SZ +
Merken

„Russland ist nicht unser Feind“

Der BüSo-Mann Thomas Born wirbt zur Landtagswahl gerade für Schritte gen Osten.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Birgit Ulbricht

Wir dürfen Russland nicht verprellen!“ Klingt das nach einer Wahlforderung der Links-Partei? „In Sachsen muss die Wirtschaft wachsen!“ Könnte das eher die CDU gesagt haben? „Sparer und Mittelständler müssen vor der Enteignung durch den Euro geschützt werden!“ Vielleicht ein Wahlkampfmotto der AfD?

Alles falsch, denn alle diese Thesen vertritt die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, kurz BüSo. Da dürfte so mancher dann doch ins Grübeln kommen, denn die Ansichten der BüSo sind auf Anhieb nur wenigen geläufig, ihre Kandidaten kaum bekannt. Der Baudaer BüSo-Mann Thomas Born bestätigt das unumwunden: „Ja, wir haben den politischen Durchbruch noch nicht geschafft.“ Knapp ist die Partei zuletzt an der Ein-Prozent-Hürde gescheitert und wurde damit von der Wahlkampfkosten-Rückerstattung ausgeschlossen. Kein Wunder also, dass der Partei die magischen ein Prozent wichtig sind.

Umweg über die Weltpolitik

„Ich traue den Leuten zu, dass sie über ihren Tellerrand schauen können“, sagt Thomas Born. Das wird auch nötig sein, denn die BüSo macht es den Bürgern nicht gerade einfach. Statt mit markigem Kandidaten für Stadt oder Land aufzuwarten, erklärt die BüSo den Bürgern lieber, warum es so fatal ist, dass die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) sich längst von Europa distanziert haben. Weshalb Deutschland einer neuen Seidenstraße zu diesen Ländern angehören sollte oder eine Trennung von Einlagen- und Kreditgeschäft bei den Banken so wichtig ist.

„Was da im Großen geschieht, hat doch unmittelbar Auswirkungen auf uns, und deshalb müssen wir uns damit beschäftigen“, sagt Thomas Born. Er könne nicht für Großenhain oder Sachsen etwas fordern, das im großen Zusammenhang völlig unrealistisch ist. Die großen Probleme holen uns alle ein, davon ist der Baudaer jedenfalls überzeugt. Und wenn seine Oma klagt, dass die Zuzahlung in der Apotheke schon wieder gestiegen ist, sieht er sich darin bestärkt. Denn all die Alltagsprobleme wie Schulschließungen, die Stellreduzierung bei der Polizei oder gestrichene Leistungen haben ihre Ursache immer wieder in den großen Finanz-Entscheidungen.

So argumentiert wird auch verständlich, weshalb die BüSo schon 2005 in Nordrhein-Westfalen mit Hundert-DM-Flyern für die Abschaffung des Euro warb. Weshalb sie die Banken neu ordnen und Sachsens Wirtschaft stärken will. Ganz wichtig ist Sachsens BüSo-Vertretern, dass der Freistaat an seine alten Traditionen als Industriestandort anknüpft, dass Arbeitsplätze geschaffen werden und man sich – so Thomas Born – „nicht mit dem jetzigen nachindustriellen System zufrieden gibt, in dem wir alle nur Konsumenten sind“.

Bundespolitisch sei es falsch gewesen, das Projekt „Transrapid“ aus Kostengründen aufzugeben und gleichzeitig ein Vielfaches davon für die Bankenrettung auszugeben. Auch der Rückzug aus der Atomtechnologie ist aus Sicht der BüSo ein Fehler gewesen, andere Länder würden weiterforschen und dadurch weiter kommen. Ob die Großenhainer darüber mit dem Baudaer sprechen wollen oder ihm letztlich doch eher persönliche Fragen stellen?

Heute am Hauptmarkt zu sprechen

Heute steht Thomas Born jedenfalls zum ersten Mal mit seinem Infostand auf dem Großenhainer Wochenmarkt an der Löwen-Apotheke. Am 7. August ist das zweite Mal Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht kann sich der Wähler mit dem Baudaer doch über Großenhainer Themen wie zum Beispiel den geplanten Industriepark Flugplatz unterhalten, wo die Stadt erst kürzlich Schilder mit der Aufschrift „Wir lieben Industrie“ aufgestellt hat. Darin dürfte sich die hiesige CDU mit dem BüSo-Mann wohl einig sein. Dass der die CDU keineswegs als geistigen Verbündeten sieht, daraus macht Thomas Born wiederum keinen Hehl – schließlich wollen die Christdemokraten nicht an den Grundfesten dieser Gesellschaft rühren. Das Konzept der BüSo würde genau das tun. „Man müsste das Potenzial der Unzufriedenheit unter den Leuten nur in etwas Positives verwandeln“, so Born.