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Schandfleck soll verschwinden

Das ehemalige Presswerk in Ottendorf ist eine Ruine. Die Gemeinde will das ändern, doch das wird schwer.

Von Alexander Buchmann
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Für das Ortsbild von Ottendorf-Okrilla ist der Verfall des ehemaligen VEB Presswerk eine Katastrophe. Denn das Gelände liegt direkt an der B 97 und wird deshalb von vielen durch den Ort fahrenden Menschen wahrgenommen.
Für das Ortsbild von Ottendorf-Okrilla ist der Verfall des ehemaligen VEB Presswerk eine Katastrophe. Denn das Gelände liegt direkt an der B 97 und wird deshalb von vielen durch den Ort fahrenden Menschen wahrgenommen. © René Plaul

Ottendorf-Okrilla. Das blaue Metalltor steht weit offen. Doch Firmenfahrzeuge sind da durch schon lange nicht mehr auf das Gelände des ehemaligen VEB Presswerk in Ottendorf-Okrilla gefahren. Stattdessen haben Vandalen einen leichten Zugang. Ihre Zerstörungswut und der Zahn der Zeit haben den Gebäuden über die Jahre stark zugesetzt. Viele Fenster sind eingeworfen, Dächer und Mauern teilweise eingestürzt und überall liegt Müll. Doch das soll sich nun ändern. Dafür hat der Gemeinderat am Montag einen Grundsatzbeschluss gefasst. Doch die Möglichkeiten der Gemeinde sind begrenzt.

Ein Problem bei den bisherigen Bemühungen der Gemeinde, für das Areal einen neuen Nutzer zu finden, sind die unklaren Eigentumsverhältnisse. Wie Ottendorfs Kämmerer Robin Lehmann in der Ratssitzung erklärte, sei das Areal im Grundbuch mit 17,5 Millionen Euro belastet. Der vorherige Eigentümer sei aus diesem aber gelöscht worden. Denn die Firma gibt es nicht mehr. Vonseiten eines Liquidators, der diese abgewickelt hat, habe es keine Zahlungen an die Gemeinde gegeben, weil keine Einnahmen erzielt werden. Weil auf dem Dach eines Gebäudes allerdings eine Funkantenne steht, müsse es Einnahmen geben, sagte Lehmann. Nach Telefonaten mit mehreren Mobilfunkanbietern sei er auf eine dritte Firma gestoßen, an die einer der Anbieter jährlich einen Betrag für den Mast zahlt. Das Geld habe die Gemeinde gepfändet, weil sie selbst ein Gläubiger ist. Schließlich wird für das Grundstück seit Jahren keine Grundsteuer gezahlt. Außerdem hat man nun zumindest einen Ansprechpartner, mit dem sich potenzielle Investoren für das Gelände in Verbindung setzen können.

Ottendorf braucht zusätzliche Gewerbeflächen

Das ist insgesamt 30 000 Quadratmeter groß. Davon sollen 13 000 Quadratmeter künftig als Gewerbeflächen genutzt werden, so die Vorstellungen des Kämmerers sowie des stellvertretenden Bürgermeisters und Gemeinderats Mirko Thomas. Beide haben sich seit Herbst vorigen Jahres intensiv mit der Entwicklung des Areals beschäftigt. Zusätzliche Gewerbeflächen kann Ottendorf-Okrilla gut gebrauchen. Im Gewerbegebiet gebe es nämlich nur noch eine freie Fläche, über deren Verkauf bereits Verhandlungen laufen, sagt Lehmann. Auf dem übrigen Werksgelände sollen ein Gebäudekomplex mit einem Vollsortimenter, also einem Verbrauchermarkt mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, ein Gebäudekomplex mit einem Drogeriemarkt sowie ein weiteres Gebäude entstehen, in dem ein Gesundheitszentrum untergebracht werden soll. Das wäre ein Quantensprung für das Ortsbild, würde Steuern in die Gemeindekasse spülen und Versorgungsdefizite beheben, sagte Lehmann in der Ratssitzung.

Dort hat der Gemeinderat nun einstimmig entschieden, dass das Grundstück an der Dresdner Straße „als Vorzugsvariante für die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes mit einer Verkaufsfläche größer als 800 Quadratmeter zu entwickeln ist.“ Das ist der erste Schritt für weitere Verhandlungen. Die muss die Gemeinde mit dem Landratsamt in Bautzen, der Landesdirektion in Dresden, dem regionalen Planungsverband und der Industrie- und Handelskammer (IHK) führen. Während Einkaufsmärkte bis 800 Quadratmeter, was etwa der Größe der Netto- oder Penny-Märkte entspricht, relativ unproblematisch errichtet werden können, geht das bei größeren eigentlich nur, wenn eine Gemeinde ein Grund- oder Mittelzentrum ist. Ottendorf-Okrilla ist aber beides nicht. In den bisherigen Gesprächen habe man dafür geworben, dass es die Gemeinde aber trotzdem verdient habe, sagte Lehmann. Nach der Grundsatzentscheidung des Gemeinderats könne nun weiter daran gearbeitet werden, eine Lösung zu finden, kündigt der Kämmerer an. Das letzte Wort hat dabei aber nicht die Gemeinde. Die zu beteiligende Raumordnungsbehörde habe ihre Zustimmung zu einem solchen Standort im Gemeindegebiet aber bereits in Aussicht gestellt, heißt es in der Beschlussvorlage.

Verhandlungen mit Verbrauchermarkt

Einen Investor für den Verbrauchermarkt gibt es bereits. Mit diesem habe man auch schon intensive Gespräche geführt, sagt Thomas. Wenn es von den zuständigen Stellen grünes Licht für den Bau gibt, könne dieser die Verhandlungen über den Kauf des Areals aufnehmen. „Das wäre ein absoluter Gewinn für den Ort“, sagt Thomas. Und Lehmann ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir so weit gekommen sind.“

In der Vergangenheit wurden schon mehrfach Entwicklungsmöglichkeiten erörtert, mit den zuständigen Fachbehörden geprüft und durch entsprechende Beschlüsse im Gemeinderat untersetzt. Dabei ging es unter anderem um die künftige städtebauliche Nutzung des ebenfalls brach liegenden Betonwerkgeländes. Dieses Vorhaben ist vom Grundstückseigentümer aber nicht fortgeführt worden.