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Schlaurother bekommen neues Ortszentrum

Das jetzige hat viel Geschichte – mittlerweile aber auch viele Risse. Die Stadt Görlitz lässt ein neues bauen.

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Blick auf das bisherige Ortschaftszentrum.
Blick auf das bisherige Ortschaftszentrum. © Nikolai Schmidt

Das alte Ortschaftsgebäude von Schlauroth hat seine Vorteile. Jeder Seniorentreff, jeder Dia-Vortrag und Yoga-Kurs hat etwas Heimeliges. Und bei Ortschaftsratssitzungen braucht es nie ein Mikrofon, dafür ist das Gebäude viel zu klein. Da hört es aber bereits auf mit den Vorteilen. Das Ortschaftszentrum ist baufällig, eine Restaurierung ist nicht mehr möglich. Das ist bereits seit mehreren Jahren bekannt, nun kommt Bewegung in die Sache: Der Görlitzer Stadtrat hat vorige Woche beschlossen, dass Schlauroth ein neues Ortschaftsgebäude bekommt, für rund 337 000 Euro. Ein Flachbau mit Satteldach am Dorfteich soll es werden. Über 114 000 Euro muss die Stadt Görlitz als Eigenmittel dazugeben. Dafür will sie für dieses und die beiden kommenden Jahre einen Teil der Pauschale von 70 000 Euro verwenden, die die Kommune jährlich vom Freistaat zur freien Verfügung erhält. In Görlitz soll das Geld genutzt werden, um die Ortschafts- und Bürgerräte zu unterstützen. Für die Eigenmittel fürs Schlaurother Ortschaftsgebäude sollen 11 000 Euro aus der diesjährigen Pauschale, je über 51 000 Euro aus der Pauschale von 2019 und 2020 genutzt werden.

Das jetzige Ortschaftszentrum wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Stall errichtet. Damals wurde das Gut Müller enteignet, die Fläche an sogenannte Neubauern verteilt. Und in diesem Zusammenhang entstand der Stall, der später als Kindergarten umgebaut und genutzt wurde, bis zu den 1980ern dann als Hort. Später nutzte die Gemeinde Schlauroth das kleine Haus, nach der Eingemeindung nun der Ortschaftsrat. Zweimal pro Woche findet hier Sport statt, Yoga und Gymnastik, Vorträge, Familiennachmittage und andere Veranstaltungen. Aber die Substanz bröckelt seit Jahren. Balken sind durchgebogen, deshalb kann Ortsvorsteher Bernd Wünsche zwei Fenster seines Büros im oberen Stock nicht mehr öffnen. Bei einer Stelle im Fußboden hat er ein ungutes Gefühl, dort hört es sich nach einer Hohlstelle an. Risse durchziehen das Mauerwerk. Es gibt nur eine einzige Toilette, von Barrierefreiheit braucht man nicht zu sprechen. Die Schlaurother versuchten, das Gebäude zu erhalten, haben zum Beispiel das Mauerwerk neu verputzt und gestrichen. Aber die Risse traten erneut hervor, erzählt Bernd Wünsche. Bei einem Vor-Ort-Termin vor zwei Jahren hatte auch die Stadtverwaltung festgestellt, dass eine Instandhaltung nicht weiterführt.

Viele Nutzungen hatte auch das Teichhäusl an Schlauroths Dorfteich. Es war eine Bushaltestelle, Aufenthaltsraum, Werk-stattraum für Gemeindemitarbeiter, Veranstaltungsraum. Und es ist ebenfalls recht marode. Nach den jetzigen Plänen soll das Teichhäusl abgerissen und an seiner Stelle das neue Ortschaftshaus gebaut werden. Das soll möglichst etwas mehr Platz für Veranstaltungen bieten als das alte bisher. Einen Raum, in dem bis zu 45 Menschen Platz finden, fände Bernd Wünsche sinnvoll. Die Schlaurother haben darauf eigentlich sogar Anspruch. Im Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Görlitz von 1994 steht, dass und wie das kulturelle Leben in Schlauroth erhalten werden soll. Konkret ging es um den ehemaligen Kindergarten als Sitz des Ortschaftsrates, die alte Schule, die als Bürgerhaus erhalten werden sollte und das einstige Herrenhaus, das zu Sozialwohnraum werden sollte. Aber: Das Herrenhaus ist bis heute gesperrt. Und auch die alte Schule steht nicht mehr zur Verfügung, sie wurde zur Privatnutzung verkauft, „dem haben wir als Ortschaftsrat auch zugestimmt“, erzählt Bernd Wünsche. „Wir dachten damals: Drei Gebäude benötigen wir nicht unbedingt.“ Aber am Ende blieb nur das eine, der ehemalige Kindergarten. 

In Bernd Wünsches Büro im Schlaurother Ortschaftsgebäude hängt eine Decke so stark durch, dass sich zwei Fenster nicht mehr öffnen lassen. 
In Bernd Wünsches Büro im Schlaurother Ortschaftsgebäude hängt eine Decke so stark durch, dass sich zwei Fenster nicht mehr öffnen lassen.  © Nikolai Schmidt