr.