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Schlossherr sucht Stuhlpaten

Sebastian Flämig restauriert das frühere Kuppritzer Herrenhaus und öffnet es für die Kultur. Jeder kann dabei helfen.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Kuppritz. Zwei messingfarbene Plaketten gibt es schon: Monika und Thomas Flämig, beide Ärzte in Niesky und Verwandte von Schlossbesitzer Sebastian Flämig, haben sich auf zwei Stühlen verewigt. Quasi als Anschauungsmodell für Nachahmer. Denn Flämig, der vor fünf Jahren das Schloss in Kuppritz bei Hochkirch gekauft hat und seitdem Schritt für Schritt restauriert, hat eine Stuhlpaten-Aktion ins Leben gerufen. Wer mindestens 20 Euro – „gern auch mehr“, sagt Flämig lächelnd – spendet, bekommt „seinen“ Stuhl mit Namensschild. Wer lieber anonym bleiben möchte, kann das kleine Schild auch anderweitig beschriften lassen.

Die ersten Paten haben sich schon gemeldet, weitere sind willkommen. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, könne ja solch eine Patenschaft auch verschenken. Immerhin stehen 50 der rot bezogenen Stühle zur Verfügung. Die hat Sebastian Flämig vor Kurzem für den bereits fertig restaurierten Blauen Saal angeschafft, der durch seine jahrhundertealte bemalte Holzdecke besticht. Am ersten Adventswochenende war Sitz-Premiere bei zwei Konzerten mit Mitgliedern des Dresdner Kammerchors.

Konzerte auf der Baustelle

Seit einiger Zeit hat Sebastian Flämig, der selbst Musiker und Musikpädagoge ist und einst im Dresdner Kreuzchor sang, immer mal wieder zu „Konzerten auf der Baustelle“ eingeladen. Auch nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten soll die Musik im Schloss ein Zuhause haben. Geplant ist eine Begegnungsstätte und Musikakademie. So können sich kleinere Ensembles für einige Tage hier her zum Proben zurückziehen und zum Abschluss im Blauen Saal ein Konzert geben.

Erste Anfragen gibt es schon, sagt Flämig. Auch andere Veranstaltungen – Lesungen, Ausstellungen, Vorträge – sind denkbar. In einem weiteren Raum, dem Grünen Salon, ist sogar ein kleines Kino geplant. Der Gelbe Saal soll wie früher wieder Speisesaal werden, das Jagdzimmer zum Vereinszimmer.

Für die Verwirklichung seiner Pläne hat Flämig einen gemeinnützigen Verein, den Freundeskreis Schloss Kuppritz, gegründet. Bis Mitte nächsten Jahres sollen die Räume in der ersten Etage weitestgehend fertig sein. Im zweiten Obergeschoss wird es auch allmählich wohnlich. Dort möchte Sebastian Flämig, der in Potsdam aufgewachsen ist und in der Oberlausitz einige Verwandte hat, selbst einziehen. Außerdem sind fünf Gästezimmer geplant, in denen Musiker, die hier proben, übernachten können. In der Schlossküche im Erdgeschoss soll künftig wieder gekocht werden. Die dafür nötigen Leitungen und Anschlüsse sind mittlerweile verlegt. Ansonsten braucht es noch etwas Fantasie, um sich den Raum als Küche vorzustellen.

Mit Mut und Fantasie

Viel Fantasie und Mut hat Sebastian Flämig von Anfang an für sein Vorhaben gebraucht. Zwar machte das Schloss zunächst gar keinen so schlechten Eindruck. Doch nach und nach stellte sich heraus, wie viel Arbeit nötig ist, um alles herzurichten. Flämig freut sich über jedes Detail, das wieder entsteht, zum Beispiel die Stuckkanten an den Decken, von denen größtenteils nur noch Fragmente erhalten waren.

Demnächst kommt auch eine alte Tür, die nach einem früheren Umbau des Schlosses im Forsthaus von Sornßig gelandet war, wieder zurück. Für die Sanierung der Räume, die öffentlich genutzt werden sollen, gibt es Fördermittel. Doch damit ist längst nicht alles abgedeckt, auch nicht die Bestuhlung für den Blauen Saal. Sebastian Flämig freut sich daher über jeden Paten, der ihm ein klein wenig hilft, das Schloss wieder schön werden zu lassen.

Alle Infos zur Stuhlpatenschaft unter www.schloss-kuppritz.de/stuhlpatenschaft