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Schwan um Schwan

Für die Jungtiere im Carolasee gab es gestern einen Ring an die Kralle. Die beiden Schwäne dankten mit Schlägen.

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Von Linda Barthel

Erst fliegen Toastscheiben, dann Federn. Kaum haben sich die Schwäne im Großen Garten auf ihren unerwarteten Nachmittagssnack gestürzt, da ist es mit dem Schmaus auch schon vorbei. Die zwei Jungtiere werden mit flinken Händen gepackt und zu Boden gedrückt. Doch Vorsicht, wem hier Böses schwant. Den beiden werden nicht die Hälse umgedreht, sie bekommen lediglich einen Ring an ihre Beine.

Der kennzeichnet die am Pfingstsonntag geschlüpften Schwäne künftig mit einer Nummer. „Dadurch wissen wir, wo sie sich hinbewegen, mit wem sie sich paaren und wie alt sie werden“, sagt Thomas Eißer. Der 49-Jährige ist seit 2007 als ehrenamtlicher Beringer unterwegs. Zu seinem Gebiet gehören neben dem Großen Garten auch das Moritzburger Teichgebiet, Radeburg und Dippoldiswalde. Zwischen 30 und 40 Brutpaare betreut er zurzeit.

Gestern waren mal wieder die Schwäne im Carolasee an der Reihe. Als Eißer und seine Assistentin Juliane Mommert dort ankommen, regnet es in Strömen. Mit dem Wetter haben die beiden zwar Pech, dafür stehen die Schwäne gerade allesamt auf der Wiese. „Das macht es uns viel leichter, weil wir sie nicht erst aus dem Wasser holen müssen“, sagt Eißer. Nun ist schnelles Reaktionsvermögen gefragt. Der Beringer und seine Assistentin packen die beiden Toastbrot pickenden Jungtiere am Hals, zerren sie zu Boden und klemmen die Körper zwischen ihre Beine. Mit geübter Hand bindet Eißer die kleinen Füße der Schwäne mit Klettband zusammen. Das war’s mit der Beinfreiheit.

Die Tiere schlagen wild mit den Flügeln um sich und lassen Federn rieseln. Doch es nützt alles nichts, sie sind gefangen. Allerdings nur für kurze Zeit. Eißer beeilt sich mit dem Beringen – auch zu seiner eigenen Sicherheit. Mama Schwan ist nämlich nicht sehr erfreut. Wild fauchend rennt sie immer wieder auf den 49-Jährigen zu. Der hat zum Glück seine Assistentin dabei, die das Muttertier bei jedem neuen Angriffsversuch mit vollem Körpereinsatz vertreibt. Nach einer Viertelstunde kann die Schwanen-Dame dann wieder beruhigt ihre Bahnen im Carolasee ziehen. Die Jungtiere sind frei und tragen jetzt beide ihren Ring. Außerdem hat Juliane Mommert Gewicht, Flügellänge und die Körpertemperatur in einem Notizbuch vermerkt. Für Jungtier Nummer drei wurden die Daten bereits Ende letzter Woche aufgenommen. „An dem Tag haben wir die anderen beiden leider nicht erwischt“, sagt Eißer. Dafür war das Team gestern erfolgreich.